29.03.2024

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31.12.11 / Wider die Staatserziehung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Wider die Staatserziehung

In seiner Streitschrift „Über Freiheit“ (1859) warb der liberale Philosoph John Stuart Mill (1806–1873) einst für die „Mannigfaltigkeit der Erziehung“. Eine allgemeine Erziehung durch den Staat habe nur den Zweck, den Menschen zu „modeln“, in eine Schablone zu zwängen, die dem „Geschmack der in der Regierung vorherrschenden Macht“ entspreche. Hier zeige sich ein Despotismus über den Geist, dem es zu widerstehen gelte, forderte einer der Urväter des Liberalismus.

Die Worte Mills scheinen heute weitgehend ungehört zu verhallen. Eigentlich müsste die FDP die Worte Mills ständig auf ihren bildungspolitischen Schild heben. Doch davon hört man nichts. Stattdessen tragen sie wortlos die von sozialistischen Konzepten getriebenen Bildungsmodelle von CDU, Grünen oder SPD mit.

Die „Mannigfaltigkeit“ der Erziehung, die individuelle Förderung des Einzelnen, ist durch nichts zu ersetzen, zeigen auch neueste Erkenntnisse. Am besten gelingt dies im gegliederten Schulsystem und in funktionierenden Familien; dort, wo (meist) die Mütter ihre Kinder zu kulturellen, sozialen oder sportlichen Angeboten bringen oder am Nachmittag die Schulaufgaben kontrollieren. Oft genug muss das magere und wenig motivierende schulische Angebot durch außerschulische Chemie-, Sprach- oder Physikkurse ergänzt werden.

Solche Bildungsansätze passen linken Bildungspolitikern schon lange nicht ins Konzept, weswegen sie Ganztagsunterricht, Gesamtschulen, Kuschelpädagogik und gemeinsames Lernen favorisieren. Allesamt Konzepte, deren schlechte Ergebnisse auch in Frankreich, England oder den USA zu besichtigen sind. H.E.B.

 

Zeitzeugen

Christa Goetsch – Die ehemalige grüne Bildungssenatorin Hamburgs wollte das von Sozialdemokraten über Jahrzehnte kaputt reformierte Schulsystem noch einmal reformieren und die bisher erfolgreichste Schulform, das achtjährige Gymnasium, zugunsten von Gesamt- und Stadtteilschulen abschaffen. Nur ein Volksentscheid und eine folgende Wahlniederlage verhinderten ihre Pläne. Inzwischen ist es sehr ruhig und einsam um die ehemalige Zweite Bürgermeisterin geworden, die noch im Hamburger Landesparlament sitzt.

Josef Kraus – Jede Menge Polemik muss sich der 62-jährige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes immer wieder anhören, weil er für das gegliederte und erfolgreiche deutsche Schulsystem eintritt. Hartherziger als Steine sei er und „Ewig-Gestrige“ seien ihm gegen-über ja noch fortschrittlich, monieren seine Kritiker. Dennoch lässt es sich Kraus nicht nehmen, gegen Kuschelpädagogik zu streiten.

Michael Winterhoff – Der Kinderpsychiater („Warum unsere Kinder Tyrannen werden“) sieht das Gleichgewicht von Eltern und Kindern gefährdet. Mehr Gelassenheit seitens der Eltern, aber auch mehr Orientierung für die Kinder, fordert Winterhoff. Eltern sollten Kinder wie Kinder und nicht wie kleine Erwachsene oder Partner behandeln. Respekt und Regeln seien für ein gesundes Aufwachsen unverzichtbar, so der 56-Jährige.

John Stuart Mill – Schon mit drei Jahren begannen die Eltern des berühmten Philosophen und Ökonomen (1806–1873) mit der Ausbildung ihres ersten von neun Kindern. Er begann mit dem Erlernen von Griechisch und Latein, später sprach er auch fließend Deutsch und Französisch. Berühmt wurde Mill später als Vertreter des Utilitarismus, des Nützlichkeitsprinzips, und als Nationalökonom.

Monika Hohlmeier – Sieben Jahre lang war die Tochter von Franz-Josef Strauß bayrische Kultusministerin und damit verantwortlich für eines der erfolgreichsten Schulsysteme Deutschlands. Das gegliederte Schulsystem versuchte sie flexibler und durchlässiger für verschiedene Bildungswege zu machen; so konnte beispielsweise die Hochschulreife auch über Fach- und Berufsoberschulen erreicht werden. Ihre zwei Kinder schickte sie lieber auf die Waldorfschule.


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