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31.12.11 / Krass daneben / Vor allem staatliche Institutionen stellen falsche Wachstumsprognosen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Krass daneben
Vor allem staatliche Institutionen stellen falsche Wachstumsprognosen

Alle Jahre wieder zum Jahreswechsel erstellen Astrologen anhand von Sternenkonstellationen für jedes Sternzeichen ein Jahreshoroskop; auch Wirtschafs- und Finanzinstitute sowie staatliche Stellen wagen sich aufgrund der Analyse der vorliegenden Wirtschaftsdaten an eine Prognose über die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt einen leichten Rückgang beim BIP im ersten Quartal 2012 voraus und sieht somit eine „technische Rezession“ auf Deutschland zukommen. Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) senkt seine Konjunkturprognose für 2012, geht aber immerhin noch von einem Wachstum von 0,5 Prozent aus. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet mit einer Stagnation beziehungsweise Schrumpfung des BIP um 0,1 Prozent. Das von dem bekannten Ökonom Hans-Werner Sin geführte ifo-Institut deutet die Lage zwar positiver, kann für 2012 aber auch nur 0,4 Prozent BIP-Wachstum erkennen. Vergleichsweise optimistisch ist die Bundesregierung. Sie geht zwar nicht mehr von 1,8 Prozent Wachstum aus, meinte aber im Oktober noch, ein Prozent Wachstum für 2012 zu erkennen. Die Bundesbank senkte bereits ihre Vorhersage von 1,8 auf 0,6 Prozent und auch die EU-Kommission legt nur 0,2 Prozent zusätzlich drauf.

Da Unternehmen, aber auch Bund, Länder und Kommunen bei ihren Planungen für das Jahr 2012 von einer Größe des Wirtschaftswachstums ausgehen müssen, haben sie die Qual der Wahl aus diesem bunten Strauß der Möglichkeiten, die von Rezession über Stagnation bis Wachstum reichen. Doch wer prognostiziert richtig?

Die „Financial Times Deutschland“ überprüft jedes Jahr am Ende, inwieweit die kurz vor Jahresbeginn getätigten Prognosen dann auch wirklich eintrafen. Eine Rangliste der Prognosen zum deutschen BIP von 2002 bis 2011 zeigt, wer mit seinen Vorhersagen am dichtesten an der Wirklichkeit lag. Das Ergebnis ist aufschlussreich und ernüchternd zugleich. Am erfolgreichsten deutet offenbar die Bank M.M. Warburg die Wirtschaftsdaten, gleich danach die „Ausländer“ Bank of America mit Merrill Lynch, Société Générale, Goldmann Sachs und SEB. Erst dann kommen RWI Essen, das ifo-Institut und IMK. Das IfW Kiel ist schon nur auf Platz elf, die Deutsche Bank und die Commerzbank sind auf Platz 19 und 20. Dann auf den hinteren Plätzen kommen die Prognosen der Bundesregierung (28), der OECD (39), des Sachverständigenrat (40), der Bundesbank (43), des Internationale Währungsfonds (45) und der EU-Kommission (46).

Das heißt also, dass die Wirtschaftswachstumsprognosen eigentlich aller staatlichen und halbstaatlichen Stellen am meisten an der Realität der BIP-Entwicklung vorbeigehen. Doch genau auf diese überwiegend falschen Prognosen basieren die Haushaltsplanungen, die Geldpolitik und die Euro-Rettung. Man muss kein Astrologe sein, um zu erkennen, dass die Sterne für eine Gesundung des defizitären deutschen Staatshaushalt 2012 nicht günstig stehen. Rebecca Bellano


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