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31.12.11 / Armut heißt seine Braut / Leitstern auch für unsere Zeit: Große Ausstellung über Franz von Assisi in Paderborn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Armut heißt seine Braut
Leitstern auch für unsere Zeit: Große Ausstellung über Franz von Assisi in Paderborn

Der heilige Franz von Assisi predigte und lebte die Armut. Überaus reich ist hingegen die Schau, die im Erzbischöflichen Diözesanmuseum in Paderborn gezeigt wird: mit Reliquien des Heiligen, prachtvollen Miniaturen aus dem Vatikan sowie Gemälden und Skulpturen.

Noch heute ist die Gemeinschaft der Franziskaner, die sich auf eine der wirkmächtigsten und bis heute populärsten Heiligengestalten des Mittelalters beruft, mit 15500 Mitgliedern sehr groß.

„Franziskus – Licht aus Assisi“ heißt die Ausstellung im Diözesanmuseum in Paderborn, die dem Heiligen, der am 4. Oktober verehrt wird, seit dem 9. Dezember bis zum 6. Mai 2012 gewidmet ist.

Die kunst- und kulturhistorische Ausstellung umfasst 14 themenbezogene Einheiten. Am Anfang stehen die charis-matischen Gründergestalten Franzis­kus und Klara von Assisi. Weiter werden wichtige Aspekte der beeindruckenden Wirkungsgeschichte der Orden in Mittelalter und Neuzeit bis zur Aufhebung vieler Konvente infolge von Säkularisation und Kulturkampf im 19. Jahrhundert beleuchtet. Anhand von Lebensbildern bedeutender Heiliger wie Berthold von Regensburg und Elisabeth von Thüringen werden zentrale Leitmotive franziskanischer Spiritualität vorgestellt.

Ergänzt wird „Franziskus – Licht aus Assisi“ durch eine zeitgenössische großformatige Filminstallation des Künstlerduos M + M in der Paderborner Fußgängerzone, die Franziskus’ Bruch mit seinem Vater und die radikale Abkehr vom Reichtum darstellt, und durch das Franziskanerkloster Paderborn. „Unser Kloster ist die Welt“ dokumentiert das Engagement der franziskanischen Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Im Fokus der Schau stehen franziskanische Lebensentwürfe zwischen Industrialisierung und Globalisierung angesichts einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft.

Franz von Assisi wurde Ende des 12. Jahrhunderts als Sohn des reichen Textilhändlers geboren. Er wächst in einem privilegierten Stand auf, erhält eine schulische Grundausbildung, ist Mitglied in der führenden Zunft der Kaufleute. Er genießt die Vorzüge seines Standes, wozu auch eine ausschweifende Lebensweise gehörte.

Die existenzielle Erfahrung von Kriegsgefangenschaft und Krankheit stürzt ihn in eine innere Krise. Nach zwei eremitischen Jahren findet er – mittlerweile enterbt – in den Worten der Jüngeraussendung „Machet die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus ... weder Gold noch Silber sei in euren Gürteln, traget weder Röcke noch Schuhe ... umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet es auch“ (Mt. 10, 6-14) seinen Lebenssinn. Er wendet seinen Blick den Armen und Aussätzigen zu und legt seiner Regel mit Gründung des „Ordens der Minderbrüder“ (Minoriten) 1209/10, der von Papst Innozenz III. gebilligt wird, die göttliche Berufung zur Armut, zu hilfreicher Tat und Predigt zugrunde.

Der einstige Kaufmannssohn nimmt sich Christi Lehre und Leben kompromiss- und bedingungslos zum Vorbild, bricht mit leeren Händen auf, versucht, unter Achtung der Schöpfung, Frieden zu stiften und zusammen mit seinen Gefährten die Menschen­freundlichkeit Gottes erfahrbar zu machen.

Schnell sammelt sich um den Revolutionär Franziskus mit dem einfachen Lebensstil und der klaren Sprache eine religiöse Gemeinschaft, die sich von Assisi ausgehend in ganz Italien und dem Umland ausbreitet. 1221 gibt es die erste Franziskus-Bruderschaft in Deutschland.

Neben dem Minoritenorden gründete sich mit Klara von Assisi der weibliche Zweig, der noch stärker auf Armut und das kontemplative Leben in der Abgeschiedenheit der Klausur bedacht war. Ein weiterer Orden, gegründet 1221, nimmt Laien in die Bruderschaft auf.

„Licht aus Assisi“, der Titel der Ausstellung, ist auch Programm. Die Räume sind sehr hell und gut beleuchtet, überall wird man von warmem Licht empfangen. Der erste Teil ist dem Sonnengesang gewidmet, dem wohl bekanntesten Text Franziskus’. Dazu wurden mehrere große Leinwände mit dem Text übereinandergelegt und diffus beleuchtet. So sind zwei Hauptelemente bereits benannt, zum einen das Licht, zum anderen der Text. Dominierend in der Ausstellung sind die zahlreichen Handschriften, die man in so einer Dichte nirgends antrifft, darunter Breviers, Bullen, Graduale und eine Schriftprobe des Franziskus.

Die Ausstellung führt rund 200 qualitätsvolle und hochkarätige Exponate aus nationalen und internationalen Museen und Bibliotheken in Paderborn zusammen. Gezeigt werden Stücke aus zahlreichen internationalen Museen und Bibliotheken wie dem Louvre in Paris, der Vatikanischen Pinakothek und der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom oder dem Bayerischen Nationalmuseum München. Erstmals sind Fragmente der beim Erdbeben von 1997 beschädigten Gewölbemalereien aus der Kirche von San Francesco in Assisi zu sehen. Ein kostbares Exponat kommt direkt aus der Reliquienkapelle in Assisi, nämlich der Abendmahlskelch und die Patene. Dieses silberne Gefäß spiegelt den Wunsch des Franziskus wider, „alles, was zum Opfer gehört, solle in kostbarer Ausführung“ gehalten sein, um „den heiligsten Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus“ in angemessener Weise zu verehren. Christiane Rinser-Schrut

Die Ausstellung „Franziskus – Licht aus Assisi“ im Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Markt 17, 33098 Paderborn, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.


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