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31.12.11 / Rendez-vous mit Miss Marple / Wohlig-schaurige Nächte in Deutschlands erstem Krimihotel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Rendez-vous mit Miss Marple
Wohlig-schaurige Nächte in Deutschlands erstem Krimihotel

Oh schaurig ist’s, durch die Eifel zu wandern, möchte man angesichts der zahlreichen Krimis mit Eifeler Lokalkolorit ausrufen. Die spannenden Romane Jacques Berndorfs können zur Lesesucht führen. Hobbydetektiv Siggi Baumeister, der die zum Teil grausigen Mordfälle in verträumten Ortschaften mit Verstand und Humor löst, ist heute in aller Munde und sein geistiger Vater ein weit über die Landesgrenzen hinaus berühmter Autor.

Was lag da näher, als am Ort der fiktiven Verbrechen eine Eifel-Krimilandschaft zu erschaffen. Hillesheim, ein romantischer, gerade einmal 2800 Seelen zählender Ort mit mittelalterlicher Stadtmauer und berüchtigtem Hexenturm, bot sich als Standort für das erste Krimihotel Deutschlands an. Das Gebäude mit verschnörkelter Fassade, Erkern und Türmchen ist ein Déjà-vu für jeden Krimifreund. Es erinnert auf Anhieb an das düstere Haus des Norman Bates aus Alfred Hitchcocks Kultschocker „Psycho.“ Einen jeden, der die knarrenden Holzstufen hinaufsteigt und die langen dunklen Gänge entlang schreitet, erfasst ein wohliger Schauder.

„Das ist ja nur der Einstieg“, schmunzelt Hoteldirektor Christoph Böhnke und öffnet die Tür zu seiner Linken. Altmodische Tischlämpchen verströmen rosiges Licht und aus dem Hintergund erklingt jene Melodie, die stets die filmischen Abenteuer von Jane Marple ankündigt. Im „Miss-Marple-Zimmer“ ist alles so hergerichtet, als habe Agatha Christies Meisterdetektivin gerade den Raum verlassen. Schlapphut und Handschuhe liegen lässig auf dem riesigen Ohrensessel, und am Chippendale-Tischchen lehnt ihr Golfschläger.

Die übrigen Zimmer sind nicht minder stilgerecht ausgestattet. Während sich neben James Bonds Bett eine laszive Blondine im goldenen Bikini räkelt, prangt bei Derrick ein gigantisches Foto des Hauptdarstellers Horst Tappert an der Wand. Und in Zimmer 33 hält „Der Pate“ Hof. Marlon Brandos düsterer Blick ruht auf dem Betonfuß neben der Tür, mit dem abtrünnige Mafiosi erbarmungslos in den Tiefen eines Hafenbeckens oder Sees „entsorgt“ wurden.

Nach dieser Besichtigungstour tut ein Gin Tonic gut, der vor dem flackernden Kaminfeuer im herrlich plüschigen Salon eingenommen wird, bevor der Küchenchef zum Vier-Gang-Krimi-Dinner bittet. Wie wäre es heute mit der „Verdächtigen Spur“ aus Perlhuhnbrust und Süßholzsoße, gefolgt von Poirots Lieblingsdessert mit geeisten Erdbeeren? Zu bestimmten Terminen werden die Menüs zur Freude des Publikums von Lesungen bekannter Krimiautoren begleitet.

Wer die erste Nacht im Krimihotel lebend überstanden hat, begibt sich am nächsten Tag mit Dane Spur, einer besonders ausgebufften Ermittlerin, auf die Fährte lokaler Verbrechen, die Jacques Berndorf erdacht hat. Ralf Kramp, ein inzwischen nicht minder bekannter Autor, ist auch von der Partie. Die Tour führt kreuz und quer durch das Städtchen, vorbei an schönen alten Häusern im Windschatten der wehrhaften Stadtmauer, zu Siggi Baumeister und Herbie Feldmann, den Protagonisten der Eifel-Krimis, die mit ihren Spürnasen bislang jede böse Tat in der Region aufgedeckt haben.

Welches Verbrechen wurde am Brunnen auf dem Marktplatz begangen, will Dane Spur, alias Brunhilde Rings, von ihren Gästen wissen. Hier sind die kleinen grauen Zellen der Gäste gefragt, die voller Begeisterung ihren Fragebogen ausfüllen. Ein großer Spaß für alle krimierprobten Teilnehmer, zumal die Chefermittlerin zuvor Passagen aus den Werken von Jacques Berndorf und Ralf Kramp vorlas, in denen die Lösungen versteckt sind. Am Ende der Führung landet die Gruppe im „Kriminalhaus“, wo sich auch das „Café Sherlock“ befindet. Dieses urige Lokal verbindet auf reizvolle Art die typischen Merkmale eines englischen Pubs mit denen eines viktorianischen „Tearooms“. Gleich nebenan prunkt Hillesheim mit dem Deutschen Krimi-Archiv, das an die 26000 Bände Krimiliteratur umfasst. Ein Dorado für Liebhaber spannender Lektüre, die hier nach Herzenslust schmökern können.

Gelegentlich trifft man im Rauchsalon des „Café Sherlock“ auf Jacques Berndorf. Während er sein Pfeifchen schmaucht, nippt er an einer Tasse Earl Grey, plaudert jovial mit den Gästen und schreibt auch gern eine Widmung in eines seiner Bücher. Sein neuester Eifel-Krimi heißt „Die Eifel-Connection“ und behandelt einen besonders brisanten Fall aus der knallharten Geschäftswelt, der natürlich den Journalisten und engagierten Ermittler Siggi Baumeister sofort auf den Plan ruft. Mehr wird hier nicht verraten.

Weitere ebenso spannende wie amüsante Krimi-Wandertouren warten auf jene, die ihren Aufenthalt in der Eifel voll auskosten wollen. Empfehlenswert ist die viereinhalbstündige Exkursion „zwischen malerischem Burgort, schaurigem Wasserfall und faszinierender Krimilandschaft“ unter der kundigen Führung von Ermittlerin „Klara Blick“, die in Kerpen ihren Anfang nimmt. Während einer Pause in einem Wald voll düsterer Tannen erklärt Klara – im bürgerlichen Leben Dorita Molter-Frensch –, dass die verschiedenen Krimitouren rund um das Jahr stattfinden. Die hartgesottenen Eifel-Ermittler verfolgen halt bei jedem Wetter verdächtige Spuren. Selbst im tiefsten Winter bei Eis und Schnee. Uta Buhr

Mehr Informationen im Internet unter www.tatort-eifel.de


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