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14.01.12 / Loyalität und Missbrauch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Jan Heitmann:
Loyalität und Missbrauch

Fast täglich gibt es neue Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten, verstrickt er sich mehr in Widersprüche und großzügige Interpretationen von Wahrheit. Dennoch, viele halten zu ihm, werfen seinen politischen Gegnern und den Medien vor, eine Hetzjagd gegen ihn zu betreiben. Dieser Vorwurf geht allerdings fehl. Es geht längst nicht mehr allein darum, ob Wulff den Privatkredit hätte annehmen sollen, sondern es geht darum, dass er darüber als Ministerpräsident den Landtag belogen hat. Es geht nicht mehr allein darum, ob er von der Bank einen Vorzugskredit erhalten hat, sondern darum, dass er über den Zeitpunkt des Abschlusses die Unwahrheit gesagt hat. Und es geht auch nicht mehr allein darum, ob er sich mit seiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter des „Bild“-Chefredakteurs danebenbenommen hat, sondern darum, dass er darüber in seinem Fernsehinterview falsch ausgesagt hat. Hätte Wulff gleich zu Beginn der Affäre mit rückhaltloser Offenheit und Ehrlichkeit reagiert, wäre die Sache vermutlich längst vom Tisch. So aber hat er sich durch unkluges Taktieren selbst in diese fatale Lage manövriert.

Die Medien haben über diese Dinge wahrheitsgemäß berichtet, wie es ihre Aufgabe ist. Wer dies kritisiert, verwechselt Ursache und Wirkung. Der Rückhalt, den Wulff in großen Teilen der Bevölkerung trotz allem genießt, ist Ausdruck des durchaus positiven deutschen Wesenszuges, lange loyal zur Staatsführung zu stehen und nicht bei jeder Kleinigkeit den Stab über ihr zu brechen. Im Falle des sonst so gern moralisierenden, jetzt aber taktierenden Bundespräsidenten wird diese Loyalität allerdings missbraucht.


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