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14.01.12 / Härtester Hotelmarkt der Welt / Mehr Betten als New York: Touristenmagnet Berlin bleibt ein günstiges Reiseziel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Härtester Hotelmarkt der Welt
Mehr Betten als New York: Touristenmagnet Berlin bleibt ein günstiges Reiseziel

Schon jetzt mehr Hotelzimmer als New York und weitere 42 Häuser in der Planung – unter Touristen gilt Berlin als preisgünstiges Reiseziel, innerhalb der Tourismusbranche gilt die Stadt allerdings inzwischen als schwieriger Markt.

Die Nachfrage steigt – die Preise sinken. Ein Phänomen, mit dem Berlins Hotelgewerbe bereits seit einiger Zeit konfrontiert wird. Mit rund 22 Millionen Übernachtungen im Jahr 2011 verzeichnet Berlin wieder einen Rekordwert, trotzdem lassen sich am Markt kaum höhere Preise durchsetzen. Die deutsche Hauptstadt ist so reichlich mit Hotelzimmern ausgestattet wie nur wenige andere Metropolen. Derzeit verfügt Berlin über 125000 Hotelbetten. Das sind 30000 Betten mehr, als sie zum Beispiel New York anbieten kann.

Folge: Berlin ist im internationalen Vergleich eines der wenigen Reiseziele mit sinkenden Übernachtungspreisen, trotz Besucherboom. Im Durchschnitt kostete im vergangenen Jahr ein Hotelzimmer nach Angaben des Buchungsportals HRS lediglich 82,32 Euro. Mit seinen günstigen Hotelpreisen entwickelt sich Berlin immer mehr zur Ausnahme unter den internationalen Metropolen: Eine Übernachtung in New York kostete im Durchschnitt knapp 180 Euro – 14 Prozent mehr als im Jahr 2010. In Rio de Janeiro betrug der Anstieg sogar 30 Prozent zum Vorjahr – im Schnitt mussten 175 Euro bezahlt werden.

Viele Hoteliers sehen durch die niedrigen Preise bereits die wirtschaftlich verkraftbare Schmerzgrenze erreicht, sodass sogar schon vom „härtesten Hotelmarkt der Welt“ die Rede ist. Für viele Touristen sind die günstigen Preise allerdings immer öfter ein Zusatzargument für eine Reise an die Spree: Nach 20,8 Millionen Übernachtungen im Jahre 2010 hat ihre Zahl 2011 die Marke von 22 Millionen erreicht oder gar bereits überschritten. Dies lässt sich aus der bereits recht exakten Hochrechnung der vorliegenden Daten ermitteln.

Berlin ist mit solchen Übernachtungszahlen, hinter London und Paris, zur Nummer drei der Touristenmetropolen in Europa aufgestiegen. Auch die Zukunftsprognosen sind günstig: Bereits in fünf Jahren wird mit 30 Millionen Übernachtungen gerechnet. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass trotz der in der Hotelbranche weitverbreiteten Klage über das niedrige Berliner Preisniveau immer noch ein Bauboom bei Hotels herrscht. Weitere 42 Hotels mit 8000 Betten sind derzeit in Planung, allein im laufenden Jahr werden weitere 21 Häuser ihren Betrieb aufnehmen.

Als eines der ersten Hotels wird die Berliner Filiale des renommierten Waldorf Astoria in der sogenannten City West dieses Jahr ihre Pforten öffnen. Mit der Luxusherberge wird Berlin künftig über 24 Häuser im Premiumsegment verfügen, darunter internationale Aushängeschilder wie das Adlon und das Kempinski. Mitursache für das große Angebot bei den Spitzen-Adressen ist, dass die Zimmerpreise im Fünf-Sterne-Bereich bisher nur marginal nach unten gingen. Preise von durchschnittlich 144 Euro ohne Mehrwertsteuer und Frühstück in Berlins Fünf-Sterne-Häusern, wie sie der Branchenverband Dehoga ermittelt hat, sind im Vergleich zum hohen Niveau von Metropolen wie New York, London und Paris allerdings immer noch ein Schnäppchen.

Für Veranstalter von Kongressen und Messen ein starkes Argument für Berlin. Neue Modemessen, wie etwa „Bread and Butter“, haben allein eine Viertelmillion Besucher in die Stadt gezogen. Solche Gäste kommen nicht nur zusätzlich zu den übrigen Touristenströmen, sondern sie gelten auch als besonders zahlungskräftig: Im Schnitt liegen die Ausgaben eines Berlin-Besuchers bei 200 Euro pro Tag. Messe- und Kongressgäste lassen dagegen durchschnittlich täglich 300 Euro in der Stadt.

Der Berliner Handel erzielt inzwischen etwa zehn bis 15 Prozent seiner Einnahmen durch auswärtige Besucher. Bei den großen Warenhäusern wie etwa dem altehrwürdigen KaDeWe, aber auch bei Häusern wie Kaufhof oder Karstadt tragen Touristen sogar bis zur Hälfte zum Umsatz bei. Ähnlich sieht es Kennern zufolge bei der Gastronomie, den Theatern und Museen aus.

Kaum verwunderlich ist, dass die Touristenströme die Begehrlichkeiten von Berliner Finanzpolitikern geweckt haben. Schließlich ist die deutsche Hauptstadt in atemberaubendem Maße verschuldet. Für den rot-schwarzen Senat ist die Einführung einer Bettensteuer, der sogenannten „City Tax“, die ab 2013 etwa 40 bis 50 Millionen Euro pro Jahr einbringen soll, bereits beschlossene Sache. Norman Hanert


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