24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.01.12 / Mehr Schein als Sein / Statistiken lassen US-Wirtschaft besser aussehen, als sie es verdient

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Mehr Schein als Sein
Statistiken lassen US-Wirtschaft besser aussehen, als sie es verdient

Die „National Association of Realtors“, die US-Vereinigung von Immobilienmakler, hat im Dezember eingeräumt, ihre bisher veröffentlichten Verkaufsstatistiken für Bestandsimmobilien revidieren zu müssen. Eingestanden wurde, dass von Januar 2007 bis zum Oktober 2010 Verkaufszahlen zu hoch ausgewiesen worden sind: Im Durchschnitt wurden pro Jahr die Verkaufszahlen von 5,2 Millionen Objekten auf 4,4 Millionen verkaufte Bestandsimmobilien heruntergesetzt. Die Botschaft ist eindeutig: Die Lage auf dem US-Immobilienmarkt war noch trostloser als bisher angenommen.

Interessant sind die angeführten Gründe für die hohen Abweichungen. Angeführt wird unter anderem, dass in benachbarten Regionen Verkäufe gleich in die Statistik zweier Regionen aufgenommen und damit doppelt gezählt wurden. Aufschlussreich in Bezug auf die Qualität von US-Statistiken ist eine andere eingestandene Fehlerquelle: Auf Grundlage der Zahl der Maklerverkäufe wurde eine Schätzung der Immobilienverkäufe, die direkt durch Eigentümer erfolgt sind, vorgenommen. In der Praxis wurden dazu die fehlerhaften Maklerverkaufszahlen und längst überholte Werte der US-Bevölkerungsstatistik zu einer Hochrechnung herangezogen. Ergebnis: Hohe Verkaufszahlen, die allerdings nur auf dem Papier existiert haben.

Skepsis ist auch bei den amtlichen Statistiken zur US-Arbeitslosenquote angebracht: Auch zahlreiche deutsche Medien haben zum Jahresanfang unkritisch die Schlagzeile von einer überraschend auf 8,5 Prozent gesunkenen US-Arbeitslosenquote im Dezember übernommen. Die Wirklichkeit sieht aber ernüchternder aus: Die Stellschraube, mit der sich die US-Arbeitslosenquote in jede gewünschte Richtung drehen lässt, nennt sich NILF – „not in labour force“.

Gemeint sind damit eigentlich erwerbsfähige Personen, die dem Arbeitsmarkt aber nicht zur Verfügung stehen. Statistisch führt ein Zuwachs bei dieser Gruppe dazu, dass die Arbeitslosenquote sinkt. Der Dezember 2011, in dem der US-Jobmotor so unerwartet stark angesprungen sein soll, stellt gleichzeitig auch den bisher erreichten Rekordwert bei der „stillen Arbeitsreserve“ dar: 86,7 Millionen Menschen nach saisonbereinigten Daten und sogar 87,2 Millionen US-Amerikaner nach unbereinigten Daten sind es, die im Dezember zwar erwerbsfähig, aber für den Arbeitsmarkt nicht verfügbar gewesen sein sollen. Zieht man die unbereinigten Daten heran, wird die statistische Schummelei mit der Umwandlung von arbeitslosen Erwerbsfähigen in Nichterwerbswillige offensichtlich: Aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung stieg die Zahl der Erwerbsfähigen im Dezember um 143000. Sogar um 455000 Personen wuchs aber die „stille Reserve“ nach den unbereinigten Daten. Ein Phänomen, das regelmäßig auftaucht, wenn der Öffentlichkeit „erfreuliche“ Arbeitsmarktdaten präsentiert werden. Wie viele Menschen der „Stillen Reserve“ wirklich kein Interesse an einem Arbeitsplatz haben, weiß wahrscheinlich nur das US-Arbeitsministerium. N.H.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren