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14.01.12 / Als der alte Bach kam, legte der König die Flöte zur Seite

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Als der alte Bach kam, legte der König die Flöte zur Seite

Ein großer Name aus dieser Zeit ist Bach: Carl Philipp Emanuel, der zweite Sohn des berühmten Johann Sebastian, war von 1740 bis 1768 Cembalist in Friedrichs Hofkapelle. Mit 300 Thalern Jahresgehalt konnte er nicht überleben, so verkaufte er nebenher Kompositionen und gab Klavierunterricht. Zu seinen bekanntesten Werken aus dieser Zeit gehören seine sechs „Preußischen Sonaten“ (1742) und seine sechs „Württembergischen Sonaten“ (1744). Seine 1753 und 1762 in zwei Teilen erschienene theoretische Schrift „Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen“ ist ein typisches Beispiel für die aufgeklärte Seelenlage dieser Zeit.

Als Vater Bach 1747 einer Einladung Fried­richs nach Potsdam folgte, war die Aufregung groß. Der Musikwissenschaftler Johann Nikolaus Forkel schildert die Begegnung sehr anschaulich: „Der König hatte um diese Zeit alle Abende ein Kammerkonzert, worin er meistens selbst einige Konzerte auf der Flöte blies. Eines Abends wurde ihm, als er eben seine Flöte zurecht machte und seine Musiker schon versammelt waren, durch einen Offizier der geschriebene Rapport von angekommenen Fremden gebracht. Mit der Flöte in der Hand übersah er das Papier, drehte sich aber sogleich gegen die versammelten Kapellisten und sagte mit einer Art von Unruhe: Meine Herren, der alte Bach ist gekommen! Die Flöte wurde hierauf weggelegt, und der alte Bach, der in der Wohnung seines Sohnes abgetreten war, sogleich auf das Schloss beordert.“ Dort musste der Thomaskantor die auf mehrere Zimmer verteilten Silbermannschen Fortepianos beurteilen und bespielen. Bach bat den König um ein Fugenthema, das er aus dem Stegreif dann dreistimmig spielte.

Der König bewunderte die Kunst des Mannes aus Leipzig und forderte ihn auf, das Thema auch sechsstimmig zu spielen. Da aber musste Bach passen: „Ich merkte aber gar bald, dass wegen Mangels nötiger Vorbereitung, die Ausführung nicht also geraten wollte, als es ein so treffliches Thema erforderte“, schrieb er auf der späteren Widmung des Werks. „Ich fasste demnach den Entschluss, und machte mich sogleich anheischig, dieses recht Königliche Thema vollkommener auszuarbeiten und sodann der Welt bekannt zu machen.“

Es entstand das „Musikalische Opfer“, das später auch unter dem Titel „Preußische Fuge“ bekannt wurde und heute noch von so berühmten Pianisten wie Nikolaus Harnoncourt interpretiert wird. Kenner urteilen jedoch, das Thema sei so schwierig, dass es nicht unbedingt nur von königlicher Hand sei, sondern dass ihm dabei durchaus jemand geholfen haben könnte. Man denkt dabei sogar an den Bach-Sohn Carl Emanuel. Os


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