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14.01.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

noch immer klingen die Feiertage zum Jahresende in unserer Familienpost nach, denn so mancher Beitrag hat doch zum Nachdenken angeregt, weckte Erinnerungen oder überraschte mit Heimatlichem. Das trifft vor allem auf die „Weihnachtsfamilie“ zu, denn die Erinnerungen an die Feste in den verschiedenen Epochen unserer Flüchtlingsgeneration regten zum Mitteilen der eigenen Erlebnisse an, sodass ich jetzt schon eine neue Mappe angelegt habe – für die nächste Weihnachtsausgabe! Sehr erfreut war Herr Eberhard Wever, als er seine Erinnerung an den letzten Heiligen Abend vor der Flucht in der Weih­nachtsausgabe fand, es war für ihn „eine wunderbare, eine überwältigende Überraschung“. Vor allem, als er die Abbildung von der Bartensteiner Stadtkirche sah, die er als eine krönende Heraushebung seiner Schilderung des Gottesdienstes in dieser Kirche empfand. „Eine künstlerische Federzeichnung der alten Kirche meiner Heimatstadt, die bei den vielen Bartensteinern meiner Generation Begeisterung und Erinnerungen geweckt haben wird.“

Soviel zu den festlichen Nachklängen, aber nun hat uns ja der Alltag wieder, und das bedeutet für uns zuerst einmal aufzubereiten, was sich an Mitteilenswertem in der letzten Zeit ergeben hat. Da hat mich die Mitteilung von Herrn Winfried Brandes aus Harrislee, dass er Frau Ulrike Imhäuser aus Wuppertal zu 90 Prozent helfen konnte, sehr erfreut. Sie hatte auf der Frischen Nehrung bisher vergeblich das Grab ihres Ende März 1945 verstorbenen Vaters gesucht. Er wurde an der äußersten Spitze der Nehrung beim Forsthaus Möwenhaken begraben. Frau Imhäuser und ihr Mann aber konnten dort keinen Friedhof finden, als sie im vergangenen Jahr in Pillau waren. Herr Brandes äußerte sich nicht näher zu seiner Hilfe – da werden wir sicher von Frau Imhäuser mehr erfahren –, gibt uns aber für ähnliche Fälle viele Hinweise und listet die wichtigsten Adressen auf. Diese pflegen wir auch bei Anfragen mitzuteilen, wenn sie den Betreffenden unbekannt sind, ehe wir eine Suchfrage starten. Herr Brandes beschreibt die einzelnen Schritte der Vorgehensweise bei einer Suchaktion nach Grabstellen oder den letzten Aufenthaltsorten vermisster Angehöriger aber so präzise, dass wir bei betreffenden Fällen gerne seine Ratschläge aufgreifen werden. Wichtig erscheint mir eine Adresse, die auch für die Erkundigung von kleineren Orten, Höfen oder Gemarkungen nützlich ist. Wir haben diese noch nie veröffentlicht und so wollen wir das heute tun:

Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Referat GI 4 – Geoinformationsprodukte –, Richard-Strauß-Allee 11 in 60598 Frankfurt am Main, Telefon (069) 63333-328/347, E-Mail: karteninfo@bkg.bund.de

Auf den Kreiskarten, die man anfordern kann, befinden sich in den Quadraten vierstellige Zahlen, es sind Messtischblätter, Maßstab 1:25000. Jeder Ort, jeder Weg ist dort vermerkt. Stand 1938. Mit diesen Karten kann man sich heute fast immer in Ostpreußen zurechtfinden. – Vielen Dank, lieber Herr Brandes, für diese Information. Sie wird auch für jüngere Menschen nützlich sein, die in der Heimat ihrer Vorfahren nach Spuren suchen wollen, die aber längst verweht scheinen.

Ältere Leserinnen und Leser schlagen, wenn die PAZ kommt, oft zuerst die Seite mit den Glück­wünschen auf, um dort nach Spuren zu suchen, nach Namen von Verwandten, Bekannten, Nachbarn von einst. Viele Landsleute haben sich bereits auf diese Weise gefunden, aber leider hören wir selten davon oder erst nach langer Zeit und auf Umwegen. Da bin ich Frau Sigrid Matthée-Kohl aus Rohrbach dankbar, dass sie uns ihre Erfolgsgeschichte mitteilt. Und die hat es in sich: Sie ist aufgrund eines Glück­wunsches an eine 104-Jährige, den sie las, um eine stattliche Anzahl Verwandter reicher geworden. Aber lassen wir Frau Matthée-Kohl selber erzählen:

„In der Rubrik ,Wir gratulieren‘ las ich am 13. August folgendes: Zum 104. Geburtstag, Schlicht, Emma geb. Matthée aus Lengfriede, Kreis Ebenrode. Mir war klar: Das konnte nur meine Großtante Emma sein. Aber so alt wurde bei uns doch niemand! Also suchte ich im Telefonbuch von Berlin – dort lebte sie zuletzt – nach dem Nachnamen ihrer ältesten Tochter, den ich zum Glück wusste. Es gab allerdings viele Eintragungen mit diesem Namen. Also versuchte ich es an Silvester, weil ich da endlich Zeit hatte. Nach dem 16. Versuch meldete sich meine Tochter bei mir, hörte sich mein Problem an und sagte nur kurz: ,Wart, ich gucke nach.‘ Im Internet fand sie den Namen mit passendem Vornamen. Ich rief sofort in Frankfurt an der Oder an, dort lebte die Betreffende. Wie groß war das beiderseitige Erstaunen, als wir feststellten, wie wir mit einander verwandt sind. Ihre Mutter und mein Vater waren Cousine und Cousin ersten Grades. Auf einen Schlag bekam ich einen Großteil meiner Verwandtschaft serviert, bis jetzt sieben Cousins und drei Cousinen. Das Tolle daran ist, dass ein Vetter genau wie ich Namensforschung macht, mit ihm werde ich demnächst Kontakt aufnehmen.“

Soweit Frau Matthée-Kohl, die uns noch mitteilt, dass der Glück­wunsch an ihre Großtante zu spät kam, sie ist bereits verstorben. Aber über ihren Tod hinaus konnte sie nun noch die Weichen für das Zusammenfinden der nachkommenden Generationen stellen.

Auch den Brief von Frau Brigitte Havertz will ich wörtlich bringen, denn hier sollen wir Vermittler ihres Dankes sein. Als ich ihren Wunsch in Folge 40/11 brachte, war ich nur verhalten optimistisch, denn der Ort, den sie suchte, lag nicht in Ostpreußen, sondern in der Provinz Posen. Aber es zeigte sich wieder einmal, dass unsere Ostpreußische Familie längst auch zum Forum für viele Vertriebene aus anderen Gebieten geworden ist. Frau Havertz suchte Postkarten, Zeitungen und weiteres Informationsmaterial über den Ort Birnbaum im Raum Posen, weil sie ihrer Schwiegermutter zum Geburtstag ein Album über deren Heimatstadt machen wollte. Es ist nicht nur ein Album geworden, wie sie uns mitteilt:

„Die Resonanz war überwältigend. Ich konnte nicht nur das Album fertigstellen, sondern hatte noch eine kleine Gabe für Weih­nachten übrig behalten. Besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Norbert Haak, von ihm bekam ich über 40 Ansichtskarten als Scan. Weitere Hefte mit Geschichten aus Birnbaum erhielt ich über die Kreisgemeinschaft Meseritz/Birnbaum und dazu liebe Anrufe, die mir mit Informationen weiterhalfen. Bei allen möchte ich mich auch im Namen meiner Schwiegermutter Marie Bahro geborene Pogorzelky, die sich riesig gefreut hat, auf diesem Wege bedanken.“

So bekam nun die 84-Jährige, die seit der Flucht nie ihre Heimat wiedergesehen hat, diese in Wort und Bild zurück.

Ich freue mich immer, wenn ich merke, dass durch unsere Ostpreußische Familie dauernde Verbindungen zustandekommen oder gefestigt werden. Und es ist erstaunlich, wie da ein Rädchen in das andere greift. Unsere in Florida wohnende Leserin Frau Jutta Nitsch La Pinta sandte uns ihre erste E-Mail auf ihrem neuen Computer, um uns ihren Dank für die Veröffentlichung ihres Schreibens in Folge 48/11 zu übermitteln: „Meine liebe ostpreußische Freundin Marta Hauptmann schickte mir gleich drei Exemplare der PAZ zu. Ich revanchierte mich und bestellte für sie das Buch ,Frauen in Königsberg 1945–1948‘.“ Nun, diese Dokumentation hat ja in unserem Leserkreis gerade in der letzten Zeit sehr viel Aufmerksamkeit erregt, vor allem durch die Schwierigkeiten, die Frau Anne Rekkaro bei der Übersetzung in die estnische Sprache gemacht wurden. Es war eines unserer permanenten Anliegen im vergangenen Jahr und wir wollen, nachdem sich eine befriedigende Lösung ergeben hat, nicht näher darauf eingehen. Aber die Dankesworte der in Königsberg geborenen Anne Rekkaro, die sie uns zum Jahreswechsel übermittelte, müssen wir weitergeben: „Es hat mich sehr bewegt, dass es so viele hilfsbereite Leute gab, die halfen, meine Probleme mit der Kulturstiftung zu lösen!“ Frau Rekkaro legte eine Aufnahme von ihrem Hof in Estland bei, die wie ein Märchenbild anmutet. Und da sich bei uns der Schnee rarmacht, soll er ein wenig Winterzauber in unsere Kolumne bringen.

Aber nun ist zuerst einmal Schluss mit den Danksagungen und Glückwünschen – obgleich weitere vorliegen und noch mehr in Telefonanrufen avisiert werden! –, denn sonst müssen die inzwischen eingegangenen neuen Anfragen noch länger warten. Da geht es um eine Königsberger Institution, über die anscheinend wenige Unterlagen vorhanden sind, Herr Prof. Dr. Peter Reinicke, Berlin, beschäftigt sich im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Geschichte der Sozialarbeit mit der historischen Entwicklung der Ausbildungsstätten der Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter, Volkspflegerinnen und Volkspfleger. Nach seiner Erkenntnis gab es in Königsberg die „Soziale Frauenfachschule zu Königsberg“, die ab 1934 den Namen „Ostpreußische Frauenfachschule für Volkspflege e.V.“ führte und 1936 in „Volkspflegeschule im Sozialpädagogischen Seminar der NS-Volkswohlfahrt in Königsberg i. Pr.“ umbenannt wurde. Da hat der Wissenschaftler Recht und wir können immerhin seine Angaben mit weiteren über die Gründung dieser Institution ergänzen. „Die Soziale Frauenschule“ wurde 1921 von der Inneren Mission gegründet und befand sich im Artushof am Dom, dem Haus des Kaufmännischen Vereins. Leiterinnen der Schule waren Frau Elisabeth Bolte, †1933, und Frau M. Körnke. Abgesehen von Frau Boltes Sterbejahr fehlen zu den beiden Personen alle näheren Angaben wie Lebensläufe oder Geburts- und Sterbedaten. Herr Prof. Dr. Reinicke würde sich freuen, wenn wir ihm weiterhelfen könnten. Vielleicht gibt es ja noch Leserinnen, die diese Institution besucht haben und noch Unterlagen besitzen. Vor allem sind für ihn nähere Angaben zur den genannten Persönlichkeiten wichtig. Seine bisherigen Nachforschungen im Evangelischen Zentralarchiv waren leider erfolglos. (Prof. Dr. Peter Reinicke, Hildegardstraße 22 in 10715 Berlin, E-Mail: peter@reinicke.de)

Eure Ruth Geede


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