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21.01.12 / Der unsterbliche König / Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen – Seine Idee ist Erbe und Auftrag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Der unsterbliche König
Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen – Seine Idee ist Erbe und Auftrag

„Ich hätte dazu getaugt, das Leben eines Weisen zu führen. Aber ein Dämon, der mir meine Ruhe nicht gönnte, hat mich auf die Bühne der politischen Wechselfälle gehetzt.“ Diese schlichten Worte Friedrichs des Großen gegenüber seinem Privatsekretär Henri de Catt beschreiben das Widersprüchliche im von der Kunst ebenso wie vom Militärischen dominierten Leben des Preußenkönigs treffender, als es jede inhaltsgewaltige Biografie je könnte. Am 24. Januar jährt sich zum 300. Male der Geburtstag des Ausnahmemonarchen, der aus des „Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse“ ein fortschrittliches Staatswesen und eine europäische Großmacht formte und uns die ewig gültige „preußische Idee“ hinterließ.

Der große Preußenkönig war Staatsmann und Lenker eines Staates, umsichtiger und schöpferischer Verwaltungsbeamter, Feldherr, Philosoph, Künstler, Schriftsteller und Menschenkenner mit Sympathie und Sarkasmus. Ein aufgeklärter Monarch, so außergewöhnlich begabt, dass er diese durchaus widersprüchlich erscheinenden Eigenschaften in sich zu vereinen und ihrer Entfaltung Raum zu geben vermochte. Wie kein anderer Monarch der absolutistischen Epoche hat Friedrich seine Rolle als Herrscher reflektiert und schriftlich niedergelegt. Seine vom Geist der Aufklärung geprägten Schriften waren ebenso wie seine militärischen und staatstheoretischen Studien Meisterwerke ihrer Zeit. Auch wenn Friedrich viele seiner Vorstellungen nicht in die Praxis umsetzen konnte, galt Preußen gegenüber den Verhältnissen in anderen Ländern als vorbildlich.

Friedrich II. war also weit mehr als nur ein König. Er ist eine historische Größe, was nicht allein mit seinem ehrenden Beinahmen „der Große“ zu tun hat. Ohnehin beruht diese „Verleihung“ auf subjektiven Wertungen in der jeweiligen historischen Epoche, deren Kriterien nicht mess­­bar oder gar festgeschrieben, sondern vom Zeitgeist beeinflusst sind. Im Falle Friedrichs allerdings ist die in dem Beinamen zum Ausdruck kommende Größe auch heute weitgehend unumstritten, haben doch nicht allein seine militärischen Erfolge einen geradezu mythischen Nachruhm begründet. Vielmehr ragt er vor allem durch seine facettenreiche Persönlichkeit, die ihm ein positives und unvergängliches Wirken auf so vielen staatlichen und gesellschaftlichen Feldern ermöglicht hat, aus der großen Schar der europäischen Herrscher hervor. Friedrich hat nicht die Welt, wohl aber die Menschen und ihr Denken verändert. Er verfolgte keine Visionen, hing keinen Utopien an und er dachte nicht revolutionär oder in Räumen. Seine politischen Denkkategorien waren Staaten und Ordnungen.

Schon zu Lebzeiten hat es Friedrich nicht an Freunden und Bewunderern, aber auch nicht an Gegnern und Kritikern gemangelt. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn das Friedrich-Bild immer wieder politisch bedingten Schwankungen unterworfen war. Seine Zeitgenossen bewunderten ebenso wie die Nachwelt an dem großen König vor allem das, was sie als bürgerliche Tugenden verstanden: sein Pflichtgefühl, seine Selbstzucht, sein Arbeitsethos, seine Standhaftigkeit, seine Fähigkeit zur Selbstbeschränkung und Mäßigung sowie seine Güte und Milde gegenüber dem einfachen Mann. Seinen Kritikern dagegen galt er als eigensinnig, als Spötter, als Militarist und als politischer Vabanquespieler.

Jeder möge sich heute seine eigene Meinung über Friedrich bilden, ganz im Sinne der Freiheit des Geistes, die er seinen Landeskindern gab und vorlebte. Wer dies tut, möge ihn aber nicht nach den heutigen, sondern nach den Maßstäben seiner Zeit beurteilen.

Den nach ihm regierenden Hohenzollern waren sein Vermächtnis und die ehrende Erinnerung an ihn Verpflichtung. Ein Nachkomme Friedrichs des Großen danke nicht ab, ließ Wilhelm II. seine Berater wissen, als sie ihm 1918 den Gang ins Exil nahelegten. Doch es sollte anders kommen. „Möge Friedrich der Große der unsterbliche Friedrich sein!“, schrieb Voltaire kurz vor seinem eigenen Tod an den Preußenkönig. Dieser Wunsch des Dichters ging in Erfüllung. Auch wenn das irdische Dasein Friedrichs endlich war und das von ihm Geschaffene materiell mit Wilhelm II. unterging, lebt Friedrich fort. Er lebt fort in allem, was an Preußen vorbildlich und universell gültig ist. Seine „preußische Idee“ ist uns Erbe und Auftrag. Jan Heitmann


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