26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.01.12 / Sehnsucht nach Burgfrieden / Mitt Romney profitiert bei Vorwahlen von Polarisierung im republikanischen Lager

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Sehnsucht nach Burgfrieden
Mitt Romney profitiert bei Vorwahlen von Polarisierung im republikanischen Lager

Ich trinke ein Budweiser – und wähle Mitt Romney!“ – „Ich trinke ein Samuel Adams – und wähle Ron Paul!“ „Beer Poll“ nennt sich die feucht-fröhliche Wahl, mit der (eine Tradition in New Hamp-shire) am Vorabend die ernsthafte Kür der republikanischen Präsidentschafts-Kandidaten eingeleitet wurde. In 20 Bars erhoben somit letzte Woche bierfreudige Wähler die Gläser und entschieden auf ihre Weise. Gewinner: Mitt Romney. Zweiter Ron Paul.

Und genauso geschah es dann an den Wahlurnen: Nachdem Romney zuvor in Iowa mit ganzen acht Stimmen an die Spitze geschliddert war, gelang dem Ex-Gouverneur von Massachusetts im wichtigen New Hampshire (es hat den Ruf, den meisten US-Präsidenten an die Macht geholfen zu haben) ein überragender Sieg. Trotz der in einer Schlammschlacht ohnegleichen von seinen Opponenten geführten Attacken, in denen er unter anderem bezichtigt wurde, mit seiner früheren Investment-Firma „Bain Capital“, die seinen Reichtum begründete, Firmen aufgekauft, geschlossen und damit Tausende von Jobs gekillt zu haben. „Job-Killer“ nannten sie ihn. Doch Romney, mit seinem luxuriösen Sommerhaus in New Hampshire nahezu als Einheimischer angesehen, erfüllte sämtliche Erfolgs-Erwartungen mit 39,4 Prozent der Stimmen.

Obwohl mit 22,8 Prozent weit abgeschlagen, feierte der in letzter Zeit erstaunliche Zustimmung verzeichnende texanische Kongress-abgeordnete Ron Paul seinen zweiten Platz. Dies sei aus seiner Sicht ein „Sieg für die Sache des Liberalismus“. Alle anderen Bewerber gingen schmählich unter. Texas’ Gouverneur Rick Perry, vor kurzem noch an der Spitze gefeiert, erhielt nicht einmal ein Prozent. Doch Perry setzt längst wie die anderen auch auf die nächste Station: South Carolina, wo am Sonnabend gewählt wird. Denn jeder Staat ist anders. In keinem Land der Welt gibt es derartige Unterschiede in der Wählerschaft wie in den USA. Verhalfen in New Hampshire die hohe Zahl der Unabhängigen dem kein Blatt vor den Mund nehmenden Ron Paul zu seinem beachtlichen Erfolg und die moderaten Zentristen dem eleganten, aber weithin unbekannten Ex-Utah-Gouverneur und Botschafter in China Jon Huntsman Jr. mit 17 Prozent zu einem immerhin dritten Platz, so sind jetzt in South Carolina die christlichen Konservativen am Ruder. Von denen erhofft sich vor allem Perry als erzkonservativer Katholik ein Comeback, dem Mormonen Romney hingegen wünschen Perry und seine Mit-Konkurrenten endlich eine Niederlage. Diese wünschen ihm auch die anderen, vor allem der erfahrene Washington-Insider und Geschichts-Professor Newt Ging-rich, der sich von Romneys unfairen Fernseh-Attacken bisher nicht erholt hat. Gingrich setzt auf intelligente Wähler, die Erfahrung und Weitblick schätzen, vor allem in den „Big States“ und an der Ostküste.

„Gewinnen ist wie Golf“, sagt Multimillionär Donald Trump, erfahren im Golf wie im Gewinnen. „Immer ein Schlag zur Zeit.“ Zwei Löcher hat Romney schon geschafft. Wenn er nach dem Sieg von New Hampshire auch das schwierige South Carolina gewinnt und gar das nachfolgende Florida, dann ist er nicht mehr aufzuhalten.

Nie war nach Ansicht von Fachleuten die Polarisierung im republikanischen Lager so stark wie dieses Mal. Jeder hasst offenbar jeden. Und das nützt dem amtierenden Präsidenten Barack

Obama. Daher breitet sich der dringende Wunsch nach einem aus, der alle wieder vereint nach dem Motto: „Not ignite – unite!“ Und so zeigte New Hampshire bereits etwas Unerwartetes: Romneys Erfolg auf allen Seiten, sogar bei Wählern der Tea Party. Doch was ist der Grund, neben seinem Geld und seiner ausgezeichneten Kampagne? Ein Wähler drückte es so aus: „In dieser Zeit, wo so viel schwarz gemalt wird, wo die Kandidaten sich in negativen Betrachtungen der Zukunft ergehen, beginnt Romney, einen an Reagan erinnernden Optimismus zu verbreiten. Fünf Kinder und eine glückliche Ehe. Ein fester Glaube. Erfolg im Geschäft. Ein Charakter ohne Skandale. Alles ist positiv. Das ist es, was die Leute brauchen.“

Das dürfte zu seiner Nominierung führen. Ob es ihn jedoch ins Weiße Haus führt, ist offen. Die Wirtschaft erholt sich. Der bisherige Spendenbetrag des Präsidenten, eine übliche Bewertung der Chancen in der Politik, steht mit 86 Millionen über Romneys 32 Millionen. Und persönlich verfügt Obama über die gleichen Vorzüge wie sein möglicher Gegenspieler. Doch letztlich hängt, wer Präsident wird, auch von der Wirtschaftsentwicklung ab, schon Ex-Präsident Bill Clinton sagte: „It’s the economy, stupid!“ Liselotte Millauer


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren