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21.01.12 / TV-Serien und Mehrteiler machten ihn populär / Vor dem Fernsehen hatte der Schauspieler Gustav Knuth bereits erfolgreich für Theater und Kino gearbeitet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

TV-Serien und Mehrteiler machten ihn populär
Vor dem Fernsehen hatte der Schauspieler Gustav Knuth bereits erfolgreich für Theater und Kino gearbeitet

In einer Verfilmung des Ostpreußen Günter Gräwert der Erzählung „Reise nach Tilsit“ des Ostpreußen Hermann Sudermann spielte er den Ostpreußen Jakstat. Dass Gustav Knuth in dem Fernsehspiel mitwirkte, spricht allerdings eher für die Vielseitigkeit des vor 25 Jahren verstorbenen beliebten Schauspielers als für einen besonderen Bezug zu Ostpreußen. Knuths Wiege stand noch nicht einmal in Preußen, geschweige denn in Ostpreußen. In Braunschweig kam der Sohn eines Zugführers am 7. Juli 1901 zur Welt.

An der Seite seiner älteren Schwester entdeckte er seine Liebe zu den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Als 13-Jährigen hatte sie ihn in eine „Troubadour“-Aufführung mitgenommen. Sie war es auch, die ihm den Schauspielunterricht bei dem Braunschweiger Hofschauspieler Casimir Paris finanzierte. Gustav brach die Schlosserlehre ab, riss von zu Hause aus und trat 1918 am Stadttheater in Hildesheim sein erstes Engagement an. 1919 bis 1922 spielte er am Stadttheater Harburg, 1922 bis 1925 am Stadttheater Basel, 1925 bis 1933 am Stadttheater Altona, 1933 bis 1936 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und 1937/37 an der Volksbühne Berlin. Als er bei den Reichsfestspielen in Heidelberg die Titelfigur in Heinrich von Kleists Tragikomödie „Amphitryon“ spielte, saß Gustaf Gründgens im Publikum. Der damalige Generalintendant des Preußischen Staatstheaters war derart beeindruckt, dass er den zwei Jahre jüngeren Kollegen nach Berlin an sein Haus holte. Dort spielte Knuth von 1937 bis 1944.

Gegen Kriegs­ende ging Knuth in den Westen. Nun spielte er wieder im Hamburger Schauspielhaus. Allerdings gab er in der Hansestadt auch ein Gastspiel in der dortigen Bürgerschaft. 1946 berief ihn die britische Besatzungsmacht als Vertreter der Kulturschaffenden in das Stadtparlament. Als noch im selben Jahr die Ernannte Bürgerschaft durch eine frei gewählte ersetzt werden sollte, kandidierte er als Spitzenkandidat für einen „Freien Kulturpolitischen Bund“, verfehlte jedoch den erneuten Einzug in das Hohe Haus.

1949, in Westdeutschland wurde gerade die Bundesrepublik gegründet, nutzte Knuth die Möglichkeit, aus dem zerstörten Deutschland in die Schweiz zu wechseln, wo er ja bereits in den 20er Jahren gearbeitet hatte und dessen Staatsangehörigkeit er nun auch statt der deutschen annahm. Statt in Basel spielte er nun aber am Schauspielhaus Zürich. Dort schrieb ihm der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt die Rolle des Herbert Georg Beutler in seinem Drama „Die Physiker“ auf den Leib. Die Uraufführung 1962 mit Hans Christian Blech und Theo Lingen als weiteren Physikern sowie Therese Giehse als irre Irrenanstaltsleiterin wurde ein voller Erfolg. Nicht weniger legendär ist das von Dürrenmatt selber nach seiner Theatervorlage bearbeitete gleichnamige Fernsehspiel des Süddeutschen Rundfunks. In dieser Produktion aus dem Jahre 1964 spielten Wolfgang Kieling und Kurt Ehrhardt an der Seite von Knuth und Giehse.

Überhaupt gewinnt der Film über die Jahrzehnte eine wachsende Bedeutung im schauspielerischen Schaffen des Gustav Knuth. Für „Der Ammenkönig“ stand der vielseitige Schauspieler 1935 das erste Mal vor der Kamera. Bekannter dürften seine Auftritte in Spielfilmen sein wie „Das Mädchen von Fanö“ (1940), „Große Freiheit Nr. 7“ (1944), „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ (1954), „Raub der Sabinerinnen“ (1954), „Die Ratten“ (1955), „Ich denke oft an Piroschka“ (1955), „Sissi“ (1955), „Sissi – Die junge Kaiserin“ (1956), „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“, „Buddenbrooks“ (1959) oder „Unter den Brücken“ (1945), dem nach Knuths eigenem Urteil besten Film mit ihm.

Vom Theater ging der Schwerpunkt seines Schaffens über den Kintopp zum Fernsehen. Spielte Knuth in den Kinostreifen zwar wichtige, aber doch meist Nebenrollen, so war das im Fernsehen anders. Insbesondere Fernsehrollen in Serien und Mehrteilern wie „Alle meine Tiere“ (1962), „Großer Mann, was nun?“ (1967/68), „Salto Mortale“ (1968) und „Die Powenzbande“ (1973) gaben ihm die Möglichkeit, sich in das Gedächtnis ganzer Generationen zu spielen.

Noch vor seinem letzten Spielfilm, „Der Bockerer“ (1981) nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ulrich Becher und Peter Preses, sowie seiner letzten Serienrolle, Gustav Hartmann in „Der eiserne Gustav“ (1978), verfasste Knuth 1974 mit „Mit einem Lächeln im Knopfloch“ seine Memoiren. 13 Jahre später, am 1. Februar 1987, erlag der zum Teil mehrfach mit dem Ernst-Lubitsch-Preis, „Bambis“ und der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnete Darsteller meist sympathischer Charaktere in seiner Schweizer Wahlheimat einem Herzinfarkt. M.R.


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