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21.01.12 / Verlangen nach Schokolade schadet der Moral / Beide Eheleute wollten abnehmen − Verlockungen von außen behinderten die guten Absichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Verlangen nach Schokolade schadet der Moral
Beide Eheleute wollten abnehmen − Verlockungen von außen behinderten die guten Absichten

Die Eheleute hatten sich vorgenommen, eine Diät zu machen. Auf ihrer Arbeitsstelle knabberten sie an dem mitgebrachten Salat und bekamen mit jeder Minute eine längere Zunge.

Kameramann Marco rief seine Frau im Kindergarten an: „Du, die haben hier am Set ein tolles Catering aufgebaut, und ich bin eingeladen. Da kann ich doch nicht nur Wasser trinken und Knäckebrot essen.“ Silke stimmte ihm zu: „Ich habe Hunger bis zum kleinen Zeh und muss jetzt auch was Richtiges essen.“ Trotzdem wartete sie tapfer bis zum Abend. Vor dem Fernseher sitzend dachte sie immer nur das Eine: „Was esse ich denn mal?“ Süßigkeiten waren ihre Schwäche, aber leider hatte sie jede Art von Schokolade vorher entsorgt. Was jetzt?

Da fiel ihr ein, dass Söhnchen Niko noch Schoko-Plätzchen in seinem Zimmer liegen hatte, dick mit Schokolade überzogen! Sich über die Lippen leckend hastete sie zur Stätte ihres Begehrens, öffnete die Tür und horchte. Niko schlief fest. Sie schlich an sein Bett. Er würde nicht aufwachen! Auf Zehenspitzen ging sie von Regal zu Regal, immer den schlafenden Sohn im Auge behaltend. Ihre Nerven vibrierten und ihr Magen ließ ein lautes Knurren vernehmen. Sie musste nicht lange suchen. Ein hastiger Griff, das Papier knisterte ein wenig. Silke erschrak. Sie war tatsächlich im Begriff, die Süßigkeiten ihres Kindes zu stehlen. Ach was, sie würde morgen neue holen! Niko bewegte sich und drehte sich auf die Seite. Seine Mutter schlich zur Tür. Doch da warf sich das Kind wieder herum, setzte sich auf und sah sie mit weit geöffneten Augen an. „Mama?“ Ertappt blieb Silke stehen. Beinah hätte sie den Gegenstand ihres Begehrens fallen lassen. „Schlaf nur weiter, Schatz. Ich wollte gerade deine Schoko-Plätzchen verputzen. Ich bin so hungrig, entschuldige. Ich lege die Packung sofort wieder zurück. „Beschämt stand sie vor seinem Bett, stotterte herum und fühlte, wie ihr Gesicht heiß anlief. Der Kleine gähnte. „Iss sie doch, Mama, ich schenke sie dir, weil ich dich so lieb habe!“ Silke gab ihm einen zärtlichen Kuss. Sie legte die Packung zurück. Plötzlich hatte sie keinen Appetit mehr darauf. Gabriele Lins


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