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21.01.12 / Dorniges Paradies / Farbenprächtiger Roman über Deutsche, die im 19. Jahrhundert nach Argentinien auswandern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Dorniges Paradies
Farbenprächtiger Roman über Deutsche, die im 19. Jahrhundert nach Argentinien auswandern

Wem es nach Filmen wie „Vom Winde verweht“, „Australia“ oder der Familiensaga der Autorin Sarah Lark „Das Gold der Maori“ mal wieder nach einem zumindest epos-ähnlichen Roman gelüstet, der sollte sich an Sofia Casparis Erstling „Im Land des Korallenbaums“ halten. Auf der Überfahrt von Deutschland nach Argentinien lernen sich im Sommer 1863 die jungen Frauen Anna Weinbrenner und Viktoria Santos kennen. Beide sind abenteuerlustige Frauen und befinden sich auf dem Weg zu ihren Ehemännern. Der einzige Unterschied zwischen den beiden ist, dass die wohlhabende Kaufmanns-tochter Viktoria erster Klasse reist, wohingegen Anna sich als Tochter einer einfachen Arbeiterfamilie im Schiffsbauch mit den anderen unvermögenden Passagieren um trockene Schiffskekse und Frischwasser streiten muss.

Da sich Annas Familie nicht für alle gleichzeitig die Überfahrt nach Argentinien leisten konnte, ist Anna das letzte Familienmitglied, welches den Boden der neuen Heimat betreten wird, in der Hoffnung, dass ihre Familie und ihr Mann Kaleb bereits wie geplant ein Stückchen Land gekauft und in Bewirtschaftung haben.

Das Kapitel, das von der Überfahrt nach Argentinien handelt, streckt sich über vergleichsweise wenige 70 Seiten und doch kommt es dem Leser danach vor, als würde er die Hauptfiguren Anna, Viktoria und den unkonventionellen Kaufmannssohn Julius schon deutlich besser kennengelernt haben. Denn schon auf der Überfahrt erleben die drei viele kleinere und größere Abenteuer und müssen beweisen, dass sie bereit sind, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen.

Als das Schiff in den Hafen von Buenos Aires einläuft, ist zum Bedauern des Lesers jedoch klar, dass jeder der drei danach wieder seiner eigenen Wege gehen wird. Der Weg von Anna ist jedoch, wie zu befürchten war, der steinigste von allen.

„Sie zögerte, bevor sie die Hand hob und klopfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis schlurfende Schritte zu hören waren. Jemand machte sich an der Tür zu schaffen. Jemand fluchte, und Anna erkannte die Stimme ihres Vaters. Plötzlich überkam sie Sehnsucht, die sich kaum mehr bezwingen lassen wollte. Tränen der Erleichterung schossen ihr in die Augen … Endlich bewegte sich die Tür. Eine Gestalt schälte sich aus dem Dämmerlicht dahinter hervor. Anna hörte, wie sich ihr Vater räusperte. Ein Lächeln kerbte sich in ihren Mundwinkel. Ich bin angekommen, dachte sie, ich bin endlich da. Dann trat ihr Vater aus dem Dämmerlicht heraus. Und genauso schnell, wie es gekommen war, gefror Annas Lächeln.“

Auch wenn die Schicksale, welche die leicht überhebliche Viktoria und die willensstarke Anna Weinbrenner erwarten, völlig unterschiedlich sind, so sind sie auf jeden Fall auch völlig anders als das, was beide von der neuen Heimat in Argentinien erhofft hatten. Und auch Julius, in den sich Anna während der langen Schiffsreise verliebt hatte, wäre sie bei einem glücklichen Leben mit ihrem Mann Kaleb sicher nie wieder begegnet.

Sofia Caspari beschreibt das Argentinien des 19. Jahrhunderts als ein Land des Umbruchs und der Veränderungen. Zahlreiche Gefahren, Armut und Reichtum gehen Hand in Hand mit der Besiedelung des Landes durch Einwanderer und der Vertreibung der einheimischen Indios.

An manchen Stellen des Romans kommt beim Leser das Gefühl auf, dass manche Kapitel etwas verkürzt wurden. Dies tut dieser großartigen Geschichte im Großen und Ganzen jedoch keinen Abbruch. Mit „Im Land des Korallenbaums“ ist der Autorin auf jeden Fall eine spannende Familiensaga gelungen. Vanessa Ney

Sofia Caspari: „Im Land des Korallenbaums“, Bastei Lübbe, Köln 2011, broschiert, 704 Seiten, 9,99 Euro

 

Weitere Titel

Eberhard und Eike Hamer sowie Frank Schäffler: „Warum lassen wir das geschehen? Euro-Krise: Die Lust am gemeinsamen Untergang“, Deutsche Mittelstandsstiftung e.V., Augustinerweg 20, 30419 Hannover, broschiert, 74 Seiten, 5 Euro

Gerta Heykena: „Ostpreußische Geschichtchen und Küchenlieder“, 55:28 Minuten, Dwarslöper Musikproduktion, zu beziehen: Gerta Heykena, Rethwisch 20, 25497 Prisdorf, 10 Euro

Jenny Schon, Joachim Süss: „Postelberg Kindeskinder – Träume und Trauma“, Odertor Verlag, Bad Schussenried 2011, 138 Seiten, brosch., 14,90 Euro

Stefan Welzk: „Leipzig 1968. Unser Protest gegen die Kirchensprengung und seine Folgen“, Ev. Verlagsanstalt Sachsen, Leipzig 2011, kartoniert, 224 Seiten, 9,80 Euro


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