25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.01.12 / Kinderkram

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Jan Heitmann:
Kinderkram

Bundespräsident Christian Wulff hat es offensichtlich überstanden. Alles, was jetzt noch gegen ihn vorgebracht wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes Kinderkram, denn es geht nur noch um Kinderkram. Um ein Spielzeugauto, das ein Autohändler dem Sohnemann des Bundespräsidenten zum Geburtstag geschenkt hat, wofür er dann als Gegenleistung beim Sommerfest im Schloss Bellevue auf Steuerzahlers Kosten ein Gläschen Sekt leeren durfte. Das taugt nun wirklich nicht zur Staatsaffäre, sondern wirkt als Ergebnis investigativen Medienschaffens nur noch lächerlich. Kein Zweifel, Journalisten müssen alles recherchieren, aber bei der Berichterstattung und Kommentierung Maß und Mitte wahren. Wulffs fragwürdige Nähe zu gönnerhaften reichen Freunden, sein mangelndes Gespür für korrektes Verhalten, seine peinlichen Rechtfertigungsversuche und seine unerträgliche Lamoryanz haben ihn schwer ins Wanken, aber nicht zu Fall gebracht. Wenn es jetzt keine Enthüllungen über gravierende Pflichtverletzungen mehr gibt, dürfen wir die Affäre Wulff wohl als beendet betrachten.

Vor wenigen Wochen erklärte Wulff, in einem Jahr sei die ganze Angelegenheit längst vergessen. Er dürfte Recht behalten. Es hat sich für ihn ausgezahlt, dass er allen Rücktrittsforderungen widerstanden und die Sache einfach ausgesessen hat. Da zeigt sich die Routine des mit allen Wassern gewaschenen Berufspolitikers, dem Machterhalt über alles geht – auch über die Würde seines Amtes. Wie anders war dagegen sein Vorgänger Horst Köhler: Dünnhäutig, vielleicht zu empfindlich, dafür aber in jeder Hinsicht untadelig. Und damit des höchsten Staatsamtes würdiger.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren