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28.01.12 / Kannibalisierung beginnt / IG Metall wildert in Verdis Gefilden – Junger Nachwuchs fehlt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Kannibalisierung beginnt
IG Metall wildert in Verdis Gefilden – Junger Nachwuchs fehlt

Nachdem jetzt die Zuständigkeit geklärt ist, werden wir zeitnah über weitere Verbesserungen für Rudolph-Beschäftigten verhandeln“, so Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, nach einem für ihn positiven Urteil des Arbeitsgerichtes Frankfurt. Überraschend schnell erkannte der Leipziger Autozulieferer Rudolph dann auch das Urteil an, obwohl er Jahre lang versucht hatte, zu verhindern, dass die IG Metall im Unternehmen mitmischt. Natürlich habe man nichts gegen Gewerkschaften, doch als Spediteur sei man Dienstleister und somit sei die Gewerkschaft Verdi zuständig. Wobei man in diesem Zusammenhang wissen muss, dass die Konditionen und Gehälter, die verdi aushandelt, im Vergleich

zu den IG-Metall-Ergebnissen schlechter sind. Doch nun hat das Arbeitsgericht Frankfurt entschieden, dass auch die IG Metall bei Rudolph Automotive Mitglieder werben darf, da das Unternehmen dem Industriebetrieb BMW zuliefere.

Noch weniger als dem Leipziger Autozulieferer und anderen ähnlich gearteten Unternehmen, denen jetzt vermutlich teuer endende Verhandlungen mit der IG Metall ins Haus stehen, dürfte der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi das Urteil schmecken. Denn Verdi muss jetzt damit rechnen, dass in Zeiten sinkender Gewerkschaftsmitglieder die IG Metall in Verdis Gefilden auf Mitgliederfang gehen wird. Obwohl eigentlich unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vereint, sieht es so aus, als würden sich die Gewerkschaften nun gegenseitig kannibalisieren. Nachdem man jahrelang vergeblich versucht hat, junge Neumitglieder zu werben, hat die IG Metall sich offenbar auf diese Strategie verlegt.

Diese neue Entwicklung ist ein Zeichen dafür, dass die Macht der Gewerkschaften schwindet. Doch schon seit Jahren zeichnet sich ab, dass mit dem Wandel der Arbeitswelt und der Arbeit der Gewerkschaften Arbeitnehmer und ihre organisierten Vertreter immer seltener zusammenfinden. Neben dem Mitgliederschwund ist der Mitgliederbestand zudem extrem überaltert. Das hat zur Folge, dass vor allem die Interessen der älteren Mitarbeiter und der Rentner vertreten werden. Auch engagieren sich vor allem jene jungen Leute in Gewerkschaften, die politisch sehr links stehen oder über Mitarbeit in Betriebsräten ihre Unkündbarkeit erreichen wollen. Gerade in Dienstleistungsunternehmen findet man selten Leistungsträger unter den Arbeitnehmervertretern.

Ein weiterer Grund neben den besseren Arbeitsbedingungen warum die IG Metall trotz sinkender Arbeitsplätze in der Industrie mehr Mitglieder als Verdi hat, dürfte auch darin begründet liegen, dass sich die IG Metall schwerpunktmäßig um, wie die Gewerkschaft selber sagt, „gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der gesamten Wertschöpfungskette der Betriebe“ kümmert. Verdi hingegen macht derzeit ähnlich wie der DGB vor allem Schlagzeilen mit Protestaktionen wie „Dresden Nazifrei“, der Postkartenaktion zur Entgeltgleichheit für Frauen und Männer als Schwerpunkt der Verdi-Frauen- und Gleichstellungspolitik oder Demonstrationen wie „Truppen raus aus Afghanistan“. Immerhin feierte Verdi das Jahr 2011 mit dem geringsten Mitgliederverlust seit der Gründung.

Zum 31. Dezember 2011 waren 2070990 Mitglieder organisiert, dies waren 23465 Mitglieder weniger als ein Jahr zuvor. Bel


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