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28.01.12 / Tödliche Nadelstiche / Mitarbeiter des iranischen Atomprogramms gezielt ausgeschaltet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Tödliche Nadelstiche
Mitarbeiter des iranischen Atomprogramms gezielt ausgeschaltet

Am 11. Januar wurde in Teheran Professor Mustafa Ahmadi Roschan, der am iranischen Atomprogramm beteiligt ist, getötet; ein unbekannter Motorradfahrer hatte seinen Pkw mit einem magnetischen Sprengsatz versehen. Nach dortigen Zeitungen kam es Mitte November letzten Jahres in der Nähe der Hauptstadt zur Explosion in einem Munitionsdepot der berüchtigten Revolutionären Garden, bei der 16 ihrer Mitglieder starben; nicht erwähnt wurde, dass sich darunter auch Generalmajor Hassan Moghadane befand – der Architekt der iranischen Atomaufrüstung und enger Vertrauter des obersten Führers Ajatollah Chamenei.

Das gutinformierte US-Magazin „Newsweek“ sprach recht offen von einem Anschlag des israelischen Geheimdienstes Mossad und ließ durchblicken, weitere Attentate und Sabotageakte seien geplant. Ziel wäre, das Nuklearprogramm Teherans mit allen Mitteln zu verhindern. Dass die CIA in dieser oder jener Form nicht abseits stehen dürfte, darf man unterstellen. So verschwand vor vier Jahren auf einer Privatreise in die Türkei Ali Reza Askari, der Sicherheitsberater des iranischen Ex-Präsidenten Khatami und langjähriger stellvertretender Verteidigungsminister. Mit Hilfe der CIA tauchte er wieder in den USA auf und lieferte Washington wertvolle Informationen. Dann fand man Ardeschir Hassanpur, ein Experte aus der Uran-Anreicherungsanlage in Isfahan, vergiftet auf; bekannt ist, dass er wohl die Seiten wechseln wollte.

Mitte Januar 2010 wurde der Atomwissenschaftler Ali Mohammdi vor seinem Haus getötet, als eine ferngezündete Bombe an seinem Motorrad explodierte. Ein Attentat, doch von wem? Die gleiche Frage stellte sich beim Absturz eines iranischen Flugzeuges, bei dem der Luftwaffen-Chef General Achmad Kasemi mit anderen hohen Offizieren ums Leben kam.

Ende Mai 2009 verabschiedete sich Shahram Amiri aus Teheran, um für einige Tage die berühmte Umra nach Mekka anzutreten und verschwand dann spurlos. Irans Außenminister bezeichnete ihn als „einfachen Pilger“ – in Wahrheit arbeitete er in der neuen Urananreicherungsanlage nahe Qorn. Sein Übertritt zu den Amerikanern war ein von langer Hand vorbereiteter Geheimdienst-Coup. Es war dann auch gewiss kein Zufall, dass US-Präsident Barack Obama bereits im September 2009 von dieser geheimen Forschungsstätte sprechen konnte. Erwartungsgemäß verneinen die USA jegliche Beteiligung an jenen verschiedenen Vorgängen, gerade auch am neuesten Attentat vom 11. Januar. Israel äußert sich – wie auch Großbritannien – prinzipiell nicht über seinen Geheimdienst.

Eine Tatsache bleibt unbestritten: Die Anschläge setzen eine ganz genaue Kenntnis des iranischen Atomprogramms und seiner führenden Köpfe nebst ihren Lebensgewohnheiten voraus. Hinter allem die iranische Untergrundbewegung zu sehen, erscheint unrealistisch: Derartige Anschläge dürften ihre realen Möglichkeiten zumeist überschreiten.

Bekanntlich führten Israels „Cybernetic Taskforce“ und die CIA Herbst 2010 einen Angriff gegen die Uran-Anreicherungsanlage in Natans durch, mit dem ein Fünftel der Zentrifugen lahmgelegt wurde. Im April 2011 erfolgte ein zweiter Virus, zu einem dritten Schlag kam es im November letzten Jahres, der indes geheim gehalten wurde. F.-W. Schlomann


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