20.04.2024

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28.01.12 / Für alle Fälle / Freund Benno rettete den Fußballabend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Für alle Fälle
Freund Benno rettete den Fußballabend

Es ist nun einmal eine feststehende Tatsache, dass Fernsehgeräte grundsätzlich am Sonnabend kaputtgehen, gerade dann, wenn man den Apparat am dringendsten benötigt.

Es tat einen nicht unerheblichen Knall, und das sonst so gestochen scharfe Bild verschwand. Während Rudi Weber nach einem Hechtsprung den Stecker rauszog, sagte er allerlei Worte, die er seinen Kindern immer wieder verboten hatte. „In zwei Stunden wird das Länderspiel des Jahres übertragen – und jetzt dieses…“

Daraufhin rief Rudi den Elektrohändler an. Der hatte ihm zwar seinerzeit nur zu gerne ein Fernsehgerät verkauft, aber Rudi konnte ihn anschließend schwer dazu bewegen, es nun auch zu reparieren.

In der Zeitung suchte Rudi nun die Anzeigen „Fernseh-Schnell-Service“. Entschlossen wählte er die erst Nummer. Aber der Fernsehmechaniker war offenbar neben dem Bundeskanzler der meistbeschäftigte Mann des Landes, also längst ausgebucht.

Der zweite war irgendwo unterwegs. Bei der dritten Nummer bat Rudi noch flehentlicher. Im Hinblick auf das Länderspiel vermochte er eine gewisse Nervosität kaum zu unterdrücken. Obwohl er dem Mechaniker ein fürstliches Trinkgeld versprach, wollte der frühestens am Montag vorbeikommen.

„Aber ich brauche Sie heute, heute ist das Länderspiel! Verstehen Sie denn das nicht?“ schrie Rudi und knallte anschließend den Hörer auf die Gabel.

Nachdem die nächste Nummer auf einen automatischen Anrufbeantworter geschaltet war, begann Rudi zu leiden. Sein Blick hing am Fernsehgerät, als wollten seine bittenden Augen dem Apparat doch noch ein Bild entlocken. Gerda, Rudis Frau, saß auf der Wohnzimmercouch und schaute ihren Gatten mitleidig an. Da kam die Tochter Uschi ins Zimmer geschneit.

„Ich könnte ja Benno bitten, mal nach dem Gerät zu sehen. Er kommt mich gleich abholen, wir wollen in die Disco!“ Rudi Weber setzte ein noch böseres Gesicht auf. „Normalerweise überlasse ich solchen Leuten nicht einmal das Flicken eines geplatzten Fahrradschlauches!“

Er konnte den neuesten Schwarm seiner Tochter nicht ausstehen. Dieser Jeanstyp, mit dieser absonderlichen Haar-tracht – und überhaupt, wie er den Kaugummi von einem Mundwinkel zum anderen wandern ließ: Nein, niemals! „Aber Benno ist gelernter Fernsehtechniker!“

Der Papa setzte sich ruckartig gerade hin. „Wirklich?“ Dann stand er auf, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und begann eine Zimmerwanderung.

„Nun, er könnte…“ Rudi Weber unterbrach sich selbst durch gekünsteltes Hüsteln. „Nun ja, wenn du meinst?“ Rudis Hoffnungen, die Übertragung des Länderspiels doch noch erleben zu können, stiegen sprunghaft an. Da meldete sich auch schon die Türglocke.

Wenig später stand Benno sinnend vor dem Fernseher und lauschte, wie Rudi die Symptome des erkrankten Gerätes schilderte. Benno verschwand und kam gleich wieder mit einem Koffer in der Hand zurück. „Etwas Werkzeug und einige Ersatzteile habe ich für alle Fälle immer im Auto liegen.“

Dann schraubte Benno den Kasten auf. Für Rudi Weber war es sonnenklar: Bei der Vielfalt von verschlungenen Drähten und Schaltplatten ist ein operativer Eingriff für diesen Jeanstyp hoffnungslos.

Aber Benno wechselte ein Drähtchen aus, schob ein weiteres Teil hinein und schraubte wieder zu. Der Fernseher zeigte rechtzeitig ein gestochen scharfes Bild, gerade als der Schiedsrichter die Mannschaften zum Länderspiel des Jahres auf den Rasen führte.

Rudi legte seinen Arm um Gerdas Schultern. „Ein tüchtiger Junge, dieser Benno. Ich glaube, unsere Uschi hat eine gute Wahl getroffen. Werner Hassler


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