19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.01.12 / Rechtsextremisten im Visier / »taz«-Autoren versuchen zu dokumentieren, wie groß die Szene ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Rechtsextremisten im Visier
»taz«-Autoren versuchen zu dokumentieren, wie groß die Szene ist

„Heile Welten. Rechter Alltag in Deutschland“, so der Titel, und auf dem Umschlag des Buches befindet sich ein rot verklinkertes, neueres Einfamilienhaus. Der Umschlagtext auf der Rückseite informiert dann aber darüber, dass es um Rechtsextreme geht. Angesichts dessen, dass „Rechts“ und „Rechtsextrem“ mal wieder in einen Topf geworfen werden und die Autoren Astrid Geisler und Christoph Schultheis auch noch für die politisch sehr links stehende „taz“ schreiben, befürchtet man sofort Entsprechendes. Doch liest man die Texte, muss man den Autoren zugestehen, dass sie vor allem beschreiben, was sie erlebten, dieses aber natürlich gezielt ausgewählt haben, um den gewünschten Eindruck zu vermitteln. Zudem blitzt anhand der Wortwahl oft durch, wer den Autoren suspekt ist.

Sie beginnen in Strehla und begleiten die 36-jährige Ines Schreiber auf ihrem Weg durchs Dorf. Die Autoren machen keinen Hehl daraus, dass sie die zweifache Mutter für eine Anhängerin der Grünen gehalten hätten, hätten sie nicht gewusst, dass ihr Mann bei einem rechtsextremen Verlag arbeitet, dessen Überzeugungen er auch im Privatleben vertritt. Die Autoren berichten, dass Schreiber als Schöffin tätig ist und im Elternbeirat sitzt, zudem berichten alle Nachbarn und Bekannte nur positiv über sie. Man merkt den Autoren an, dass sie Schreiber gern irgendwelche extremistischen Äußerungen ent- lockt hätten, da es ihnen aber nicht gelingt, berichten sie über die NPD-Frauengruppen, wobei die Interviewte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht NPD-Mitglied war. Als Geisler und Schultheis jedoch wenig später erneut nachfragten, war Schreiber inzwischen der Partei beigetreten und prompt nicht mehr in den Elternbeirat gewählt worden.

In einem anderen Kapitel wird eine Mutter befragt, deren Sohn rechtsextrem wurde. Der Fall, in dem die Mutter ihre Hilflosigkeit beschreibt, liest sich durchaus interessant. Mindestens so aufschlussreich ist, dass sie am Ende sagt, sie sei überzeugt, dass ihr Sohn genauso gut dem Linksextremismus hätte verfallen können, hätte er zuerst jemanden aus dem Spektrum gefunden, der dem schüchternen Jungen seine Freundschaft angeboten hätte.

Weiter geht es nach Delmenhorst. Die Stadt sorgte 2006 für Schlagzeilen, als der rechtsextreme Anwalt Jürgen Rieger ein heruntergekommenes Hotel aufkaufen und zu einem rechtsextremen Schulungszentrum machen wollte. Was aus dem Hotel geworden ist und wie die Stimmung deswegen in Delmenhorst ist, wird in einem Kapitel anschaulich nachgezeichnet.

Auch über die politischen Verhältnisse in einem Dorf in den neuen Bundesländern wird berichtet. Dort sorgte der Bürgermeister, ein Oberkommissar, für Schlagzeilen, weil er ein Gemeinderatsmitglied zu seinem Stellvertreter machte, obwohl dieser dafür bekannt war, dass er NPD-nahe Jugendgruppen im von ihm verwalteten Dorftreff Einlass gewährte. Zwar wird hier deutlich, wie die Autoren dazu stehen, gleichzeitig erhält der Leser aber genügend Informationen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und die Lage des Bürgermeisters nachzuempfinden.

Neben einigen weiteren Berichten unter anderem über das eher sozialistisch anmutende „Fürstentum Germania“ in Brandenburg und faschistische Ökobauern wird die Internetseite „pi-news.de“ thematisiert. Auch hier merkt man, wie Geisler und Schultheis der islamkritischen Plattform gerne eindeutige Islamfeindlichkeit nachweisen würden, doch sie müssen sich damit zufriedenstellen, das Umfeld und so manche unsaubere „Arbeit“ der privat geführten Plattform darzustellen.

Am Ende des Buches fragen die Autoren, ob es schon rassistisch sei, Moslems als „Talibanfurzer“ und den Ramadan als „Bulimiemonat“ zu bezeichnen, sagen aber nicht, ob das bei „pi-news“ geschehen ist, erwecken allerdings den Eindruck. Als Nicht-„pi-news“-Leser wie die Verfasserin dieser Zeilen weiß man nun nicht, ob Derartiges nun dort geschieht und man „pi-news“ nun entsprechend einzuordnen hat oder ob eben die Autoren nur versuchen, die Seite zu disqualifizieren. Bel

Astrid Geisler, Christoph Schultheis: „Heile Welten. Rechter Alltag in Deutschland“, Hanser, München 2011, kartoniert, 223 Seiten, 15,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren