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04.02.12 / Hafenatmosphäre im 6x9-Format / Hamburger Kaufmann studierte in Königsberg und hinterließ beeindruckende Bilder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-12 vom 04. Februar 2012

Hafenatmosphäre im 6x9-Format
Hamburger Kaufmann studierte in Königsberg und hinterließ beeindruckende Bilder

Königsberg war nicht nur jahrhundertelang die geistige Mitte Preußens, sondern auch eines seiner wichtigsten Handelszentren. Dabei spielte für die Hansestadt der Seehandel eine herausragende Rolle. Die Bedeutung des Königsberger Hafens für die überregionale Schifffahrt geht bereits auf das Mittelalter zurück. Ab 1440 wurden der Pregel kontinuierlich vertieft und der Hafen ausgebaut. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts die Schiffe immer größer wurden, geriet Königsberg gegenüber den anderen Ostseehäfen jedoch ins Hintertreffen. Eine weitere Vertiefung der Fahrrinne des Pregels und durch das Frische Haff war nicht möglich, und das Umladen der Waren auf kleinere Fahrzeuge in Pillau machte den Transport von und nach Königsberg unrentabel. Deshalb wurde 1890 mit dem Bau des Königsberger Seekanals begonnen, der im November 1901 feierlich eröffnet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Seekanal weiter ausgebaut und zum offenen Haff durch einen Damm vor dem Zuschwemmen geschützt, denn die Abtrennung vom Reichsgebiet durch den sogenannten Korridor hatte zu einer existenziellen Abhängigkeit Ostpreußens vom Seeverkehr geführt. In Königsberg entstand ein Handels-, Industrie- und Holzhafen, der fünf große Hafenbecken, Lagerhäuser, Umschlaganlagen und Europas größten Getreidespeicher umfasste. Damit erhielt Königsberg einen leistungsfähigen Hochseehafen, der als der modernste Hafen der Ostsee galt und zugleich als der wichtigste Umschlagplatz für den Binnenverkehr auf Ostpreußens Flüssen und Kanälen fungierte.

Einen großen Teil der fotografischen Zeugnisse aus dieser Zeit verdanken wir dem im Jahre 1910 geborenen Hans Jansen. Bereits im Alter von 15 Jahren machte er sich vom damals noch preußischen Altona, das seit 1938 zu Hamburg gehört, mit einer unhandlichen Kamera auf den Weg ans Elbufer und an den Kaiser-Wilhelm-Kanal, um die passierenden Schiffe auf 6x9-Glasplatten zu bannen. Nach dem Abitur und einer Lehre als Reederei-Kaufmann ging Jansen 1932 zum Studium der Betriebswirtschaftslehre nach Hamburg, Leipzig und Königsberg. Während seiner Königsberger Zeit fing er mit einer Rollfilmkamera in eindrucksvoller Weise die besondere Atmosphäre des Hafens ein. Nach der anschließenden Anstellung bei einer Reederei, Kriegsdienst und Gefangenschaft kehrte Jansen 1946 nach Hamburg zurück, wo er sein umfangreiches Bildarchiv unbeschädigt vorfand. Neben dem beruflichen Neuanfang als Prokurist eines alteingesessenen Hamburger Hafenbetriebes widmete er sich sofort wieder seiner Leidenschaft, der Schiffsfotografie. Seine Kamera legte er erst mit seinem Tod im Jahre 2003 aus der Hand. Jansens fotografisches Lebenswerk beeindruckt durch die konsequente Kontinuität, mit der er seit 1925 nahezu jedes Schiff aufnahm, das ihm vor das Objektiv kam. Es umfasst nicht nur deutsche und internationale Seeschiffe, sondern auch Binnen- und Arbeitsschiffe aller Art. Damit stellen seine Fotografien nicht nur einen unerschöpflichen Fundus für Schiffsliebhaber, sondern auch eine der weltweit größten Forschungsquellen zur Schifffahrtsgeschichte dar.

An dieser Stelle werden wir in loser Folge Königsberger Hafen-szenen aus Jansens fotografischem Nachlass präsentieren. Die Bilder stellt uns freundlicherweise die Hamburger Schiffsbuchhandlung Wolfgang Fuchs zur Verfügung, die mit mehr als 400000 Aufnahmen über Deutschlands größtes Schiffsfotoarchiv verfügt. Dort können Fotos vor allem von Schiffen der deutschen Handelsflotte von 1870 bis heute bezogen werden. Kontakt: Rödingsmarkt 29, 20459 Hamburg, Telefon (040) 319 35 42, info@hafenfuchs.de. Jan Heitmann


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