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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-12 vom 04. Februar 2012
Das Rätsel bleibt Werner Bräuninger, Jahrgang 1965, ist sicherlich einer der interessantesten Autoren, die sich mit der deutschen Zeitgeschichte befassen. Aus immer wieder neuen Blickwinkeln betrachtet er die Ereignisse und eröffnet dabei Einblicke, die man bisher so nicht sah. Nachdem er sich mit Persönlichkeiten beschäftigt hatte, die zwar keine Nationalsozialisten waren, dennoch aber zeitweise in deren Bann geraten waren („Ich wollte nicht daneben stehen“), dann den Obersten Claus Schenk Graf v. Stauffenberg vor dem Hintergrund seiner Prägung durch den Stefan-George-Kreis geschildert, und zuletzt ein weithin beachtetes Werk über Hitler-Gegner unter führenden Nationalsozialisten vorgelegt hatte („Hitlers Kontrahenten in der NSDAP“), erschien unlängst sein neues Buch unter dem zunächst nichtssagenden Titel „Odeonsplatz“ und dem Untertitel „Der Aufstieg eines Unbekannten“. Gemeint ist Adolf Hitler, über den unendlich viel geschrieben wurde, den zu begreifen aber immer noch schwerfällt. Tatsache ist, dass er einen kometenhaften Aufstieg vom armen Teufel zum Herrn über Deutschland machte, und diesen Weg erzählt Werner Bräuninger. Es ist kein wissenschaftlicher Schinken mit einer Unzahl von Fußnoten darraus geworden, sondern eine in gutem, teilweise glänzendem Deutsch geschriebene, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Erzählung. Der Münchener Odeonsplatz hatte, wie Bräuninger meint, für Hitlers gesamtes Leben eine geradezu mystische Bedeutung. Dort an der Feldherrnhalle wurde 1923 der Demonstrationszug, mit dem er seinen Putsch gegen die Reichsregierung vorantreiben wollte, von der bayerischen Landespolizei zusammengeschossen, womit aber der politische Aufstieg Hitlers begann. Und zur selben Stunde, in dem er seinem Leben ein Ende setzte, nahm die US-Armee den Odeonsplatz ein. Damit hatte sich, so Bräuninger, Hitlers Lebenskreis geschlossen. Bräuningers Stärke besteht darin, dass er nicht isoliert den Lebensweg Hitlers darstellt, sondern ihn stets in Bezug setzt zu den Ereignissen. So wird er für den heutigen Leser verständlich. Doch sagt das noch nichts darüber aus, wie es einem Menschen, der zunächst ein Einzelgänger ohne jede Unterstützung war, gelang, sich zum Herren Deutschlands zu machen. So sehr man seine einzelnen Taten zu verstehen glaubt, wird sein Aufstieg umso rätselhafter. So bleibt, wie Bräuninger schreibt, „am Ende das Mysterium“. Hans-Joachim von Leesen Werner Bräuninger: „Odeonsplatz. Der Aufstieg eines Unbekannten“, Universitas Verlag, Wien 2011, geb., 272 Seiten, 22 Euro |
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