24.04.2024

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11.02.12 / Präsident mit einer Bürde von Problemen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-12 vom 11. Februar 2012

Präsident mit einer Bürde von Problemen

Neue Töne aus Kabul: Afghanistans Präsident Hamid Karsai will, so verkündete er im Fernsehen des Nachbarlandes, Pakistan bei einem „möglichen Krieg“ gegen die USA unterstützen. Der Äußerung kommt insofern Bedeutung zu, als sich damit eine Verschiebung politischer Gewichte in Südasien zu Lasten des Einflusses der USA und der Nato-Verbündeten ankündigt und Pakistan sich vermutlich noch enger an China bindet.

Längst muss sich Präsident Yousuf Raza Gilani unter dem Druck der Straße gegen den ehemaligen Kampfgenossen Washington profilieren. Allein in Karachi demonstrierten im Januar mehr als 100000 aufgebrachte Bürger gegen die Drohnenangriffe der US-Streitkräfte auf die nördlichen, den Taliban verbundenen Stammesgebiete. 73 Prozent des Volkes glauben nach Umfragen, dass die miserable wirtschaftliche Lage zu weiteren sozialen Unruhen führt. Das Vertrauen in die Demokratie schwindet auf breiter Basis.

Schon hat die Partei „Jamaat-i-Islami“, die für islamische Werte kämpft und die elitäre Vertretung der Oberschicht darstellt, heftigen Widerstand gegen eine Wiedereröffnung der Nachschublinie für die in Afghanistan kämpfenden westlichen Truppen angekündigt: eine Zwickmühle für Gilani und eine Gefährdung weiterer finanzieller Zuwendungen der USA von jährlich vier Milliarden Dollar.

Dem Präsidenten machen zudem viele andere Probleme zu schaffen: ungelöster Grenzkonflikt mit Indien in Kaschmir, zunehmende politische Instabilität, Hungersnöte als Folge der letzten Überflutung, ein Energiedefizit, wachsender Anti-Amerikanismus und eine katastrophale Inflation von fast 30 Prozent: Reformen scheinen dringender denn je. J.F.

 

Zeitzeugen

Yousuf Raza Gilani: Der 1952 geborene gegenwärtige Premier Pakistans führt eine muslimisch orientierte Koalition aus Pakistan Muslim League, Pakistanischer Volkspartei (PPP) und weiteren Splitterparteien an und ist mit mehr als 45 Monaten im Amt der am längsten regierende Premier des Landes. Er leitete die Entfremdung vom Bündnispartner USA ein, da er rechtsstaatliche Prinzipien verletzt sah und zivile Opfer der Drohnenangriffe gegen die Taliban verzeichnen musste.

Pervez Musharraf – Der General kam 1999 durch einen unblutigen Putsch an die Macht und öffnete Pakistan für die Amerikaner und ihre Anti-Terrorpolitik. Dreimal entkam er bis zu seinem 2008 erzwungenen Rücktritt einem Attentat. Auch eine erste Annäherung an Indien geht auf ihn zurück. Musharraf plant, bei der nächsten Wahl in Pakistan erneut zu kandidieren.

Shakil Afridi – Der etwa 50-jährige Arzt, der den USA den entscheidenden Tipp über den Aufenthalt des Terroristen Osama bin Laden in der Militärstadt Abbottabad gab, sitzt wegen Landesverrats in Islamabad in Haft. Seine Familie versteckt sich aus Angst vor Attentaten. Er behauptete, im Namen der pakistanischen Regierung ein Schutzimpfungsprogramm durchzuführen, um Zutritt zu dem Wohnkomplex bin Ladens zu bekommen und so an DNA-Proben zu gelangen.

Benazir Bhutto – Von 1993 bis 1996 Premierministerin von Pa-kistan, westlich orientiert und mehrfach der Korruption bezich-tigt, wurde sie nach einer ver-suchten Rückkehr in die Politik 2007 von einem islamistischen Fanatiker ermordet.

Asif Ali Zardari – Der Witwer von Benazir Bhutto übernahm nach ihrer Ermordung die Führung der Pakistanischen Volkspartei und ist seit 2008 Staatspräsident des Landes. Doch weder hat er das Charisma seiner ermordeten Frau noch ist er Premier Gilani durch Fachwissen eine Stütze. Stattdessen zog sich Gilani den Unmut der Justiz zu, da er ein erneutes Korruptionsverfahren gegen Zardari unterband. Desweiteren versteht dieser sich absolut nicht mit der in Pakistan dominanten Militärführung.


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