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11.02.12 / Konkursverschleppung ist Betrug / Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Hankel drängt Politik zum geordneten Rückzug aus Gemeinschaftswährung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-12 vom 11. Februar 2012

Konkursverschleppung ist Betrug
Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Hankel drängt Politik zum geordneten Rückzug aus Gemeinschaftswährung

Der in Danzig geborene Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Hankel gehört zu den Euro-Kritikern der ersten Stunde. Doch die Realität hat seine Warnungen noch übertroffen. Im Interview mit der PAZ analysiert er die Euro-Rettung. Die Fragen stellte Hans Lody.

PAZ: Herr Professor Hankel, sind Sie wegen Ihrer Haltung zum Euro schon beschimpft worden und wenn ja, von wem?

Hankel: „Demokraten“ einer obskuren Antifa-Bewegung haben mehrfach Vorlesungen und Vorträge von mir (unter anderem an der FH Worms oder der Ideenwerkstatt der Burschenschaft Normannia Bielefeld) mit Demonstrationen, Plakaten und Radau im Saal gestört. Ihr Vorwurf, ich schriebe in „rechtsradikalen“ Blättern wie der „Jungen Freiheit“. Als ich sie aufforderte, aufs Podium zu kommen und dem Publikum zu erklären, warum ich, ein Aufklärer und Warner vor den Folgen des Euro, nicht bei ihnen schreiben dürfe und daher gezwungen sei, es da zu tun, wo ich ungekürzt schreiben könne und zu Vorträgen eingeladen würde, verschwanden sie wortlos aus dem Saal. Als mich Deutschlands stellvertretender Bundesfinanzminister (Steffen Kampeter, CDU) bei einem Podiumsgespräch der „Süddeutschen Zeitung“ einen „alten verbitterten DM-Nationalisten“ nannte, stand das Publikum auf und buhte empört. Weder diesen Demokraten noch seinen Dienst-herren Wolfgang Schäuble hat das gestört. Bei diesen Herren gehört es nicht zum politischen Anstand, dass man sich für seine Entgleisungen entschuldigt.

PAZ: Werden die Folgen eines Euro-Zusammenbruchs schlimmer, je länger man wartet oder lohnt es, die Krise durch Rettungsschirme abzumildern?

Hankel: Verantwortungsvolle Generäle beenden den Krieg, den sie längst verloren haben. Jeder Tag länger bringt unverantwortliche Verluste. Das gilt auch für die Euro-„Rettung“. Sie ist in Wahrheit eine Konkursverschleppung überschuldeter Staaten und deren Geldgeber. Ein Geschäftsmann, der so etwas macht, gilt als Betrüger und wird bestraft.

Wer die Eigenhaftung für Verluste abschafft, denn darauf läuft die Euro-Rettung hinaus, zerstört die Grundlagen von Rechtsstaat und Marktwirtschaft. Ein Zerstörungswerk, für das es weder eine Rechtfertigung noch eine Entschuldigung gibt. Weder steht der Euro (ein monetäres Kunstprodukt von zweifelhaftem Wert) über diesen elementaren Grund- und Verfassungsrechten, sie wurden einstmals in Europa erfunden und in der Welt verbreitet, noch lässt sich das angestrebte Europa auf dieser Grundlage errichten und stabil erhalten. Frau Merkel lügt sich und ihrem Volk etwas vor, wenn sie meint, der Euro „rette Europa“. Das Gegenteil ist wahr: Er zerstört es und verwandelt den Süden des Kontinents in eine unregierbare Elendszone. Ein Europa der „failing states“ ist weder integrierbar noch bildet es ein Gegengewicht zu den Großmächten unserer Zeit.

Je früher das gescheiterte Währungsexperiment beendet und in eine stabile Dauerlösung überführt wird, desto billiger (politisch, sozial und finanziell) wird es für Europas Staaten. Jahrhundertelange Erfahrungen sowie aktuelle Blaupausen für diese Dauer-Lösung liegen längst vor. Es gibt keine Alternative für die Einheit von Staat und Währung sowie den zwischenstaatlichen Wettbewerb dieser Währungen. Nur so – über Wechselkurse, die die Leistung jeder Nation anzeigen – lassen sich Währungs-„Sozialismus“ (eine Währung für 17 Staaten), Überschuldung und die Ansteckung der vorläufig noch stabilen Staaten an der Schuldenkrise vermeiden, die im Endstadium unvermeidlich zur Verarmung aller Bürger, besonders aber der künftigen Generationen führt.

PAZ: Was raten Sie den Bürgern, um sich gegen einen kommenden Euro-Zusammenbruch zu schützen?

Hankel: Es gibt keinen solchen Schutz, höchstens einen relativen. Denn von der Verarmungskrise sind alle Geldanlagen und Wertsachen betroffen. Das gilt sogar für wenig „brauchbare“, wie Gold und andere Edelmetalle. Sie werden als erste verkauft und damit auch als erste preislich verfallen.

Den relativ höchsten Schutz bieten Anlagen in „werteschaffende“ Investitionen (Aktien guter Firmen) und diese möglichst in Währungen, die permanent zum Euro (oder US-Dollar) aufwerten. Dergleichen gibt es genug – in Europa: Schweizer Franken, skandinavische Währungen, außerhalb Europas die „kleinen Dollars“ (Kanada, Australien, Neuseeland), sowie die Währungen der „Bric“-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China); und es gibt genug Berater, möglichst Banken-unabhängige.

PAZ: Sollten nach dem Ende des Euro neue nationale Währungen entstehen oder sind Währungszusammenschlüsse ähnlich strukturierter Staaten eine Alternative?

Hankel: Es geht um Wechselkurs-, nicht Währungs-Unionen. Bretton Woods war eine solche, auch der Goldstandard, auch die Regelungen im Gemeinsamen Markt vor Einführung des Euro, wie das Europäische Währungssystem (EWS) mit dem Ecu als Recheneinheit, aber nicht als das nationale Geld verdrängendes Umlaufgeld. Dahin muss die Währungsunion zurückentwickelt werden und als zweiter Ecu kann dann der Euro dienen. In diesem neuen alten EWS könnte Europa seinen monetären Frieden wieder finden und trotzdem sein wirtschaftliches und politisches Profil in einer globalisierten Weltwirtschaft schärfen.


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