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11.02.12 / Gelenkte Empörung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-12 vom 11. Februar 2012

Gelenkte Empörung
von Hans Heckel

Die Nachrichtenlage aus Syrien ist ebenso laut wie dünn. Laut ist die Empörung von Medien und Politik über die einseitige Brutalität des Assad-Regimes. Dünn sind hingegen die journalistischen Belege für die geharnischten Anklagen gegen den Machthaber.

Es hagelt schreckliche Berichte und verwackelte Amateur-Aufnahmen über die Untaten des Diktators. Als Zeugen treten indes ausschließlich Assad-Gegner auf. Mag sein, dass diese sich durchweg objektiv äußern über die Handlungen ihres Todfeindes. Und dass sie durchaus kritisch über ihre eigene Rolle und ihre wahren Ziele reden. Das wäre allerdings das erste Mal in der Geschichte, dass sich eine kriegführende Partei in Objektivität übt. Eher ist davon auszugehen, dass die Assad-Gegner ihre Darstellung der Ereignisse an eigenen Interessen ausrichten. Doch unter der Wucht der (unüberprüften) Bilder, Geschichten und Opferzahlen werden alle Zweifel erstickt.

Dabei wird kaum jemand bezweifeln, dass es sich bei Baschar al-Assad um einen Despoten handelt, der nach europäischen Maßstäben untragbar wäre. Andernorts aber scheinen solche Despotien den Westen und insbesondere die USA kaum zu stören.

Auch dann nicht, wenn sie die Opposition brutal unterdrücken. Im Emirat Bahrain konnte das Regime mithilfe saudi-arabischer Panzer und Rückendeckung der USA die eigene „Arabellion“ 2011 bestialisch niederwalzen. Die Empörung der „internationalen Staatengemeinschaft“ blieb aus, kein Embargo, auch die UN blieben untätig. Und Saudi-Arabien selbst ist eine durch und durch islamistische Despotie, in der jede oppositionelle Regung im Keim erstickt wird. Zudem ist der Wüsten-Gigant der Finanzierer der globalen Radikalisierung des Islam schlechthin. Protest? Fehlanzeige.

Diese Doppelbödigkeit macht misstrauisch. So entsteht der Eindruck, dass die Empörung der Öffentlichkeit nur entfacht wird, wenn es politisch passt. Und dass diese Empörung dann wie ein Esel vor den Karren strategischer Interessen gespannt wird.

Völlig aus dem Blick gerät unterdessen, welches Ziel die syrische Opposition eigentlich verfolgt. Sie weiß, was westliche Ohren hören wollen: Demokratie! Freiheit! Menschenrechte! Der Blick nach Ägypten lässt jedoch befürchten, dass dies Täuschung sein könnte, um die Unterstützung des Westens zu bekommen für ein Projekt, dass nun so gar nicht „westlich“ ist: den islamistischen Gottesstaat mit der Mission, den „Unglauben“ weltweit zu bekämpfen.

Europa tröstet sich darüber hinweg, indem es die Muslimbrüder neuerdings nicht mehr „islamistisch“, sondern „gemäßigt“ nennt. Auf diese Weise betreibt es seine eigene Täuschung aktiv mit. Hans Heckel


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