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11.02.12 / Mit Agenten gegen das Ende / Neueste Forschungsergebnisse über die DDR-Staatssicherheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-12 vom 11. Februar 2012

Mit Agenten gegen das Ende
Neueste Forschungsergebnisse über die DDR-Staatssicherheit

Die Stütze der SED-Diktatur in der DDR war von 1950 bis 1989 das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), die Stasi. Zugleich Geheimpolizei und Spionagedienst, agierte der weit verzweigte Apparat jenseits rechtsstaatlicher Legitimation unter eklatanter Missachtung der Menschen- und Bürgerrechte, stets auf der Suche nach potenziellen „politischen Straftätern“. Bereits 2001 und 2006 veröffentlichte der frühere Mitarbeiter in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde Jens Gieseke unter dem Titel „Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945 bis 1990“ eine Abhandlung über die Stasi, ihre Entwicklung und Tätigkeit. Inzwischen ist Gieseke Leiter der Abteilung „Kommunismus und Gesellschaft“ im Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. In einer nochmals erweiterten Fassung seiner kompakten, übersichtlichen Studie, betitelt „Die Stasi 1945 bis 1990“, hat er neueste Forschungsergebnisse zur Rolle der Staatssicherheit in der DDR mit berücksichtigt. Zusätzlich zieht er darin Bilanz über, wie er es nennt, „das zweite Leben“ der Mielke-Behörde als Anlaufstelle für Aufarbeitung und Erinnerungskultur.

Auch im Ausland wird der deutsche Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit mit Interesse verfolgt, nicht zuletzt aufgrund des erfolgreichen Films „Das Leben der anderen“. Längst ist die Flut wissenschaftlicher und publizistischer Beiträge zum Thema MfS kaum noch überschaubar. Insofern kann ein einzelnes Werk mit dem Anspruch eines strukturierten Überblicks unter Einbeziehung aller Aspekte zwangsläufig „nur“ eine zusammenfassende Aufarbeitung bieten, einschließlich knapper Analysen von Auswirkungen der Stasi-Tätigkeit, vor allem in sozialer Hinsicht, auf die Gesellschaft der DDR. Gieseke bezeichnet es als höchst erstaunlich, dass die rund 91000 MfS-Mitarbeiter sich nach dem Umsturz von 1989 schnell und klaglos in die neue Situation fügten, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass der Glaube der deutschen Tschekisten an die eigene Legitimation längst verkümmert war. Als bewaffnetes Sicherungsorgan der herrschenden kommunistischen Partei, ihr „Schild und Schwert“, agierte die Stasi ab Januar 1950. Per Beschluss des SED-Politbüros war ihre Gründung durch Umwandlung der „Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft“ des Innenministeriums in ein eigenes Kabinettsressort erfolgt. Der Aufbau erfolgte nach sowjetischen Vorgaben. Unter dem Vorwand, dem unablässigen Störfeuer der amerikanischen und englischen „Imperialiste entgegen zu treten, leitete die DDR-Regierung „die Transformation zur ‚Volksdemokratie‘ nach stalinistischem Muster und die Angleichung des politischen Systems der DDR an den Herrschaftsapparat der Sowjetunion“ ein. Bis 1956/58 lag die Kontrolle der Stasi vollständig in sowjetischer Hand, und bekanntlich behielten die „Berater“ aus der UdSSR bis zuletzt entscheidenden Einfluss. 1957 stieg Erich Mielke an die Spitze des MfS auf und behielt diesen Posten bis zu seinem Auftritt in der Volkskammer am 13. November 1989. Was den Gegenpart betrifft, die westdeutsche Spionageabwehr, so ist hierzu wenig zu berichten, da den Forschern bis heute der Zugang zur Überlieferung verweigert wird.

Fortlaufend wurde die Staatssicherheit erweitert, auch wurden immer mehr Informanten angeworben. Am Ende waren es rund 173000 Inoffizielle Mitarbeiter. Das MfS verlor dennoch zuletzt an Durchschlagskraft. Gieseke bezeichnet dessen weiteres Agieren als „Ersatzhandlung für den versandeten totalitären Gestaltungsanspruch aus der Mobilisierungsphase des kommunistischen Regimes“. Weiterhin geht er auf die verschiedenen oppositionellen Gruppen in der DDR ein, von den wenig ernst genommenen Meckerern bis hin zu den Abweichlern aller Couleur. Bekanntlich entschied „am Ende nicht militärische Macht über den Ausgang des Kalten Krieges, sondern die Modernisierungsfähigkeit der konkurrierenden Systeme auf ökonomischem, technischem und gesellschaftlichem Gebiet“. Es war eine kleine Gruppe von Oppositionellen, die zum Sprachrohr der Massenbewegung wurde, welche den maroden Staat zu Fall brachte. Dagmar Jestrzemski

Jens Gieseke: „Die Stasi 1945 bis 1990“, Pantheon Verlag, München 2011, geb., 361 Seiten, 14,99 Euro


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