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18.02.12 / Teurer Pfusch am Bau / Allein im neuen Regierungsviertel Schäden von 70 Millionen Euro

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-12 vom 18. Februar 2012

Teurer Pfusch am Bau
Allein im neuen Regierungsviertel Schäden von 70 Millionen Euro

Büros, in die es hineinregnet, und Risse in den Fassaden: Was sich wie die Beschreibung einer in die Jahre gekommenen Schrottimmobilie liest, steht bei einigen neu errichteten Berliner Bauwerken schon kurze Zeit nach der Eröffnung auf der Mängelliste. Bereits im Jahr 2010 musste Kanzlerin Merkel ihr Büro im erst 2001 fertiggestellten Kanzleramt vorübergehend räumen.

Nur neun Jahre nach der Fertigstellung des 250-Millionen-Euro-Baus waren Sanierungsarbeiten wegen undichter Fassaden und Dächer, Mängeln beim Brandschutz und der Lüftungstechnik notwendig. Für das gesamte, neu gebaute Berliner Regierungsviertel werden die Bauschäden inzwischen auf 70 Millionen Euro geschätzt.

Tragen wird die Kosten in den meisten Fällen der Steuerzahler. Bei Planungsfehlern ist die fünfjährige Architektenhaftung meist abgelaufen. Ob Baufirmen für Pfusch aufkommen müssen, ist nach Ablauf einiger Jahre ebenfalls fraglich. Eine Gewährleistung fällt nur an, wenn Schäden rechtzeitig beanstandet werden.

Zumindest theoretisch möglich wäre dies beim Neubau für den Bundesnachrichtendienst in Berlin-Mitte. Dort ist durch eine falsch eingebaute Klimaanlage bereits ein Schaden von 9,7 Millionen Euro entstanden. Allerdings scheint auch hier der Steuerzahler auf den Kosten sitzen zu bleiben: Die Firma, die den Schaden verursacht hat, ist inzwischen zahlungsunfähig. Baupfusch wird auch von einem anderen Berliner Großprojekt gemeldet, das sich noch im Bau befindet: der neue Flughafen. In vier Parkhäusern bröckelt bereits Monate vor der Eröffnung der Beton und zeigen sich erste Risse. Ursache sollen bereits bei der Projektplanung nicht eingehaltene Baunormen sein. Andere Planungsfehler haben den Flughafen-Bau bereits 112 Millionen Euro teurer gemacht als bisher kalkuliert.

Dass selbst Prestigeprojekte von derartigen Pleiten betroffen sind, hat häufig die gleichen Gründe: Diverse beteiligte Subunternehmer, knappe Kalkulationen bei den Firmen, die sich an den Ausschreibungen beteiligen. Hinzu kommt, dass neuerdings auch öffentliche Auftraggeber immer öfter Zahlungsschwäche zeigen, was bislang nur für klamme private Bauherren galt. Im Jahr 2010 gaben bei einer bundesweiten Befragung des Verbandes Beratender Ingenieure (VBI) 45 Prozent der befragten Firmen an, dass öffentliche Auftraggeber nur noch verzögert Rechnungen begleichen. N.H.


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