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18.02.12 / Ver-Steinerung der Pädagogik / Gründer der Waldorfschulen hatte eine eigenwillige Weltsicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-12 vom 18. Februar 2012

Ver-Steinerung der Pädagogik
Gründer der Waldorfschulen hatte eine eigenwillige Weltsicht

Eine besondere Stellung innerhalb der Reformpädagogik nehmen die vom „Anthroposophen“ Rudolf Steiner gegründeten Waldorfschulen ein. Gemeinhin gilt hier als Bekenntnis: Waldorfschulen sind gut, denn sie sind Schulen ohne Noten, ohne Sitzenbleiben, ohne Stundentakt; Schulen der Ganzheitlichkeit, der Kindgemäßheit, der Eurythmie. Reichlich verquast wird es allerdings, wenn man mit der Waldorfpädagogik auf Reinkarnation, Karma, Gnosis, Kosmolonie, Astral-Leib, okkulte Wahrheiten und das Atlantis-Mysterium stößt. Als besonders bedenklich muss Steiners Rassenkunde gelten: Er katalogisiert die Rassen nämlich in Schwarze mit „Hinterhirn“ und „Triebleben“, in Gelbe mit „Mittelhirn“ und „Gefühlsleben“ sowie in Weiße mit „Vorderhirn“ und „Denkleben“. Wörtlich: „Diese Schwarzen in Afrika haben die Eigentümlichkeit, dass sie alles Licht und alle Wärme vom Weltenraum aufsaugen ... Der Neger hat also ein starkes Triebleben.“ Vor solchen Hintergründen wäre es an der Zeit, dass sich Waldorfschulen, die immer noch Steiner-Schulen heißen, ihres Namens entledigten.

Ebenfalls höchst fragwürdig ist die Waldorflehrerbildung. So weist der „Studienbegleiter“ der „Freien Hochschule Stuttgart – Seminar für Waldorfpädagogik“ in seiner Fassung von 2005 einen täglichen Hauptkurs in anthroposophischer Menschenkunde aus. Das Studium der ersten beiden Steinerschen „Theosophie“-Kapitel, heißt es, diene „einer geistigen Schulung, die Inhalte nicht kommentiert oder interpretiert, sondern am Beginn des Studiums die Fähigkeit veranlagt zu einem innerlichen Nachvollziehen der Inhalte“. Glauben geht also vor Reflektieren.

Entsprechend fallen die „Diplomarbeiten“ späterer Waldorflehrer aus. 2005 wurde von der Freien Hochschule Stuttgart eine Arbeit zum Thema „Der Konjunktiv in der Sprachlehreepoche der 6. Klasse“ angenommen. Darin heißt es: „Die Gedärmkrankheiten kommen sehr häufig von dem Unterricht in Grammatik.“ Beispiele dieser Art gibt es zahlreich. Offenbar sind an dieser Art von Lehrerbildung die Fortschritte von mindestens einem Jahrhundert naturwissenschaftlicher, psychologischer und pädagogischer Wissenschaft vorbeigezogen. An wohl kaum einem Gymnasium würde eine solche Arbeit als Facharbeit eines Oberstufenschülers anerkannt. Mit wissenschaftlicher Ausbildung, wie sie das Grundgesetz in Artikel 7 auch von Lehrern an freien Schulen verlangt, hat das wenig zu tun.

Die bislang weitgehend ausgebliebene öffentliche Auseinandersetzung mit Waldorfpädagogik sowie mit Rudolf Steiner dürfte ansonsten sehr praktische Gründe haben. Auch der geduldigste Wissenschaftler oder Publizist hat irgendwann keine Lust mehr, sich durch ein Steiner-Schrifttum durchzubeißen, das im Katalog 204 Seiten ausmacht und das mehr als 350, offenbar in permanenter Produktionsmanie entstandene Original-Steiner-Bände mit 4500 zunächst mitstenografierten Vorträgen enthält. Real existierender Okkultismus also auch hier! J. Kraus


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