29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.02.12 / Zankapfel Transnistrien / Moldau und Ukraine treiben Keil zwischen Moskau und Tiraspol

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-12 vom 18. Februar 2012

Zankapfel Transnistrien
Moldau und Ukraine treiben Keil zwischen Moskau und Tiraspol

Transnistrien, der kleine, von Moldau abtrünnige Land-strich östlich des Flusses Dnjestr, hat einen neuen Präsidenten gewählt: Aus der Wahl ging der westlich orientierte Jewgenij Schewtschuk als Sieger hervor. In den vergangenen 20 Jahren hatte der kremltreue Igor Smirnow das Land regiert. Ähnlich wie Süd-Ossetien und Abchasien hat allein Russland „Pridnjestrowje“, wie Transnistrien auf Russisch heißt, als unabhängigen Staat anerkannt und ihn als Trutzburg gegen den Einfluss des Westens in der Region finanziell, vor allem aber mit der Stationierung russischer Militär-einheiten unterstüzt.

Seit der pro-russische Kandidat Anatolij Kaminskij eine derbe Wahlschlappe einstecken musste und ein pro-westlicher Präsident das Sagen hat, sehen die Mächtigen dies- und jenseits des Dnjestr erneut Chancen zur Erhöhung ihrer Einflussnahme auf das geostrategisch wichtige Gebiet.

Moldau ließ kürzlich eine kanadische Inspektionsgruppe der Nato anreisen, um Militäranlagen in Moldau und Transnistrien gemäß den 1999 getroffenen Vereinbarungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Augenschein zu nehmen. Dies wertete die neue Führung in Tiraspol und der Kreml als Provokation, weil sie hierüber nicht in Kenntnis gesetzt worden seien. Die kanadische Inspektionsgruppe kam darüber hinaus in Begleitung von Soldaten der moldauischen Armee.

Eine besondere Rolle in dem Machtpoker um den Zankapfel Transnistrien spielt die Ukraine. Anfang Februar fand in Odessa eine Transnistrien-Konferenz statt, an der neben Schewtschuk und dem Außenminister der Ukraine der moldauische Premierminister Vlad Filat teilnahmen. Russlands Außenmiister Sergej Lawrow war nicht eingeladen. Kiew soll dabei in Aussicht gestellt haben, Moldau bei der Herauslösung Transnistriens aus der Einflusssphäre Russlands zu helfen. Kritiker sehen hierin den Versuch der Ukraine, angesichts des Gaspokers mit Russland und dem Fall Timoschenko ihre Loyalität gegenüber dem Westen unter Beweis zu stellen.

Die jüngere Generation in Moldau blickt eher nach Westen. Viele träumen sogar von einer Wiedervereinigung mit Rumänien. Unter anderem deshalb, weil Rumänien als EU-Land an Gewicht in der Region gewinnt. Die machtpolitische Logik der von Russlands Premierminister Wladimir Putin propagierten „Eurasischen Union“ könnte sich jedoch als stärker erweisen als eine Rücksicht auf den Westen.

Schewtschuk steht vor der schwierigen Aufgabe, eine Balance der Interessen an Transnistrien herzustellen. Einerseits wird er die Isolation des Gebiets, andererseits ein Budgetdefizit von 70 Prozent, Massenarbeitslosigkeit und Abwanderung bekämpfen müssen. Das wird ohne „strategische Partnerschaft“ mit Russland nicht möglich sein. Zumal 150000 der etwa 555000 Einwohner Transnistriens ethnische Russen sind. Derzeit organisiert Anatolij Kaminskij Kundgebungen zur Unterstützung Putins. Da das Land finanzielle Hilfe aus Moskau erhält, gilt als sicher, wem die russischen Transnistrier am 4. März ihre Stimme geben.

Zunächst wurden der unterbrochene Warenverkehr sowie Bahn- und Telefonverbindungen mit Moldau erneuert. M. Rosenthal-Kappi


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren