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18.02.12 / S-Bahn soll in Allenstein Verkehrsprobleme lösen / Neue Linie soll den Hauptbahnhof mit dem acht Kilometer entfernten Bahnhof Göttkendorf verbinden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-12 vom 18. Februar 2012

S-Bahn soll in Allenstein Verkehrsprobleme lösen
Neue Linie soll den Hauptbahnhof mit dem acht Kilometer entfernten Bahnhof Göttkendorf verbinden

Die Stadt Allenstein bereitet sich auf eine neue Bauoffensive vor. Bald soll mit der heutigen Bałtycka-Straße eine der Hauptverkehrsadern der Stadt um eine zusätzliche Fahrbahn erweitert werden. Dies würde aber zu gewaltigen Verkehrsbehinderungen führen, vor allem, weil die nördlichen Stadtviertel, vornehmlich Göttkendorf, zusehends ausgebaut werden und damit die Bevölkerungsdichte erheblich zunimmt. Schon jetzt bilden sich deswegen im Berufsverkehr gewaltige Staus. Eine von vielen Einwohnern bevorzugte Umleitung über den Vorort Abstich ist wenig empfehlenswert, da der schlechte Zustand der dortigen Umgehungsstraße die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährdet.

Deswegen kamen die zuständigen Stadtbehörden Allensteins auf eine neue Idee, welche die zu erwartenden Staus verhindern soll. Es handelt sich um eine Art S-Bahn-Linie, die den Hauptbahnhof mit dem Bahnhof Göttkendorf verbinden würde. Die Entfernung dazwischen beträgt zirka acht Kilometer. Bis jetzt gibt es hier nur einen einzigen Haltepunkt – Allenstein-West. Künftig könnten hier mehrere kleinere Haltestellen eingerichtet werden. Sie würden sich beispielsweise in der Stadtmitte, an der alten, renovierungsbedürftigen Eisenbahnunterführung sowie direkt am Oküll-See befinden. Auf dieser Trasse würden dieselbetriebene Schienenbusse im 40-Minuten-Takt verkehren. Die gesamte Strecke könnte dann in nur zwölf Minuten zurückgelegt werden, wobei der planmäßige Linienbus zurzeit mehr als eine halbe Stunde benötigt. An einem Tag könnten die S-Bahnen dann bis zu 40-mal hin und her pendeln und jeweils etliche Hundert Fahrgäste befördern. Die notwendigen Fahrzeuge würde die Polnische Eisenbahn der Stadt zur Verfügung stellen. Die Gesamtkosten für den Bau der neuen Bahnsteige würden sich auf umgerechnet etwa 50000 Euro belaufen. Laut Vereinbarung mit den Städtischen Verkehrsbetrieben, denen die Beförderung mit Bussen obliegt, würden auf dieser Strecke die allgemeingültigen Fahrscheine akzeptiert. Falls sich diese Entlastung bewähren sollte, könnte sie auch nach der Fertigstellung der neuen Ausfallstraße Richtung Mohrungen weiter im Betrieb bleiben.

Im Vergleich zum Fahrplan der Deutschen Reichsbahn 1944/45 gäbe es also beträchtlich mehr Verbindungen auf dieser Vorortstrecke. Damals gab es lediglich sieben Zugpaare am Tag. Nun sollen es ein ganzes Dutzend sein, jeweils abwechselnd Richtung Braunsberg und Elbing. Bis 1945 verkehrten dort auch Fernzüge nach Königsberg: über Wormditt, Mehlsack und Zinten. Danach wurde der Bahnverkehr in die Provinzhauptstadt gänzlich eingestellt. Die geplante Durchsetzung eines Abkommens über den sogenannten kleinen Grenzverkehr zwischen den nahe der innerostpreußischen Grenze liegenden Landkreisen des südlichen Ostpreußens und Westpreußens lässt darauf hoffen, dass ein Wiederaufleben des Bahnverkehrs zwischen Allenstein und Königsberg trotz der unterschiedlichen Schienenbreite zwischen Polen und Russland möglich wäre.

Die in der Bundesrepublik verbreitete und beliebte S-Bahn funktioniert in Polen zwar nur in wenigen Städten, scheint aber dort sehr zukunftsorientiert zu sein. Diesbezüglich wurde sogar im Gefolge einer der letzten Umstrukturierungen bei der polnischen Bahn eine Gesellschaft SKM (Städtische Schnellbahn) gegründet, die den Nahverkehr der Großstädte verwaltet. Das prägnanteste Beispiel für eine Weiterentwicklung des Nahverkehrs stellt Danzig mit seinen umliegenden Städten und Vororten dar. Dort kann man bis jetzt zwar nur eine, dafür aber sehr stark befahrene S-Bahn-Strecke (SKM) benutzen, die hauptsächlich Danzig mit Neustadt, gelegentlich auch Stolp und Dirschau verbindet. Schon jetzt bestehen aber ernstzunehmende Ausbaupläne für eine zweite Linie, die Gdingen mit seinen großen Plattenbausiedlungen im Westen und dem immer mehr expandierenden Lech-Wałensa-Flughafen verbinden würde. Die geplante S-Bahn hätte dann ihre Endstation am Danziger Hauptbahnhof. Dadurch entfielen die zurzeit so strapazierenden Anfahrten zum Danziger Flughafen, von dem mehrere Flüge nach Deutschland und den anderen europäischen Ländern unterhalten werden.

Ein ziemlich gelungenes S-Bahn-Netz bietet seit einigen Jahren Warschau. Die als S-1, S-2 und S-9 ausgeschilderten modernen Züge befördern täglich Hunderttausende Pendler auf einer Ost-West-Achse Warschaus. Den Verkehr vom Norden bis in den Süden sichert dort die erste und bislang einzige U-Bahn-Linie der Republik Polen. Grzegorz Supady


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