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18.02.12 / Die ewig Unterschätzte / Warum Angela Merkel so erfolgreich ist – Eine spannende Kurz-Analyse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-12 vom 18. Februar 2012

Die ewig Unterschätzte
Warum Angela Merkel so erfolgreich ist – Eine spannende Kurz-Analyse

Das System Merkel funktioniert wie geschmiert. Die Bundeskanzlerin und CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel gilt zurzeit als die starke Frau Europas. Ob die Deutschen langfristig die Zeche zahlen werden für die immer neuen milliardenschweren Pakete der Rettungseuropäer, steht auf einem ganz anderen Blatt. Sicher hat Merkel in der DDR gelernt, sich an schwierige äußere Umstände anzupassen. Sie weiß sich durchzusetzen – besser als der Schnäppchenjäger im Schloss Bellevue und die Polit-Zwerge in FDP und SPD.

Die Broschüre „System Merkel. Mentalität, Metamorphose, Machtstrategie“ basiert auf einer Artikelserie in der „Jungen Freiheit“. Der Autor Hinrich Rohbohm ist das Opfer einer unguten Entwicklung in der CDU, die nicht allein der Parteivorsitzenden in die Schuhe geschoben werden darf. Rohbohms politische Karriere in der C-Partei endete, als ruchbar wurde, dass er für die national-konservative Wochenzeitung als Reporter arbeitet. Denn mit der Solidarität ist es in der Union nicht weit her, wenn einem ihrer Mitglieder „rechte“ Gesinnung unterstellt wird.

Der Nutzwert der Broschüre liegt darin, dass hier in leicht zu lesender Form die meisten (eher negativen) Urteile und/oder Vorurteile über die Politik Merkels zusammengestellt wurden. Das ist nicht alles neu, doch reicht allemal, um sich einen gemütlichen Abend bei süffig geschriebener Merkel-Kritik zu bereiten.

Noch weit stärker als Helmut Kohl lebt Merkel davon, dass sie permanent unterschätzt wird. Inhaltlich steht sie, der nicht nur ihre Gegner „männermordende“ Eigenschaften zuschreiben, für eine immer deutlicher werdende Sozialdemokratisierung der Union. Der Leipziger Parteitag von 2003 war nicht mehr als ein Ausrutscher. Mittlerweile hat sich die CDU aber wieder behaglich in der sozialen Wärmestube eingerichtet.

Hin und wieder hört und liest man, dass die Kanzlerin ein deftiges Essen und einen Rotwein zu schätzen weiß. Doch ihre größte Befriedigung scheint sie aus der Ausübung von Macht zu ziehen. Dabei fährt ihre Partei immer schlechtere Ergebnisse ein. Macht nichts, denn die Kanzlerin bleibt im Sattel und könnte notfalls mit allen regieren – vermutlich nur nicht mit einer seriösen politischen Konstellation rechts der Union. Das Fehlen einer ernstzunehmenden liberal-konservativen Kraft ist ein wichtiger Baustein in Merkels Machtfundament.

Anders als es die Legende will, die besagt, Merkel sei zur Politik wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, zeigt der Autor, dass sie aus einer „in hohem Maße politischen Familie“ stammt. Ob ihr Vater wirklich so tief in den SED-Staat verstrickt war, tut jedoch eigentlich nichts zur Sache. Auch die Kanzlerin hat ein Recht darauf, nicht in politische Sippenhaft genommen zu werden.

Sachlich zutreffend ist jedoch Rohbohms Hinweis, Merkel habe die Partei für Koalitionen mit den Grünen geöffnet und in vielen Politikfeldern Positionen eingenommen, die eine radikale Abkehr von jahrzehntelanger CDU-Politik darstellen. Dass es sich hier um Vorstellungen handele, die mit denen eines demokratischen Sozialismus in hohem Maße übereinstimmen, ist jedoch eher Feuilleton als sachliche Beschreibung.

Auch nach Merkels Abgang wird ihre Politik nicht an ihr Ende gelangt sein. Mit Norbert Röttgen, Annette Schavan, Ursula von der Leyen, Ronald Pofalla, Hermann Gröhe und Peter Altmaier umgibt sich die Kanzlerin mit prononciert linksliberalen Getreuen. Viele treue CDU-Anhänger finden hingegen keine Identifikationsfiguren mehr. Ansgar Lange

Hinrich Rohbohm: „System Merkel. Mentalität, Metarmorphose, Machtstrategie“, 72 Seiten, Edition JF, Berlin 2011, 5 Euro


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