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25.02.12 / Wieder daheim / Landesrabbiner über jüdisches Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-12 vom 25. Februar 2012

Wieder daheim
Landesrabbiner über jüdisches Leben

Shlomo Bistritzky hat eine Mission. Der 1975 in Jerusalem geborene Landesrabbiner von Hamburg will den jüdischen Glauben in die Welt hinaustragen. Als Wirkungsort hat er sich bewusst die Hansestadt ausgesucht, denn hier liegen seine familiären Wurzeln. Sein Urgroßvater kam 1920 aus Königsberg an die Elbe, gründete hier eine Familie und führte ein Handelsgeschäft, bis das Unheil des Nationalsozialismus über sie hereinbrach. Im Rahmen der vom Corps Irminsul, der ältesten Hamburger Studentenverbindung, regelmäßig veranstalteten „Harvestehuder Gespräche“ referierte er über jüdisches Leben in Deutschland und seine Arbeit als Landesrabbiner.

In Deutschland könne man auch als orthodoxer Jude unbehelligt und sicher leben, so Bistritzky. Eine bemerkenswerte Feststellung aus berufenem Munde, sollen doch „judenfeindliche Einstellungen“ einer kürzlich vom Bundestag veröffentlichten Studie zufolge in „erheblichem Umfang“ in der deutschen Gesellschaft verbreitet sein.

Als geistliches Oberhaupt der jüdischen Gemeinde wolle er den Juden die Möglichkeit geben, ihre Religion stärker zu praktizieren, und ihnen zeigen, wie man auch in Deutschland orthodox leben könne. Dafür ist er für die Mitglieder seiner Gemeinde rund um die Uhr erreichbar. Als Bekehrer sehe er sich dabei jedoch nicht. Für ihn sei die orthodoxe Lebensweise selbstverständlich, habe er als Kind eines Oberrabbiners doch schon früh gelernt, nach den strengen Riten und Gebräuchen zu leben. Auch wenn es gelegentlich Widerstände zu überwinden und noch vieles zu verbessern gelte, sei jüdisches Leben hierzulande längst wieder heimisch geworden. So gäbe es jüdische Gotteshäuser, Schulen, Kindergärten und Kultureinrichtungen. In vielen Geschäften könne man sogar koschere Produkte kaufen.

Bistritzkys Großvater Loeb hatte sich einst vorgenommen, nie mehr in seine Heimatstadt zurückzukommen. Er hat es doch getan. In der Arbeit seines Enkels sieht der 86-Jährige „die beste Antwort auf den Holocaust“. Jan Heitmann


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