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25.02.12 / Henker haben Hochkonjunktur / Zunahme der Exekutionen weltweit beschäftigt die Uno

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-12 vom 25. Februar 2012

Henker haben Hochkonjunktur
Zunahme der Exekutionen weltweit beschäftigt die Uno

Die Vereinten Nationen sind besorgt über eine weltweite Zunahme von Exekutionen, trotz aller Appelle und Resolutionen, das Töten als Strafe ganz abzuschaffen. Neben China bereitet neuerdings der Irak große Sorgen, denn seit dem Abzug der US-Truppen sind dort Hinrichtungen an der Tagesordnung, allein in den ersten 40 Tagen 2012 mindesten 65, an einem einzigen Tag, dem 19. Januar, gar 34 auf einen Streich. 900 Aspiranten warten noch auf ihr tödliches Finale.

Einige spektakuläre Fälle rücken China, Saudi-Arabien und den Iran in den Fokus internationaler Menschenrechtler: So wurde mit Wu Ying, 30, eine der reichsten Frauen der Volksrepublik wegen Veruntreuung von umgerechnet 95 Millionen Euro zum Tode verurteilt, will der Iran angebliche US-Spione hinrichten lassen und lieferte Malaysia den 23 Jahre alten saudischen Journalisten Hamsa Kaschgari wegen einer strengen Auslegung des Blasphemie-Paragrafen an Riad aus. Dort droht ihm unweigerlich der Tod.

Mindestens 81 Erdhörnchen in der Halbwüste von Nevada haben ihr Leben verspielt, wenn dieser US-Staat alle Todesurteile vollstreckt, die gegenwärtig anstehen. Jedes Mal, wenn in Reno die Giftspritze in Aktion tritt, streift Chefrichter Cliff Young durch das Gelände der Horse-Shoe-Ranch bei Battlemountain und jagt die possierlichen Wüstenbewohner. Das ist seine Art der Abreaktion. Denn er ist im Innersten ein Feind der „Death Penalty“, gleichwohl muss er sich immer wieder nach dem Buchstaben des Gesetzes richten – ein fortwährender Gewissenskonflikt. Immerhin üben noch 36 der 51 US-Staaten die Todesstrafe aus, am exzessivsten Texas. Die USA waren zudem bis 2005 eines der wenigen Länder, in denen auch Minderjährige hingerichtet wurden. Zudem ist das US-Militärstrafrecht im Hinblick auf Todesurteile umstritten.

Young ist in den Staaten sicher nicht der einzige Jurist, der mit diesem Konflikt leben muss. Denn in den USA warten derzeit noch rund 3000 Kandidaten auf das schreckliche Ende mit der Giftspritze, durch Erhängen, Erschießen oder auf dem elektrischen Stuhl. Seit 1976 wurden 1000 Delinquenten hingerichtet, nach Schätzungen von Juristen sind 100 Fehlurteile eingeschlossen. Allein in Kalifornien warteten Ende November 2011 721 Delinquenten in ihrer Zelle auf das Ende. In Florida waren es 398 und in Texas 321.

Weltweit warten seit 2010 etwa 18000 Gefangene auf ihre Exekution, mehr als 2300 wurden in dieser Zeit in 67 Ländern zum Tode verurteilt und über 500 in 23 Ländern hingerichtet, nicht eingeschlossen China, weil es keine verlässlichen Statistiken liefert. Doch es wird davon ausgegangen, dass die roten Machthaber beispielsweise allein 2008 mehr als 1700 Menschen, meist durch die Giftspritze oder durch Erschießen, hinrichten ließen. Beobachter schätzen indes, dass es 2010 etwa 5000 gewesen sein sollen, andere Quellen sprechen von bis zu 10000. Allein 2009 wurden 7000 Todesurteile verhängt. Amnesty International spricht vom „grausamen Weltmeister bei der Todesstrafe“.

Ganz vorne rangiert auch der Iran, der noch die Steinigung im Repertoire hat, mit jährlich über 300 Exekutionen. Saudi-Arabien und Pakistan folgen mit jährlich über 100 Enthauptungen durch das Schwert des Scharfrichters. Rund 90 Prozent aller Hinrichtungen fanden in nur sechs Ländern statt: China, Iran, Irak, Saudi-Arabien, USA und Jemen. 714 Tötungen in 13 islamischen Ländern sind Resultat der muslimischen Rechtsordnung Scharia. Als einziges Land in Europa praktiziert Weißrussland die Todesstrafe. In der Bundesrepublik wurde die Exekution 1949 abgeschafft, doch 1951 wurden noch sieben der von den Alliierten verurteilten NS-Kriegsverbrecher gehängt. In der DDR war die letzte Hinrichtung 1981. Immerhin ist in 130 Ländern die Todesstrafe abgeschafft. Joachim Feyerabend


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