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25.02.12 / Neue Fehlinvestition? / Hamburg kauft sich in Krisenbranche ein – Andere Anleger zittern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-12 vom 25. Februar 2012

Neue Fehlinvestition?
Hamburg kauft sich in Krisenbranche ein – Andere Anleger zittern

Die Investition in Höhe von 420 Millionen Euro hat die Stadt Hamburg bei der traditionsreichen Reederei Hapag Lloyd mit einem 37-Prozentanteil zum neuen Hauptaktionär gemacht. Auf den ersten Blick scheint mit diesem neuen Hauptaktionär der Fortbestand der letzten deutschen Linien-Reederei von Weltruf gesichert zu sein. Ebenso die Zukunft des Hamburger Hafens, in dem Hapag für die Hälfte des Containerumschlags sorgt. Trotzdem ist das neueste Kapitel Hamburger Industriepolitik nicht unumstritten. Bereits jetzt ist Hapag vor feindlichen Übernahmen geschützt wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen. Grund ist die Unternehmenskonstruktion. Die Fäden im Unternehmen laufen im Albert-Ballin-Konsortium zusammen, in dem Hamburg und der Investor Klaus-Michael Kühne über eine sichere Sperrminorität verfügen. Entscheidungen über eine Standortverlagerung können zum Beispiel nur mit einer 90-prozentigen Mehrheit getroffen werden. Noch fraglicher wird die weitere Erhöhung des Anteils an Hapag in Bezug auf die Aussichten in der Schifffahrtsbranche.

Wie angespannt die Lage für viele Reeder ist, macht eine Meldung deutlich, die unlängst für Aufsehen sorgte. Der Rohstoffhändler Glencore hat von einer zypriotischen Reederei ein Schiff quasi zum Nulltarif gechartert. Bezahlt werden müssen lediglich die Treibstoffkosten. Selbst auf diese wird vom Reeder für die ersten 60 Tage ein Zuschuss von 2000 Dollar täglich gezahlt. Hinter dem Angebot steht die Hoffnung des Reeders, das Schiff in eine bessere Position zu bringen und auf dem Rückweg einen lukrativeren Auftrag zu bekommen. Ablesbar ist die Lage der Schifffahrtsbranche auch am massiven Einbruch der Preisindizes wie dem Baltic-Dry-Index für Massenschüttgut und dem Harper-Petersen-Index für Containertransporte.

Ursache des Preisverfalls sind massive Überkapazitäten, an denen milliardenschwere Subventionsprogramme für die Werften in China und Südkorea im Jahr 2009 einen gehörigen Anteil haben. Damals bestellte Schiffe drängen nun auf den Markt. Die Überkapazitäten könnten nach Schätzungen der australischen Bank Macquarie im Laufe des Jahres sogar noch einmal um 20 Prozent zunehmen.

Angekommen ist die Krise inzwischen auch bei vielen deutschen Anlegern. Geschlossene Schiffsfonds, einst als Steuersparmodell konzipiert, entwickeln sich immer öfter zum finanziellen Albtraum. Derzeit befinden sich 221 deutsche Schiffsfonds in der Sanierung, mindestens weiteren 64 Fonds könnte nach Angaben der Deutschen Fondresearch ein solcher Schritt noch bevorstehen. Gründe genug, die Ankündigung des Hamburger Senats, mit einem zukünftigen Börsengang von Hapag einen Gewinn zu machen, mit Skepsis zu betrachten. In absehbarer Zeit ist ein solcher Börsengang kaum realistisch. Wegen der Hamburger Beteiligung an der HSH Nordbank, einem wichtigen Schiffsfinanzierer, könnten auf die Stadt eher sogar zusätzliche Belastungen zukommen. N.H.


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