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03.03.12 / Gezielt Schwarze massakriert / Libyen: Vom Westen unterstützte Rebellen vernichteten ganze Stadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Gezielt Schwarze massakriert
Libyen: Vom Westen unterstützte Rebellen vernichteten ganze Stadt

Der größte Einzelkriegsschauplatz des Libyenkrieges war die dreimonatige Belagerung der Küstenstadt Misrata, der drittgrößten Stadt des Landes. Mehr als 2000 Menschen sollen in dieser Zeit den Kämpfen zum Opfer gefallen sein. Die Gaddafi-Armee hatte das nur 40 Kilometer entfernte Tawergha als Hauptquartier gewählt. Dort wurden Soldaten rekrutiert, Vorstöße in das von Rebellen besetzte Misrata gestartet und Raketen abgeschossen. Während des Krieges wurden die militärischen Einrichtungen von Tawergha zwar von zahlreichen Nato-Angriffen zerstört, aber die Stadt war weitgehend unversehrt geblieben. Am 12. August 2011 verkündeten libysche Rebellen, Tawergha erobert zu haben. Tawergha, einst eine Stadt von 30000 Einwohnern, wurde erst nach diesem Datum aus Rache zerstört. Der britische Journalist Andrew Gilligan besuchte im September 2011 Tawergha und fand die Stadt von den Einwohnern verlassen vor. Die Misrata-Brigade, eine halbautonome Einheit der Libyschen Nationalen Befreiungsarmee, hatte dort ethnische Säuberungen durchgeführt als Antwort auf die Unterstützung Gaddafis, wobei sich die Misrata-Brigade als „die Brigade für die Beseitigung von Sklaven und Schwarzhäutigen“ bezeichnete.

Tawergha war einst nicht nur wegen seiner grünen Palmen und Datteln bekannt, die als sein wahrer Reichtum bezeichnet wurden. Die Stadt war auch bekannt als das Zentrum des schwarzen Libyens, weil die Stadt fast ausschließlich von schwarzen Arabern besiedelt war, die als Nachkommen ehemaliger Sklaven seit Jahrhunderten in Libyen wie in allen anderen arabischen Ländern leben. Der Islam lässt zwar offiziell keinen Rassismus zu, allerdings brodeln auch unter dem Islam rassistische Vorurteile. Auch aus diesem Grunde wurde die Stadt Tawergha nach dem offiziellen Ende der Revolution am 23. Oktober systematisch zerstört, Haus für Haus, Wohnung für Wohnung geplündert, angezündet: Die wenigen verbliebenen Bewohner wurden vertrieben – wenn man sie überhaupt am Leben gelassen hat. Heute bietet die Stadt ein Bild der Trostlosigkeit, sie ist eine verlassene Geisterstadt. Nach internationalem Recht ist in Tawergha ein schweres Kriegsverbrechen begangen worden, weil die Stadt erst nach Abschluss der Kriegshandlungen zerstört wurde.

Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat im Januar ihre Arbeit in Misrata abgebrochen, weil sie Menschen für Folterverhöre der siegreichen Milizen medizinisch behandeln und sie so unfreiwillig für weitere Misshandlungen wieder einsatzfähig machen sollte. Nach dem neuesten Bericht der internationalen Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) sind Folterungen und auch willkürliche Festnahmen in Libyen weit verbreitet. „Die Milizen in Libyen sind großteils außer Kontrolle und können ungestraft machen, was sie wollen“, heißt es im Bericht vom Februar. Gefangene aus Tawergha sind in allen Lagern überrepräsentiert. Um alle Spuren an ihre ehemalige Stadt, die bereits zu römischer Zeit besiedelt war, zu tilgen, wurde unter den neuen Machthabern sogar der Name getilgt und Tawergha nach Misrata eingemeindet. Bodo Bost


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