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03.03.12 / Die sowjetische Sicht / Gedenkstätte zur Schlacht um Seelower Höhen erneut umgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Die sowjetische Sicht
Gedenkstätte zur Schlacht um Seelower Höhen erneut umgebaut

Der Kampf um die Seelower Höhen im April 1945 gilt als entscheidende Schlacht im Vorfeld des Kampfs um Berlin und größte auf deutschem Boden im Zweiten Weltkrieg. Die Gedenkstätte Seelower Höhen, Anfang der 70er Jahre in Ergänzung zu Ehrenmalen der sowjetischen Besatzungsmacht errichtet, wird zum zweiten Mal nach 1990 für rund 450000 Euro aus Bundes- und Landesmitteln erneuert.

Das bisherige, 15 Jahre alte Ausstellungskonzept sei veraltet, „überholt“, sagt die Gedenkstättenleitung. Sie beklagt, mit dem bisherigen Konzept aus den 90er Jahren habe sich die Sicht auf die vorher dominierende, sowjetische Sicht auf das Ereignis „um 180 Grad gedreht“. Vor allem deutsche Quellen seien seither beachtet worden. In das neue Ausstellungskonzept solle nun wieder vermehrt die russische beziehungsweise sowjetische Sichtweise über entsprechende Dokumente und Zeitzeugenberichte einfließen.

Die Gedenkstätte war anfangs allein den „ruhmreichen Taten der Roten Armee“ gewidmet und wurde in der DDR für Aufmärsche und ideologische Kundgebungen genutzt. Jetzt soll die „internationale Erinnerung“ an sich im Zentrum des Gedenkens stehen. Moderne Medien kommen dabei zum Einsatz. Im April ist die Vorstellung der neuen Außenanlage geplant.

Dann informieren neue Tafeln auch auf Englisch und Russisch. Audioführungen werden zudem in weiteren Sprachen, darunter Polnisch, geboten. Zu den an der Schlacht beteiligten Verbänden der Roten Armee gehörten auch polnische Soldaten sowie aus den sowjetischen Straflagern (Gulag) an die Front entlassene politische Häftlinge. Die neuen Tafeln sollen ausdrücklich mit Mythen aufräumen, so dem Einsatz von Scheinwerfern in der (Nacht-)Schlacht.

Der Potsdamer Ostmitteleuropa-Historiker und Polenexperte Sebastian Nagel ist Projektleiter der Neugestaltung. Er forschte bisher unter anderem zum Thema polnische Einwanderung nach Deutschland. Laut Nagel werden sowohl die offiziellen geschichtlichen Darstellungen hinterfragt als auch deren Aufnahme in der Bevölkerung und deren Reaktionen darauf. „Wir suchen noch Berichte und Fotos aus der Zeit zwischen 1945 und 1990, die das Erleben dieses Ortes veranschaulichen können“, sagt der am Projekt beteiligte Militärwissenschaftler Uwe Klar. Die weitere Umgestaltung der Gedenkstätte dauert bis Dezember an. SV


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