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03.03.12 / Planeten, die gar nicht da waren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Planeten, die gar nicht da waren

Auch in der Astronomie können Kleinigkeiten sogar Koryphäen in die Irre führen. Die Planeten um Barnards Stern sind so ein Fall. Barnards Stern ist eine kleine, rote Zwergsonne, 5,9 Lichtjahre (also 56 Billionen Kilometer) von der Erde entfernt, die mit bloßem Auge unsichtbar ist. Barnards Stern trägt den Namen des amerikanischen Astronomen Edward Emerson Barnard, der ihn 1916 erstmals auf seinen Fotografien fand. Der Stern ist uns sehr nahe. Nur Proxima Centauri mit 4,2 Lichtjahren steht noch dichter an unserer Sonne.

Barnards Stern fiel durch seine starke Eigenbewegung auf. Einen zog der exzentrische Stern besonders in seinen Bann – den amerikanischen Astronomen Peter van de Kamp. Van de Kamp begann 1938 mit seinen Beobachtungen. Anfang der 60er Jahre hatte er über 2000 Aufnahmen gemacht, auf denen der Stern eine Art Schlangenlinie beschrieb. Daraus errechnete van de Kamp, dass Barnards Stern in 24 Jahren von einem Planeten umkreist wurde, der 60 Prozent schwerer war als Jupiter. 1969 postulierte er einen zweiten, etwas kleineren Planeten.

Bis George Gatewood 1971 als Doktorand Barnards Stern mit verfeinerten Messinstrumenten unter die Lupe nahm. Er fand in den Fotos durch andere Teleskope keine Beweise für die Schlangenlinie des Sterns. Anderen Astronomen war aufgefallen, dass die Schwankungen aller Sternbahn-Störungen, die van de Kamp jemals beobachtet hatte, durch 8,3 teilbar waren. Und van de Kamp änderte etwa alle acht Jahre etwas an seinem Teleskop.

Damit waren die Planeten Geschichte, was van de Kamps Ruf nicht gut tat. Denn obwohl er ein innovativer Astronom war, blieben die Geisterplaneten von Barnards Stern an ihm haften. F.L.

 

Zeitzeugen

Aleksander Wolszczan – Polnischer Astronom, der 1982 in die USA ging. Seit 1994 lehrt er auch an der Universität Thorn in Westpreußen und ist Mitglied der polnischen Akademie der Wissenschaften. Anfang der 90er Jahre fand er mit seinem Kollegen Dale Frail die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten oder extrasolare Planeten).

Michel Mayor – Geboren 1942 in Genf, arbeitet er am Departement für Astronomie der Universität Genf. Mit seinem Doktoranden Didier Queloz fand er 1995 den ersten extrasolaren Planeten im Orbit um einen sonnenähnlichen Stern. Diese Entdeckung gilt als Meilenstein der Astronomie. Mayor saß lange im Beirat der Europäischen Südsternwarte und war an der Entdeckung zahlreicher weiterer Exoplaneten beteiligt.

Geoffrey Marcy – Der zurzeit renommierteste Planetenjäger. Von den ersten hundert neuen Welten fand der 1954 geborene Amerikaner alleine 70. Er bestätigte auch die Entdeckung von Mayor und Queloz. Marcy lehrt an der Universität Berkeley im US-Staat Kalifornien. Mit seinem Teamkollegen Paul Butler machte er die vorher belächelte Suche nach Exoplaneten zum angesehenen Forschungsfeld der Astronomie. Marcy erwartet für die nächsten Jahre die Entdeck-ung von erdähnlichen Planeten.

Paul Butler – Der 1960 geborene Teamkollege von Marcy entwarf viele Messinstrumente, die heute bei der Planetensuche eingesetzt werden. Nach seiner Zusammenarbeit mit Marcy wechselte er zum Anglo-Australian Observatory und initiierte dort das englisch-australische Projekt zur Suche nach Exoplaneten. Heute arbeitet er für die Nasa. Butler ist Mitentdecker von mehr als der Hälfte der bis 2006 gefundenen Exoplaneten und sucht nach Wegen, die Messtechnik weiter zu verfeinern.

Debra Fischer – Die US-Astronomie-Professorin (*1953) gehört zum Team der Planetenjäger um Geoffrey Marcy. Sie lehrt an der San Francisco State University und war an der Entdeckung von rund 150 Planeten beteiligt. Außerdem hat sie Computermodelle zur Simulation von Planetensystemen entwickelt. Auf sie gehen auch Computerprogramme zur Auswertung von Sternenspektren zurück, die wiederum Hinweise auf die Existenz von Exoplaneten liefern.


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