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03.03.12 / Seeboden am Millstädter See »atmet ostpreußisch« / 25 Jahre Treffen der Salzburger zeugen von tiefer Heimatverbundenheit − Ein Ort, an dem viele Landsleute sich erst kennenlernten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Seeboden am Millstädter See »atmet ostpreußisch«
25 Jahre Treffen der Salzburger zeugen von tiefer Heimatverbundenheit − Ein Ort, an dem viele Landsleute sich erst kennenlernten

Es war kurz nach der Wende, als wir von einem Treffen der Ostpreußen in Düsseldorf hörten. Wir wussten nicht genau, wo Düsseldorf liegt. Die eine Stunde, die wir Zeit gehabt hatten, einen Koffer für eine „Evakuierung von 14 Tagen“ zu packen, hatte uns nicht an einen Atlas denken lassen. Also machten wir uns kundig, fuhren los und kamen zu unserem ersten Ostpreußentreffen.

Es war ein unvergessliches Erlebnis und das ist es bis heute geblieben. Neben hilfsbereiten Tilsitern und den vielen anderen aus der Heimat entdeckten wir noch etwas: einen Stand aus Kärnten. Nach der ersten Verwunderung kam etwas in uns hoch, was unterschwellig schon immer dagewesen war – und wovon Mutti immer erzählt hatte: die Lander und Weller, unsere Vorfahren, kamen aus dem Erzbistum Salzburg. Deshalb ließ uns dieser Stand nicht mehr los. Eine freundliche Frau erzählte von einem Treffen, das sie für die Ostpreußen organisierte.

Wir fuhren in das Land, von dem wir nichts weiter wussten und staunten über den herzlichen Empfang und die Schönheit des Landes. Seeboden tat den Augen und dem Herzen gut. Wir erfuhren auch etwas über die Geschichte des Treffens, die gleichzeitig die Geschichte einer Kärntnerin war. Sie war mit einem Königsberger verheiratet und hatte sich für die Heimat ihres Mannes interessiert. Mit der Idee für ein Treffen war sie nach Hamburg zur Redaktion des Ostpreußenblattes gefahren. Man verwies sie an Redakteur Horst Zander., Es folgten 25 Jahre wunderbar organisierter Treffen mit Unterstüzung der Landsmannschaft Ostpreußen, bei denen man in zehn Tagen das Land kennenlernen, sich aber auch über die Heimat austauschen konnte. Im Gästebuch fand sich mancher Bekannte aus der Heimat wieder.

Etwas Besonderes blieb die Marktgemeinde Seeboden über viele Jahre. Sie war nicht nur Gastgeberin für Menschen, die einmal einen Urlaub in einem wunderschönen Land machen wollten. Nein, sie wurde mehr: Seeboden atmete ostpreußisch, als die Familie Möwe 1999 einen großen Findling stiftete, die Gemeinde die Schilder der Vertreibungsgebiete dazu lieferte und dieser Stein im schönsten Park des Ortes, dem „Klinger-Park“ aufgestellt wurde. Wir saßen auf Bänken, neben zwei Eichen, bezahlt von dem Wehlauer Heinz Grabowski, seit dem Krieg in Chicago lebend, und hörten die Verse von Agnes Miegel, die sie 1952 geschrieben hatte. Sie wurden von Schülern aus Seeboden vorgetragen. Ich hörte zum ersten Mal das Gedicht „Es war ein Land“. Die Ostpreußenfahne flatterte im Wind und wir sangen unsere Hymne, das Ostpreußenlied. Die Ostpreußenfahne empfing uns Jahr für Jahr am großen Gebäude der Seeboden-Touristik und an der „Kordon-Hütte“, auf der wir uns zur Abschiedsfeier trafen. In den zehn Tagen besuchten wir unter anderem Schloss Mosham, von wo die Schergen die protestantischen Salzburger vertrieben hatten, das Geburtshaus von Agnes Miegel und auch die „Ostpreußenhütte“ mit den Wappen der ostpreußischen Städte, die beim Aufbau der Hütte geholfen hatten, wo also auch das Tilsiter Wappen an die freiwilligen Helfer erinnerte. Wir blätterten in Büchern, in denen man die Namen der Vertriebenen nachlesen konnte.

Nun ist es still geworden um dieses Treffen, zu dem früher auch Ostpreußen aus Australien, Amerika oder Südafrika kamen. Viele fühlen sich zu alt, um so weit zu fahren. Und doch – wir möchten es wieder erleben, dieses Seeboden mit dem „ostpreußischen Flair“. Für uns Ostpreußen sollte es mehr sein, als für Schlesier und Sudeten, die, einstmals angesteckt von den Ostpreußen, immer noch einmal im Jahr hinfahren. Es tut gut, auf einen Bürgermeister zu treffen, der sich mit ostpreußischer Geschichte befasst.

Seit dem vergangenen Jahr gibt es in Fresach, einem Nachbarort, ein großes Museum mit einer Dauerausstellung über „500 Jahre protestantisches Abenteuer“. Auch das ist ein Stück ostpreußischer Geschichte.

Die Reise nach Seeboden ist gar nicht so schlimm. Viele Züge fahren bis Spittal durch und die Quartierleute holen die Ankommenden gerne aus diesem drei Kilometer entfernten Ort ab. Unsere kleine Gruppe, die voller Liebe und Sehnsucht an Seeboden und den Millstätter See denkt, hat sich den Wonnemonat Mai zum Treffen ausgesucht. Wer interessiert ist und noch etwas vom Elan der Ostpreußen in sich hat, mitkommen und etwas mehr wissen möchte, kann sich an uns wenden. S. Kaminsky

Sigrid Kaminsky, Telefon (03727) 3853 oder Gerda Harz, Telefon (0911) 544749.


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