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10.03.12 / Die Scheinriesin / Beste Umfragewerte für Kanzlerin: Deutsche hoffen, Merkel verhindere Dammbruch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Die Scheinriesin
Beste Umfragewerte für Kanzlerin: Deutsche hoffen, Merkel verhindere Dammbruch

Bei der Euro-Rettung erweckt Merkel den Eindruck, sie stemme sich gegen überzogene Forderungen der Partner. Doch am Ende gibt sie zumeist klein bei.

Die Meinungsforscher stehen vor einem Phänomen: Die Union kommt in Umfragen kaum von der Stelle, die Liberalen verharren wie festgenagelt in der Todeszone weiter unter fünf Prozent, und die Euro-Politik von Bundesregierung und Opposition gleichermaßen lässt die Wut der Deutschen immer weiter ansteigen. Doch Angela Merkel kann dies alles nichts anhaben: Ihre Popularität steigt und lässt diejenige aller Konkurrenten deutlich hinter sich.

Die konkrete Politik kann es kaum sein, welche der Kanzlerin solches Ansehen verleiht. Es ist vielmehr ihre geschickte Art, in Zeiten, in denen die Grundlagen von Wohlstand und Demokratie gefährdet scheinen, Ruhe, Verlässlichkeit und vor allem Durchsetzungskraft auszustrahlen.

Der Blick auf die realen Resultate von Merkels Politik lässt jedoch nur den Schluss zu, dass sich die Deutschen von der täuschenden Aura einer Scheinriesin verführen lassen. Wie so oft hat Merkel auch bei der Aufstockung des dauerhaften „Rettungsschirms“ ESM zunächst ihren entschiedenen Widerstand angemeldet – und damit ihren „eisernen“ Ruf poliert. Und wie bislang jedes Mal dürfte sie wieder nachgeben: Aus Regierungskreisen verlautet dies bereits, wie die „Süddeutsche Zeitung“ erfahren haben will. Man werde sich mit einem Trick behelfen, heißt es.

In einem ähnlichen Licht erscheint die Deutsche Bundesbank. Mit einem flammenden Appell hat sich Bundesbank-Chef Jens Weidmann an den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, gewandt. Weidmann protestiert dort (in einer für die sonst diskreten Notenbanker verblüffenden Deutlichkeit) gegen die ausufernde Geldpolitik des Italieners. Botschaft: Die deutschen Verantwortlichen kämpfen wacker für die Stabilität unseres Geldes.

Die renommierte „Wirtschaftswoche“ nennt Weidmanns Vorstoß „reichlich naiv“, denn die von Draghi angeführten Weichwährungsländer haben im EZB-Rat die Mehrheit. Da kann der Deutsche noch so viel warnen, zetern und protestieren. So, wie die (von Anfang an absehbaren) Machtverhältnisse im Euro nun einmal sind, haben deutsche Stabilitäts-Ermahnungen keine Chance.

Die Deutschen wissen um die Vergeblichkeit solcher Bemühungen. Ja, sie hegen gar den berechtigten Verdacht, dass Merkels vorgetäuschte Hartleibigkeit oder Weidmanns Prinzipientreue bloß Kulissen sind, die man zu ihrer Beruhigung vor die schreckliche Realität schiebt. Was sich in Merkels Umfragewerten und dem ungeschmälerten Ansehen der Bundesbank niederschlägt, könnte weniger ihr „Vertrauen“ sein als der Ausdruck einer tiefen Verunsicherung. In dieser Stimmung klammern sich die Deutschen an die letzten scheinbar starken Autoritäten. Helfen wird es ihnen nicht. Hans Heckel


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