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10.03.12 / Sold und Ehre

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Jan Heitmann:
Sold und Ehre

Nun hat Christian Wulff es endgültig geschafft. Hat sein Verhalten bisher lediglich für verhaltenen Unmut gesorgt, feiert der Volkszorn jetzt ein Hochamt. Es ist auch wirklich kaum zu glauben: Der eine muss fast 50 Jahre lang arbeiten, um eine kärgliche Altersrente zu bekommen, während der Polit-Pensionär in den besten Jahren nach gerade einmal 597 Tagen im Präsidentenamt bis an sein Lebensende rund 550 Euro pro Tag einstreicht. Wer die Diskussion darüber einfach als Neid-Debatte abtut, macht es sich zu leicht. Wulff ist ausschließlich über seine eigenen Verfehlungen gefallen. Der Ehrensold aber soll Dank und Anerkennung von Staat und Volk für besondere, ehrenvolle Leistungen zum Ausdruck bringen. Wie ausgerechnet Wulff sich, seinem Amt und unserem Land Ehre gebracht haben soll, wird nicht einmal er selbst erklären können.

Doch die üppige Versorgung allein reicht ihm nicht. Er will auch die anderen Privilegien wie Büro und Fahrer genießen, die einem ehemaligen Staatsoberhaupt zustehen. Diese Regelung an sich ist sinnvoll, werden doch die Altbundespräsidenten weiter als Repräsentanten des Landes und „Elder Statesmen“, deren Wort Gewicht hat, wahrgenommen. Im Falle Wulffs ist jedoch kaum anzunehmen, dass er würdevoll mit dieser Rolle umzugehen versteht. Er hatte auch noch nie etwas wirklich Gewichtiges zu sagen. Und selbst dann, wenn das einmal anders sein sollte, wird ihm keiner zuhören wollen. Vom juristischen Standpunkt her mögen Wulff Ehrensold und Privilegien zustehen. Doch nicht alles, was rechtens ist, ist auch gerechtfertigt. Zu erwarten, dass Wulff verzichtet, um verspätet Demut und Größe zu zeigen, wäre naiv. Raffke Wulff wird sich immer treu bleiben.


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