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10.03.12 / Über Umwege ans Ziel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Über Umwege ans Ziel

Der Druck der westlichen Welt und Israels auf die Machthaber im Iran scheint groß, dennoch zeigt sich Präsident Ahmadinedschad unbeeindruckt, auch von den angedrohten und zum Teil schon geltenden Embargos. Auch die Schließung der von Teheran gesteuerten EIH-Bank in Hamburg und die jüngste Trockenlegung iranischer Geldquellen durch die dem Herrscherhaus in Dubai gehörende Noor Islamic Bank haben bisher keinen Eindruck in Teheran hinterlassen. Das Noor-Institut hatte dem Re-gime geholfen, trotz des Embargos Öl zu verkaufen. Schätzungen sprechen von einem Volumen in Höhe von 80 Milliarden US-Dollar. Ermittelt wird auch gegen weitere Geldhäuser der Emirate. Immerhin geht es um äußerst lukrative Geschäfte, denn bei Umgehungen von Embargos fallen entsprechend höhere Provisionen an.

Der Iran trickst auf mehreren Ebenen, benutzt etwa 66 Briefkastenfirmen in Europa, verschleiert Transportwege durch umbenannte Schiffe (so wurde aus der „Iran Mutafh“ von 2006 die „Amplify“ in 2009) und kauft so Kriegsmaterial in Europa und den USA, wie die „New York Times“ recherchierte. Insgesamt wurden 123 Cargoschiffe umbenannt.

Das ehemalige Persien, dessen atomare Anstrengungen heftig umstritten sind, will sich nicht in die Knie zwingen lassen. Denn bei jedem Embargo gibt es unkontrollierbare Lücken und Teheran hat Geld durch die Einnahmen aus seinen Ölgeschäften. Zudem steht die nach Rohstoffen hungernde Volksrepublik China als Abnehmer bereits vor der Tür. Teheran sprach seinerseits ein Öllieferungsembargo gegen europäische Staaten aus, trumpft mit Drohungen auch militärischer Art auf, manchen Auguren scheint ein dritter Weltkrieg bevorzustehen. J.F.

 

Zeitzeugen

Fidel Castro – Kubas 1926 geborener Revoluzzer und späterer Methusalem-Diktator führte von 1959 bis 2008 die Geschicke des karibischen Inselstaates. Die USA belegten ihn 1962 wegen der Enteignung US-amerikanischer Firmen mit einem Embargo, das Castro mit der Öffnung zur Sowjetunion beantwortete. Die Wirkung ist umstritten. Kritiker vermuten, dass die genannten Verluste hochgerechnet sind und einer Schuldzuweisung für die teilweise katastrophalen Lebensumstände in dem kommunistischen Land dienen sollen. Der wahre Grund für den Niedergang liege in der kubanischen, sozialistischen Misswirtschaft. Immerhin erschloss sich Castro schon kurz nach dem Embargo im gesamten Sowjetreich und in Südamerika neue Märkte. In jedem Fall ist mit 50 Jahren Dauer bis 2012 das Embargo das längste in der jüngeren Geschichte.

Marc Rich – Embargos machten ihn zum Milliardär. Der 1934 in Antwerpen geborene Marcell David Rich nutzte das Embargo der USA gegen die UdSSR für Geschäfte mit Röhren im boomenden Pipeline-Geschäft. Zudem umging er ein Embargo der USA gegen den Iran und belieferte Israel mit persischem Öl. Der jüdischstämmige Rich, der zusammen mit Pincus Green im schweizerischen Steuerparadies Zug ein Rohstoffunternehmen gründete, war auch auf anderen Gebieten aktiv. Der US-Staatsanwalt Rudolph Giuliani, später Bürgermeister von New York, stellte ihn unter Anklage und nannte ihn den größten Steuerbetrüger in der Geschichte der USA. Rich legte die US-Staatsbürgerschaft ab, nahm stattdessen die spanische an.

Napoleon Bonaparte – Der 1769 geborene Franzosenkaiser hatte sich die Wirkung des größten Embargos in Europa, der sogenannten Kontinentalsperre, auch wirkungsvoller vorgestellt, als es in Wirklichkeit den Erzfeind England schädigte. Die Überwachung auf See verschlang zudem Unsummen. Von 1806 bis 1814 war sie in Kraft und untersagte den Export kontinentaler Waren nach England und die Einfuhr englischer Güter nach Kontinentaleuropa. Der napoleonische Protektionismus blieb ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Briten, sie erschlossen sich neue Absatzmärkte, bevorzugt in Amerika. Eine weitere Folge war auch das Aufblühen des Schmuggels und die Schädigung des Handels norddeutscher Hafenstädte.


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