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10.03.12 / Ungleiche Partner / Peugeot/Citroën dürfte sich mit GM keinen Gefallen getan haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Ungleiche Partner
Peugeot/Citroën dürfte sich mit GM keinen Gefallen getan haben

Die Autokonzerne General Motors (GM) und Peu-geot/Citroën (PSA) haben eine Kooperation vereinbart. Neben einer Beteiligung in Höhe von sieben Prozent, die GM zum Minderheitsaktionär bei PSA macht, wurde ein gemeinsamer Einkauf und eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung verabredet. Trotz verbreiteten Optimismus sind bereits jetzt Probleme bei der künftigen Zusammenarbeit absehbar. Beide Konzerne treffen auf harte Konkurrenz auf dem europäischen Markt, ebenso sind beide auf den Wachstumsmärkten Asiens schwach aufgestellt.

Offen ist auch, ob es sich langfristig um eine Kooperation auf gleicher Augenhöhe handeln wird. Auf der einen Seite steht ein 116-jähriges Traditionsunternehmen, das durch die Familie Peugeot dominiert wird und das in einer ernsthaften Krise steckt. Auf der anderen Seite steht GM. Dass das Kürzel in den USA statt mit General Motors immer mit Government Motors übersetzt wird, hat gute Gründe: Ungeachtet der Sonntagsreden vom Freien Markt hat die US-Regierung vor drei Jahren fast 50 Milliarden Dollar in den Konzern gesteckt. Mit 23 Prozent ist der Staat einer der größten Anteilseigner bei GM.

Den starken Aktionär im Rücken nutzt GM weidlich aus. Schaut man sich die von GM gemeldeten starken Absatzzahlen vom US-Markt genauer an, dann trifft man mitunter auf zinslose Finanzierungen über 72 Monate und auch auf eingeräumte Rabatte, die laut Autodata Corp. im Durchschnitt 45 Prozent über dem Branchendurchschnitt liegen. Undenkbar ist, dass GMs neuer Partner Peugeot/Citroen jemals mit ähnlich hohen Summen von Staatsgeldern gehätschelt wird: PSA, Europas zweitgrößter Autobauer, machte allein in der zweiten Jahreshälfte 2011 ein Minus von rund 500 Millionen Euro auf dem europäischen Markt. Ähnlich hohe Verlustzahlen, die vor allem Opel angelastet werden, präsentiert auch GM-Europe. Doch bei diesen GM-Zahlen ist Skepsis angebracht. So steht die Klage über den „Verlustbringer Opel“ im offensichtlichen Gegensatz zur Einschätzung des Branchendienstes „Harbour Report“, der die Opel-Fabriken zu den effizientesten Autowerken in Europa zählt. Wenn die Kosten pro Fahrzeug trotzdem über dem Durchschnitt liegen, dürfte das Problem entweder beim Einkauf oder aber bei GM selber liegen. Denkbar ist zum Beispiel, dass konzernintern Patentgebühren in Rechnung gestellt werden.

Der in der Öffentlichkeit entstandene Eindruck vom „Milliardengrab Opel“ könnte durchaus beabsichtigt sein. Von Betriebsräten gibt es bereits länger die Klage über die GM-Marktstrategie. Marken wie Chevrolet und Cadillac werden weltweit verkauft, Opel selbst soll dagegen Regionalmarke bleiben. Hinter dem konzerneigenen Wettbewerb mit ungleichen Chancen könnte nicht nur die Absicht einer weiteren Sparrunde stehen. Ehemalige Opel-Führungskräfte halten es für möglich, dass GM die Marke Opel langfristig verschwinden lassen will. Die deutsche Traditionsmarke würde damit dasselbe Schicksal wie Saab, Hummer, Saturn und Pontiac ereilen. N.H.


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