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10.03.12 / Fingierte Terroranschläge auf die USA / Chef des Vereinten Generalstabs wollte die Schuld Kuba in die Schuhe schieben, um Kriegsgrund zu haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Fingierte Terroranschläge auf die USA
Chef des Vereinten Generalstabs wollte die Schuld Kuba in die Schuhe schieben, um Kriegsgrund zu haben

Vor 50 Jahren, am 13. März 1962, wurde dem damaligen Präsidenten der USA, John F. Kennedy, vom Chef des Vereinten Generalstabs, General Lyman L. Lemnitzer, nach langer Vorausplanung die Durchführungsanordnung für eine streng geheime Operation namens „Northwoods“ zur Unterzeichnung vorgelegt. Inszenierte Terroranschläge unter falscher Flagge gegen den Luft- und Schifffahrtsverkehr innerhalb der USA sollten dem Land als Vorwand dienen für einen Regimewechsel im Kuba Fidel Castros.

Im April 1961 war eine mehr als 1000-köpfige Brigade von Exilkubanern bei ihrem Vorhaben schmählich gescheitert, mit indirekter Unterstützung durch die Vereinigten Staaten mittels Landung in der Schweinebucht die kubanische Regierung unter Fidel Castro gewaltsam zu stürzen. Präsident John F. Kennedy betrachtete diesen für ihn völlig unerwarteten Sieg der kubanischen Kommunisten als persönliche Niederlage und wollte nun schnellstmöglich durch den massiven Einsatz US-amerikanischer Truppen im Jahr 1962 das Castro-Regime beseitigen. Der Einsatz der US-Truppen war großzügig geplant: Man dachte an eine riesige Landungsoperation auf Kuba mit See- und Luftunterstützung, die von ihren Ausmaßen her an die Invasion in der Normandie während des Zweiten Weltkriegs heranreichen sollte. Vorher beabsichtigte man durch spezielle Propagandatricks die US-amerikanische Bevölkerung psychologisch auf einen Krieg gegen Kuba einzustimmen und in der internationalen Gemeinschaft politisches Verständnis für das eigene militärische Vorgehen zu erzeugen.

General Lyman L. Lemnitzer empfahl in seinem Plan für die Operation „Northwoods“ in Abstimmung mit anderen hohen US-Militärs nicht weniger, als kubanische Angriffe auf US-amerikanische Ziele vorzutäuschen, um dann durch die zu erwartenden Opfer einen passablen Kriegsgrund gegen das revolutionäre Kuba zu besitzen. Man griff hierbei offenkundig auf Beispiele aus der Geschichte zurück, wenn man dem US-Präsidenten vorschlug, ein US-amerikanisches Schiff in der Guantanamo Bay vor Kuba zu sprengen, denn durch die Explosion des US-Panzerschiffs „Maine“ im Hafen von Havanna war der spanisch-US-amerikanische Krieg von 1898 ausgelöst worden.

Ein weiterer Vorschlag beinhaltete den Angriff von USA-nahen Kubanern in Uniformen der kubanischen Streitkräfte auf den US-amerikanischen Truppenstützpunkt Guantanamo auf Kuba nebst der Sprengung eines Munitionslagers. Hier hatte anscheinend der „Fall Gleiwitz“ vom September 1939 Pate gestanden.

Man dachte ebenso daran, vorgeblich kubanische Terroraktionen auf Florida oder in Washington zu inszenieren. Immerhin hatte die geschickte propagandistische Verwertung deutscher geheimdienstlicher Sabotageaktionen in den USA in den Jahren 1914 bis 1916 die US-Bevölkerung in einen zunehmend kriegsbejahenden Zustand gebracht.

Als einen handfesten möglichen Kriegsgrund erachtete man ebenso den Abschuss eines US-amerikanischen Militärflugzeugs durch vorgeblich kubanische Jagdflugzeuge oder gar den scheinbar unprovozierten Abschuss eines zivilen US-amerikanischen Passagierflugzeugs. Hierbei sollte die CIA ein Zivilflugzeug chartern und mit US-amerikanischen Passagieren an Bord starten lassen. Die bemannte Maschine sollte nach ihrem Start klammheimlich gleich wieder auf einem US-Luftstützpunkt landen und in der Luft durch ein typgleiches, unbemanntes, ferngesteuertes Flugzeug ersetzt werden, das dann in Richtung Kuba flöge und über Funk Hilferufe unter Hinweis auf einen kubanischen Angriff ausstrahle. Anschließend sollte die Presse eine Liste der angeblichen Toten publizieren.

John F. Kennedy weigerte sich damals, diesen Vorschlägen seines Generalstabschefs zu folgen. Jahrzehnte später schrieb der US-amerikanische Geheimdienst­historiker James Bamford nach der durch ihn bewirkten Publikation des Dokuments empört: „Die Operation Northwoods sollte einen Krieg provozieren, in dem viele US-amerikanische Patrioten und unschuldige Kubaner sinnlos sterben würden – und das alles nur, um die Egos einiger verrückter Generäle zu befriedigen, die in Wa-shington sicher in ihren aus Steuergeldern bezahlten Häusern saßen, mit Dienstwagen vor der Tür … Die Verteidiger des Pentagon bestritten solche Vorwürfe jedoch stets mit dem Argument, dass hohe Regierungsbeamte sich zu einem solchen Betrug nie hergegeben hätten. Seit die Dokumente über die Operation Northwoods zugänglich sind, ist jedoch klar, dass die Täuschung der Öffentlichkeit und die künstliche Herbeiführung von Kriegen, in denen Amerikaner kämpfen und sterben müssen, auf den höchsten Ebenen des Pentagons als normale politische Mittel galten.“

Vielleicht ist es deshalb kein bloßer Zufall, wenn der uralte und vor seiner Ausrangierung stehende US-amerikanische Flugzeugträger „Enterprise“ gerade jetzt Kurs in die Nähe iranischer Hoheitsgewässer genommen hat. Immerhin begann der US-amerikanische Konflikt mit Nordvietnam im Jahr 1964 auch durch angebliche Angriffe nordvietnamesischer Patrouillenboote auf die Zerstörer „Maddox“ und „Turner Joy“, bis sich sieben Jahre später herausstellte, dass jener „Tonkin-Zwischenfall“ keinerlei realen Hintergrund hatte und dies den US-amerikanischen Entscheidungsträgern von Anfang an bekannt gewesen war. Jürgen W. Schmidt


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