26.04.2024

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10.03.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

fangen wir mit erfreulichen Dingen an. Erfreulich, das bedeutet für manchen Fragesteller schon, wenn er seinen Wunsch auf unserer Familienseite liest und nun warten kann, ob eine Reaktion erfolgt. Wenn diese dann kommt, ist es doppelt erfreulich wie für Frau Anorthe Nilson aus Göttingen, deren Suchfrage wir in einer Dezemberausgabe des letzten Jahres veröffentlicht hatten. Anorthe Nilson geborene Czudnochowski stammt aus dem Kreis Johannisburg. Dort hatte sie auf einer Heimatreise im letzten Sommer Unterlagen für ihr Familienarchiv gesammelt – mit Erfolg. Denn sie fand das Grundbuch ihres Großvaters aus Schunowen, in dem auch zwei Personen mit dem Namen Roch eingetragen waren. Frau Nilson bat uns, nach Gertrud und Siegfried Roch zu suchen. Es erfolgte ein Anruf, der Hinweise auf Gertrud Roch enthielt, und nach einigen Telefonaten hatte sie die Anschrift der Gesuchten, die heute einen anderen Namen trägt. Als Frau Nilson mir dies mitteilte, hatte sie bereits einige Briefe an die angegebene Adresse gesandt, aber noch keine Rückantwort erhalten. So werden wir bald weiter von dieser erfolgreichen Suche hören, die noch eine andere unerwartete Resonanz hatte: Es meldete sich ein Leser, der Fragen zu dem Namen Czudnochowski hatte und dem Frau Nilson weiterhelfen konnte.

Einen ersten Erfolg konnte auch Herr Ulrich Drescher verbuchen, dessen Suchfrage nach seiner leiblichen Mutter wir in Folge 6 brachten. Er hatte erst spät von unserer Ostpreußischen Familie erfahren, die nun für ihn nach langjähriger ergebnisloser Suche der letzte Hoffnungsträger ist. Zwar sind wir auf der Suche nach seiner Mutter Susanne (Suse) Drescher aus Insterburg oder Goldap, die am 15. März 1944 in der Insterburger Frauenklinik ihren Sohn Ulrich gebar, noch nicht weiter gekommen, aber es meldete sich ein Angehöriger seiner ersten Pflegefamilie. Die aus Schlaugen stammende Familie Didzus hatte bereits in Ostpreußen die Pflege übernommen, sie nahm das Kind mit auf die Flucht, die bis zu einem Auffanglager in Stadtilm/Thüringen führte, wo die Pflegemutter Emma Didzus 1951 verstarb.

Kurz nach der Veröffentlichung der Suchfrage meldete sich bei Herrn Drescher ein Angehöriger der Familie Didzus, mit dem er Wissenswertes über die Pflegeeltern austauschen, der aber in Bezug auf die Herkunft von Ulrich Drescher leider keine Angaben machen konnte. Er bedankte sich zwar herzlich für die Veröffentlichung, aber eine leichte Resignation klang doch durch. Nun muss ich ihm, der unsere Zeitung ja bisher nicht kannte, erklären, dass sich viele Erfolge nicht schon so kurz nach dem Erscheinen einstellen können. Die weltweite Verbreitung der PAZ, das Weitergeben von Leser zu Leser und vor allem die Präsenz im Internet bewirken manchmal erst nach längerer Zeit die ersehnte Resonanz.

So dreht sich unser Familienkarussell munter weiter. Das bekamen auch die Eichler-Schwestern Hildegard Jesse und Waltraud Gontarski zu spüren. Sie hatten nach älteren Exemplaren der Osteroder Heimatbriefe gefragt, vor allem nach jenen Ausgaben, in denen über ihr auf den Kernsdorfer Höhen gelegenes Heimatdorf Marienfelde berichtet wird. Unsere hilfsbereiten Leserinnen und Leser sandten den Schwestern die gewünschten Ausgaben zu oder unterrichteten sie telefonisch – große Freude! Die beiden Damen weilten bereits in den letzten Jahren mit einem interessierten Neffen zu Besuch in der Stammheimat der Eichlers. Nun möchte die jüngere Schwester Waltraud, angeregt durch die vielen Berichte, noch einmal mit ihrem Neffen dorthin reisen. „Das Interesse ist also auch bei der jüngeren Generation geweckt“, schreibt dazu Herr Frank Schneidewind aus Olpe, der die Bitte der Schwestern übermittelte. Er konnte übrigens die von ihm angebotene Postkarten-Bild-Mappe vom schlesischen Kurort Krummhübel einem jüngeren Schlesier-Nachfahren übergeben. Herr Dietmar Jäckel arbeitet ehrenamtlich mit seinen guten Kenntnissen für die Heimatgemeinde seiner Mutter in Niederschlesien, sein Großvater war vor der Vertreibung Ortsbürgermeister im Kreis Löwenberg. Herr Schneidewind meint im Hinblick auf das durch diese Aktionen geweckte Interesse bei der jüngeren Generation: Zur Nachahmung empfohlen!

Bei der Familie Klein in Schwörstadt wäre dieser Rat überflüssig, denn alle Generationen dieses Clans fühlen sich als ein Teil der Ostpreußischen Familie. So lautet die Inschrift auf dem Foto, das mir Herr Dr. Klein zum Jahreswechsel mit den besten Wünschen übersandte. Ich fand dieses Foto, auf dem so heiter und ungezwungen der Zusammenhalt aller Generationen demonstriert wird, symbolhaft für unsere Ostpreußische Familie, so dass ich es zur Veröffentlichung zurückbehielt. Und heute gab mir Herr Schneidewind mit obiger Mahnung das Stichwort dazu. Wir erwidern sehr herzlich die „schönen Grüße aus Schwörstadt“.

Unser nächster Fragesteller gehört der etwas älteren Generation an, denn er kommt erst jetzt im Rentenalter dazu, sich um seine Familiengeschichte zu kümmern – und die hat ihre Wurzeln in Ostpreußen. Eckhard Pahlke aus Elsdorf ist ein „Fluchtkind“, er wurde nach dem Verlassen der Heimat geboren, noch ehe die Familie eine feste Bleibe hatte, die sie dann erst später in Mecklenburg fand. Auf der Flucht hatte seine Mutter zwei Kinder verloren, vielleicht sprachen deshalb die Eltern nicht viel von der Heimat oder das Kind fragte nicht danach – jetzt macht sich aber der Wunsch, eine wissenschaftliche Ahnenforschung zu betreiben, umso stärker bemerkbar. Beide elterlichen Linien führen nach Ostpreußen. Herrn Pahlkes Mutter, eine geborene Perkuhn, stammt aus Pr. Eylau. Deren Mutter Ursula Perkuhn geborene Nieswandt, hatte dort zwei Friseurgeschäfte. Vater Gustav Pahlke wurde in Löwenstein, Kreis Gerdauen geboren und war Kaufmann in Gerdauen. Dieser väterlichen Linie gilt die Frage von Herrn Pahlke, denn irgendwo taucht in seiner Ahnenliste der Name „Helldobler“ auf als Nachfahre einer Salzburger Einwandererfamilie. Einige Hinweise zur Nachforschung konnte ich Herrn Pahlke geben, aber unsere Leser sind auch gefragt. Wer trägt diesen Namen oder hat ihn in seiner Ahnenliste und kann Angaben über dessen Herkunft machen? Herrn Pahlke interessiert alles, was mit dem Namen „Helldobler“ zusammenhängt. Im Gespräch mit ihm kam heraus, dass er bereits einmal einen unerwarteten Erfolg über unsere Ostpreußische Familie zu verzeichnen hatte, von dem wir leider nichts erfuhren. Es ist eine so echt ostpreußische Geschichte, dass ich Herrn Pahlke bat, mir Näheres mitzuteilen. Und so werden wir bald mehr davon hören. Jetzt geht es erst einmal um die Helldobler-Linie. (Eckhard Pahlke, Keltenweg 10 in 50189 Elsdorf, Telefon 02274/700528, Fax 02274/7061558, E-Mail: e.pahlke@pahlke-eum.de)

Auf Ahnensuche will auch Herr Siegfried Westermann gehen, wenn er im Juli nach Ostpreußen fährt. Zuvor möchte er aber einige Erkundigungen einholen, da der 74-Jährige nicht weiß, wo und wie er zu forschen hat. Da kann er schon einige Hinweise aus unserem Leserkreis gebrauchen, vor allem von denjenigen, die dort beheimatet sind. Dort, das heißt: im südlichen Ostpreußen, vor allem im Kreis Osterode. Seine Großmutter mütterlicherseits, Anna Charlotte Weiß, wurde 1888 in Adamsheide geboren, ging aber schon mit 16 Jahren in das Ruhrgebiet. Sie lernte in Herne ihren Ehemann kennen, mit dem sie in dessen Heimat, den Kreis Minden-Lübbecke, zog. Dort verstarb sie im Jahre 1964. Ihre Eltern Eduard Friedrich Weiß, *17. Januar 1851 in Hornsberg, †31. Dezember 1937 in Wahlsdorf, und Dorothea geborene Ratke, *23. Juni 1849 in Wittigwalde, †18. Februar 1930 in Wahlsdorf, stammten ebenfalls aus der Gegend, denn Hornberg liegt zehn Kilometer westlich und Wittigwalde 14 Kilometer südöstlich von Osterode. Von den Eltern des Urgroßvaters sind lediglich die Namen bekannt: Friedrich Weiß und Charlotte geborene Dost. Nun möchte Herr Westermann weiter in dieser Richtung forschen, ihm ist vor allem an näheren Angaben über seine Ururgroßeltern Weiß gelegen. Wer kann ihm hierzu Ratschläge geben, in welchen Archiven, Chroniken oder Kirchenbüchern er fündig werden könnte? Da er nicht Polnisch spricht, wäre er auch dankbar für alle Ratschläge, die ihm auf seiner „Ahnenreise“ nützlich sein könnte. (Siegfried Westermann, Weimarstraße 41 in 53757 Sankt Augustin, Telefon 02241/332907, E-Mail: siegfried.westermann@t-online.de)

Nicht auf der Suche nach ihren Ahnen, sondern nach ehemaligen Nachbarn und Freunden aus ihrem Heimatort Perlswalde ist Frau Renate Brunk aus Neu Bamberg. Der eigentliche Anlass zu ihrem Schreiben war aber mein Buch „Typisch ostpreußisch“, in dem sie den Anfang des plattdeutschen Kinderliedes „Hanske wöll riede“ (Hänschen will reiten) fand. Ihre Mutter hat es daheim in Perlswalde ihren Kindern immer vorgesungen. Obgleich Frau Brunk erst 1939 geboren wurde, hat sich ihr dieses Liedchen so eingeprägt, dass sie es später ihrer Tochter und sogar den Enkeln vorsang, aber immer nur den ersten Vers, die anderen hat sie nicht behalten. Deshalb bat sie mich um den ganzen Text, und den Wunsch kann ich ihr erfüllen. In dem Schreiben kam sie nun auf ihr Heimatdorf zu sprechen, denn sie sucht immer noch nach ehemaligen Einwohnern von Perlswalde, Kreis Angerburg. Fünfmal war sie schon „Zuhause“ und immer auf ihrem alten Hof. Einmal sogar mit der ganzen Sippe: 28 Personen, alle Nachkommen von Frau Brunks Vater und seinen fünf Geschwistern. Sie haben sogar im Garten zusammen mit den neuen Bewohnern des Hofes gegrillt. (Renate Brunk, In der Loge 21 in 55546 Neu Bamberg.)

Die nächste Frage führt wieder einmal nach Bartenstein, und es ist eine sehr ernste Frage, Frau Waltraud Schadt stellt sie, und die vage Hoffnung, dass sie aus unserem Leserkreis beantwortet werden kann, ist aus ihren Zeilen spürbar: „Ende 1944 musste meine Mutter mit sechs Kindern von Adelig Gut Raschung, Kreis Rößel, flüchten. Der Fluchtweg und die Geschehnisse auf der Flucht sind mir unbekannt, da ich selbst zu diesem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt war. Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass sie sich mit uns Kindern im Keller der Agnes-Miegel-Schule in Bartenstein aufhielt, als die russischen Soldaten im Januar 1945 einmarschierten. Zwei meiner Geschwister, Margarete, damals 19 Jahre alt, und Herbert Rofalski, zwölf Jahre alt, wurden durch Bombensplitter schwer verletzt. Als die Zivilisten auf Befehl der russischen Soldaten den Keller der Schule verlassen mussten, war meine Mutter gezwungen, die sterbende Tochter und den verletzten Sohn zurück zu lassen. Meine Frage ist nun: Wo sind die Verletzten und die Verstorbenen aus dem Keller der Agnes-Miegel-Schule in Bartenstein geblieben? Vielleicht kann irgendjemand noch Auskunft geben?“ Es wird nicht nur „irgendjemand“ sein, sondern es dürften sich mehrere Landsleute melden, vielleicht sogar Zeitzeugen, die den Bombenangriff miterlebten. (Waltraud Schadt, Waldheideweg 95 in 46562 Voerde.)

Eure Ruth Geede


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