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10.03.12 / Wer war im Flüchtlingslager Silkeborg-Bad interniert? / Bunkermuseum dokumentiert Lagergeschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Wer war im Flüchtlingslager Silkeborg-Bad interniert?
Bunkermuseum dokumentiert Lagergeschichte

Vor nunmehr 63 Jahren kehrten die letzten der fast 245000 deutschen Flüchtlinge aus den dänischen Internierungslagern heim nach Deutschland. Sie ließen viele Tote in dänischer Erde zurück. Allein auf dem Friedhof von Silkeborg in Jütland liegen 308 ehemalige Insassen des dortigen Lagers begraben, das insgesamt etwa 4500 Flüchtlinge zählte. Für Frau Brigitte Havertz aus Remscheid ist Silkeborg aber ihr Geburtsort: Sie kam dort im Februar 1947 im Flüchtlingslager Silkeborg-Bad zur Welt und gehört somit zu den Allerjüngsten der damals internierten deutschen Vertriebenen. Deshalb beschäftigt sie sich besonders intensiv mit der Geschichte des Lagers und steht dabei in enger Verbindung mit dem heutigen Bunkermuseum in Silkeborg, in dem die Lagerzeit dokumentarisch aufgearbeitet wird. So schrieb Frau Havertz, die dem Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen angehört, einige Berichte über die Lager Silkeborg und Oksböl für den Gerdauer Heimatbrief, und diese waren auch der Anlass, dass das Bunkermuseum sich nun erneut an Frau Havertz wandte. Allerdings konnte sie die von der Museumsleitung gestellten Fragen nicht klären und bittet deshalb unsere Ostpreußische Familie und vor allem die damals in Dänemark Internierten, ihr und damit auch dem Bunkermuseum zu helfen, dessen Archivare diese Suchaktion sehr begrüßen.

Im letzten Jahr hatten sie viele neue Dokumente und bisher unbekannte Fotos im Staatsarchiv entdeckt, auf denen einige der damaligen Insassen zu sehen sind. Es ist aber keine Beschriftung vorhanden, die etwas über die Abgebildeten aussagen könnte. Für die Museumsleute ist es aber sehr wichtig, wenigstens einige Namen zu erfahren. Brigitte Havertz kann leider niemanden befragen, da alle Familienmitglieder, die in Dänemark interniert waren, verstorben sind. Sie hofft, dass sich noch einige ehemalige Lagerinsassen melden, die vielleicht die Familie Kowitz aus dem Kreis Gerdauen gekannt haben. Im Lager Silkeborg-Bad waren damals Max und Ida Kowitz geborene Luszig mit ihren Töchtern Lydia, Wally und Meta Kowitz. Lydia ist die Mutter von Brigitte, sie verstarb bereits 1980. Frau Havertz hat leider auf den Fotos weder ihre Mutter noch andere Familienangehörige entdecken können.

Nun sollen wir die Fotos veröffentlichen, und da es möglichst viele sein sollten, wird uns dieses Thema noch einige Zeit beschäftigen. Wir können aus Platzgründen leider nicht alle auf einmal bringen. Da aber unsere Ostpreußische Familie jede Woche erscheint, folgen weitere in den nächsten Ausgaben. Heute sehen Sie also das erste Bild, und vielleicht erkennt schon jemand aus unserem Leserkreis ein bekanntes Gesicht oder sogar sich selber oder einen Familienangehörigen.

Zur Geschichte des Lagers Silkeborg-Bad: In dem in der Mitte Jütlands gelegenen Silkeborg trafen die ersten Flüchtlinge mit der Bahn am 15. März 1945 ein. In den nächsten Monaten kamen viele Flüchtlinge vor allem aus Ost- und Westpreußen und wurden in mehreren Häusern des Ortes untergebracht. Sie konnten sich frei in ihrer Umgebung bewegen. Die Lage änderte sich durch die Kapitulation der deutschen Truppen in Dänemark am 4. Mai 1945. Die Flüchtlinge wurden in großen Lagern zusammengelegt und nach dem strengen Reglement der dänischen Regierung bewacht. In Silkeborg verlegte man nach der Räumung des deutschen Hauptquartiers in Jütland die Flüchtlinge nach und nach in das etwa vier Kilometer entfernte Kurbad. Die ersten Insassen kamen unter strenger isolierter Bewachung Mitte Juni 1945 nach Silkeborg-Bad. Ein Leben hinter Stacheldraht begann für Tausende von heimatlos gewordenen Deutschen. Im November 1945 waren fast 3800 Flüchtlinge in Silkeborg-Bad untergebracht. Danach schwankte die Zahl. Im Schnitt waren es rund 3700 Personen, bis das Lager langsam aufgelöst wurde. Im Februar 1947 wurden etwa 1000 Insassen mit einem Sonderzug in das Lager Oksböl gebracht, im Sommer folgten die anderen Lager­insassen. Auch die Familie Kowitz kam mit der neugeborenen Tochter in dieses Sammellager. Die Suche von Frau Havertz nach eventuellen Zeitzeugen, die ihre Familie kannten, erstreckt sich also auch auf die Zeit in Oksböl bis zur Ausreise im April 1948. (Brigitte Havertz, Büchelstraße 22 in 42855 Remscheid, Telefon 02191/5923487) R.G.


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