19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.03.12 / IN KÜRZE / Koranverse in der Kirche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

IN KÜRZE

Koranverse in der Kirche

Ludwigsburg – Im Credo bekennt die Christenheit ihren Glauben an den Dreifaltigen einen Gott: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. In jeder christlichen Kirche, gleich welcher Konfession, wird es in der Regel während eines jeden Gottesdienstes gesprochen oder aber als Lied gesungen. Evangelische Kirchengebäude dienen über die Feier des Gottesdienstes hinaus auch zur Aufführung geistlicher Werke, meist der großen Meister des vertonten Glaubens. In den Requiem-Schöpfungen von Mo­zart, Verdi oder Gabriel Fauré finden wir die Auseinandersetzung mit dem Glauben und den je eigenen Zugang dazu. Immer aber wird der Glaube an den einen Erlöser des Menschen, Jesus Christus, in seiner Schönheit zugleich bekannt und verherrlicht.

Die evangelische Friedenskirche in Ludwigsburg unweit Stuttgart wirbt in ihrer Internetpräsenz damit, ein „Ort der Kultur“ zu sein, „mit unterschiedlichsten Konzerten und wechselnden Ausstellungen“. Ein „städtisches Zentrum für eine offene Spiritualität“ will man sein, eine Spiritualität, „der alles Zwanghafte fern ist“. Was das in der Praxis bedeutet, wird an diesem Sonnabend zu hören sein. Da erleben die Besucher die Uraufführung eines „Oratoriums für den Frieden“ aus der Feder des Dirigenten Tilman Heiland. Ein „Konzert für den Frieden“ solle es werden und der „Verständigung zwischen Völkern, Kulturen und Religionen“ dienen. Das Orchester Junge Süddeutsche Philharmonie Esslingen sowie mehrere Chorvereine und Schulchöre wirken an dem Projekt mit, das unter der Schirmherrschaft des früheren Bremer Bürgermeisters Henning Scherf steht; Scherf ist Präsident des Deutschen Chroverbandes.

Wie die PAZ erfuhr, sollen vom Chor während des Stückes, das in seinem formalen Aufbau der Liturgie des Requiems folgt, die Eingangsverse des Koran auf Arabisch vorgetragen werden. Die Verse 1 bis 3 der ersten Sure des Koran werden von lateinischen Worten des Requiems musikalisch umrahmt. So kommt es, dass der Anruf „Milder Herr Jesu, gib ihnen die ewige Ruhe“ musikalisch mit einem Preis „Allahs“ vermengt wird: „Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Gütigen. Lob sei Allah, dem Herrn der Menschen in aller Welt dem Barmherzigen und Gütigen“. Allgemein bekannt ist, dass der Islam scharf die Gottessohnschaft Jesu wie auch die Dreifaltigkeit Gottes ablehnt. Auf der Netzseite des Projektes donanobis.de heißt es dazu knapp, die Texte stammten „aus verschiedenen Kulturkreisen und sind in vielen europäischen Sprachen, aber auch in hebräisch, arabisch oder Sanskrit verfasst“.

In der Pressestelle der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sieht man keinen Grund, sich von dem Konzert zu distanzieren. Es handele sich jedoch „um keine kirchliche Veranstaltung“, betonte deren Sprecher Oliver Hoesch gegenüber der PAZ. „Wir unterstützen die gute Absicht des Konzertes und seines Komponisten.“ Einer Vermischung der Religionen rede man keinesfalls das Wort, „und wir geben auch keine christlichen Glaubensüberzeugungen auf“, so Hoesch. Christian Rudolf


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren