26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.03.12 / Ein Dressurerfolg / Klonovsky über die Umerziehung des Mannes und den Tod des Helden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Ein Dressurerfolg
Klonovsky über die Umerziehung des Mannes und den Tod des Helden

Ja, irgendwie hat man ihn schon vermisst, aber so richtig bewusst war es einem noch nicht. In „Der Held. Ein Nachruf“ schildert „Focus“-Redakteur Michael Klonovsky nun, wie es zum Tod des Helden an sich kam und wieso einige gar nicht so traurig über sein Ableben und die damit verbundene „Verzwergung“ des männlichen Geschlechts sind.

Und so kennen wir Helden eigentlich nur noch aus Sagen und aus der Geschichte. Was aber nicht bedeute, dass ein Held heutzutage als etwas Gutes an sich betrachtet werde, so der Autor. Der Held gelte sozusagen als historisch belastet, seitdem er sein Leben auch für Dinge einsetzte, die von der Nachwelt als falsch eingestuft werden. Außerdem würden Helden auch so manches Mal Gewalt einsetzen, seien zumeist eher Einzelgänger und würden Taten sprechen lassen, statt das Gespräch zu suchen. All das seien Eigenschaften, die vom heutigen Zeitgeist nicht goutiert würden. Zudem seien Helden zumeist männlich, sprich Frauen seien in diesem Bereich massiv unterrepräsentiert, also, betont Klonovsky, könne die Gesellschaft der Gegenwart mit Heldentum absolut nichts anfangen. „Den Helden zu spielen“, sei demnach verpönt, bestenfalls Zivilcourage sei akzeptiert, was dazu geführt habe, dass immer mehr Männer alles tun, um bloß nicht in den Verdacht zu kommen, ein Held zu sein, ja sogar ein Mann zu sein: „Wird unser Land beleidigt, hören wir weg oder stimmen zu. Ohnehin versuchen wir, uns bei der Äußerung politischer Ansichten am derzeit gerade Opportunen zu orientieren (außer in der Anonymität des Internets). Wenn uns der Chef mobbt, kündigen wir; ist es der Nachbar, ziehen wir weg … Lieber den Schwanz einkneifen und keine Verletzung oder Schlimmeres riskieren, als seine Würde verteidigen. Sie ist ja bereits im Grundgesetz verbrieft. Den Begriff Männlichkeit halten wir für sexistisch, kulturelle Selbsterhaltung für Rassismus.“

All das habe zur Folge, dass der moderne Mann eher unter Burn-out als Testosteron-Überschuss leide, was ein Ergebnis jahrelanger Dressur sei. Dressur? Hier mag der Leser erst ein wenig verdutzt reagieren, doch Klonovskys zugespitzte Aussagen sind gut begründet. Unzählige Publikationen, Studien, Frauenrechtlerinnen und Gender-Beauftrage hätten in den letzten Jahrzehnten vor den Gefahren durch Männer gewarnt, so dass kaum ein Mann noch Mann sein mag. Als Beleg nennt er zahlreiche Buchtitel wie „Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und Fluch der Welt“, „Der Mann. Ein Irrtum der Natur?“ oder „Hunde sind die besseren Männer“.

Oft hätten sich Männer sogar zu Vorkämpfern der Entwicklung gemacht. Klonovsky nennt hier Thomas Krüger (SPD), den Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, der neben zahlreichen Veröffentlichungen auch 2010 den Kongress „Das flexible Geschlecht“ abhielt. Klonovsky rechnet auf eine so herrlich spitzzüngige, intelligente Art mit den überwiegend linken Wortführern der Frauenbewegung ab, dass es eine Freude ist. Und auch die Ziele von Alice Schwarzer denkt der Autor in all ihrer Radikalität zu Ende und entwirft so eine gruselige Zukunft, jedenfalls für alle Noch-Männer und ihre weiblichen Anhänger. Und auch die Frauen werden im Rahmen des Trends in ein Raster gedrängt, was nicht jede Frau begeistern mag, denn die Frau als Hausfrau und nicht-berufstätige Mutter passt nicht ins Konzept der linken Vordenker.

In Zeiten, in denen einem so mancher Politiker einreden will, dass Deutschlands Wohl wesentlich von der Einführung einer Frauenquote abhinge, ist „Der Held. Ein Nachruf“ wie Balsam für die geschundenen, weichgespülten Männerseelen, denn im Grunde dürften viele ähnlich wie der Autor denken, doch sie wagen keinen öffentlichen Widerspruch gegen die politisch korrekte Grundströmung. Und so ist Klonovsky doch irgendwie ein Held unserer zivilisierten Gegenwart, denn er sagt dem Mainstream wenigstens den Kampf an, auch wenn es nur der verbale ist. Rebecca Bellano

Michael Klonovsky: „Der Held. Ein Nachruf“, Diederichs, München 2011, kartoniert, 144 Seiten, 14,99 Euro.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren