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17.03.12 / Spielball der USA / Das Bretton-Woods-System: Vertragstreue so lange, wie sie nützt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Spielball der USA
Das Bretton-Woods-System: Vertragstreue so lange, wie sie nützt

Als US-Präsident Richard Nixon am 15. August 1971 per Fernsehansprache die im Jahr  1944 gegebene Zusage aufkündigte, Dollar in eine bestimmt Menge Gold umzuwechseln, war das eine Zäsur in der Währungsgeschichte. Fortan stand hinter Papiergeld nicht mehr ein durch Gold gedeckter Anspruch, sondern nur noch ein Versprechen. Makulatur war mit der Rede Nixons das gesamte bisherige Währungssystem von Bretton Woods, das den US-Dollar zur Weltleitwährung  gemacht hatte. Grundlage des zum Ende des Zweiten Weltkrieges geschaffenen Währungssystems war die Zusicherung der USA, jederzeit 35 Dollar gegen eine Feinunze Gold (31,5 Gramm) umzutauschen. Per festem Wechselkurs hingen alle anderen Währungen am Dollar und damit indirekt am Gold.

So überraschend die Aufkündigung der US-Selbstverpflichtung zur Einlösung von Dollar in Gold im August 1971 auch kam, eine Krise des von den USA dominierten Währungssystems war bereits länger absehbar. Der Vietnamkrieg und vom US-Präsidenten Lyndon B. Johnson angeschobenen Sozialprogramme hatten zu einer starken Verschuldung geführt. Die Dollar-Menge war dadurch so weit aufgebläht, dass die bei der US-Zentralbank vorhandene Goldreserve bei weitem nicht mehr zur Abdeckung ausreichte. Bereits im Jahr 1968 wurde die Goldeinlösepflicht auf Zentralbanken des Währungssystems beschränkt.

Eng verbunden mit dem Bretton-Woods-System, dem die Bundesrepublik 1949 beitrat, ist die Wiederherstellung der deutschen Goldreserven in den Nachkriegsjahrzehnten. Noch die Eröffnungsbilanz der Bundesbank im Juni 1948 wies keinerlei Gold aus. Mit den Exportüberschüssen der 1950er und 1960er Jahre änderte sich das jedoch. Vor dem aktuellen Hintergrund der ausufernden Target-2-Salden bei der Bundesbank – zu deren Tilgung durch die Schuldner keine Termine gesetzt sind – ist interessant, dass gemäß den damaligen Vereinbarungen der Europäischen Zahlungsunion (EZU) die Schuldnerländer ihre Importe aus Deutschland mit Goldzahlungen beglichen. Die Überführung der so aufgebauten deutschen Goldreserven unterblieb mit der Begründung hoher Transportkosten und unzureichender Lagerungsmöglichkeiten in Deutschland.

Auch wenn die Bundesbank sich mit Einzelheiten bedeckt hält, kann man davon ausgehen, dass bis heute ein Großteil der deutschen Goldreserven in New York, London und Paris gelagert wird. Schon fast regelmäßig wecken die deutschen Goldreserven – aktueller Stand etwa 3400 Tonnen – Begehrlichkeiten verschiedenster Seiten. 2004 wurden Überlegungen des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) laut, mit dem Verkauf von Teilen des Goldes Bildungs- und Forschungspolitik zu finanzieren. Auch in der aktuellen Euro-Krise haben die deutschen Goldreserven wieder Begehrlichkeiten geweckt. Statt dass Länder wie Italien mit 2451 Tonnen oder Portugal mit immerhin 382 Tonnen Gold selbst ihre Reserven heranziehen, sah sich Deutschland mit der Forderung konfrontiert, seine Goldreserven zur Euro-Rettung zur Verfügung zu stellen.             N.H.


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