29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.03.12 / Der Blessing-Brief

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Der Blessing-Brief

Lange Zeit sorgte ein im Jahr 1967 vom damaligen  Bundesbankpräsidenten Karl Blessing an seinen US-Amtskollegen geschriebener Brief für Spekulationen. Unter anderem musste der Brief dafür als Erklärung herhalten, dass eine Rückführung der in den USA gelagerten deutschen Goldreserven nicht möglich sei. Blessing habe zugesichert, die deutschen Goldreserven solange in den USA zu belassen, wie US-Truppen in der Bundesrepublik stationiert sind und den Schutz gegen den Ostblock gewährleisten.

Klarheit über den tatsächlichen Inhalt liegt seit der Veröffentlichung des Briefes im Jahr 2011 vor. Die vermutete Zusicherung, auf eine Überführung der Goldbestände zu verzichten, findet sich in dem Brief nicht. Im Hinblick auf das deutsch-amerikanische Verhältnis ist das Schreiben dennoch interessant. Immerhin sicherte Blessing zu, dass er das damals verbriefte Recht, Dollar aus den Währungsreserven der Bundesbank bei der Fed in Gold umzutauschen, nicht in Anspruch nimmt. Mit dem erklärten Verzicht rettete die Bundesbank – damals größter ausländischer Halter von Dollarbeständen – die US-Zentralbank wahrscheinlich vor dem Offenbarungseid. Die bei der Fed vorhandene Goldmenge stand schon damals in keinem Verhältnis mehr zu der aufgeblähten Menge an neu gedruck-ten Dollar. Hätte Blessing damals auf Konvertierung der Dollar gegen Gold bestanden, wären die heutigen deutschen Goldreserven noch um einiges größer.

Fast gleichzeitig betrieb Frankreichs Präsident Charles de Gaulle die Rückholung französischer Goldreserven. Seit 1966 ließ er tonnenweise bisher in den USA gelagertes Gold abholen. Angesichts der Aufkündigung der Bretton-Woods-Vereinbarung von Präsident Nixon 1971 eine weitsichtige Entscheidung.   N.H.

 

Zeitzeugen

Franklin D. Roosevelt – Ab dem 1. Mai 1933 im Zuge der Wirtschaftskrise verbot der US-Präsident (1882–1945) in den USA den Privatbesitz von Gold. Alle US-Bürger wurden gezwungen, ihr Gold bei der Federal Reserve Bank abzuliefern. Vollständig aufgehoben wurde das Verbot erst 41 Jahre später durch Präsident Gerald Ford zum 31. Dezember 1974.

Richard Nixon – In einer Ansprache im Fernsehen gab der US-Präsident (1913–1994) am 15. August 1971 bekannt, dass sich die USA ab sofort weigern würden, US-Dollar gegen die bisher festgelegte Menge Gold einzutauschen. Diese Verpflichtung waren die USA 1944 im Bretton-Woods-Abkommen eingegangen, der Neuordnung des internationalen Währungssystems mit festen Wechselkursen und einem goldhinterlegten US-Dollar als Leitwährung.

Charles de Gaulle – Die Währungspolitik des französischen Präsidenten (1890–1970) war stark auf die Wiederherstellung des Goldstandards ausgerichtet. Im Unterschied zur Bundesrepublik bestand de Gaulle auf dem durch die USA bis 1971 zugesichertem Recht, Dollar gegen Gold einzutauschen.

Gordon Brown – In seiner Amtszeit als Finanzminister unter dem Premierminister Tony Blair (Labour) veranlasste Brown im Jahr 1999 den Verkauf von 400 Tonnen aus den britischen Goldreserven. Das damals zu Preisen von 256 bis 296 Dollar pro Unze verkaufte Gold würde aktuell mehr als 1700 Dollar pro Unze erzielen.

Ron Paul – Der Republikaner bewirbt sich als Kandidat für die kommenden Präsidentschaftswahlen. Bereits im vergangenen Jahr sorgte der Mediziner für Schlagzeilen, als er öffentlich bezweifelte, dass die US-Goldreserven in Menge und Qualität dem entsprechen, was in den Bilanzen der Notenbank angegeben ist.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren