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17.03.12 / Je länger, desto teurer / Euro: Neue Studie geht anders als EU nicht von baldiger Erholung aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Je länger, desto teurer
Euro: Neue Studie geht anders als EU nicht von baldiger Erholung aus

Belastungen in Höhe von 125 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 allein für die Niederlande, so sieht eines der Szenarien aus, die eine Studie der Wirtschaftsberatung „Lombard Street“ aufzeigt. Fällig werden könnte diese enorme Belastung für die nur knapp 17 Millionen Niederländer in dem Fall, dass neben Griechenland und Portugal auch Länder wie Italien und Spanien vor dem Bankrott durch die Steuerzahler anderer europäischer Länder gerettet werden sollen. Präsentiert wurden diese unerfreulichen Prognosen vom Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei (PVV) Geert Wilders.

In Vorbereitung zu seiner Forderung nach Abhaltung einer Volksabstimmung über den Euro in den Niederlanden hatte Wilders bei dem Londoner Wirtschaftsberatungsunternehmen „Lombard Street“ ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das Fazit der Studie ist eindeutig: In der jetzigen Form ist Währungsunion nicht haltbar. Je länger Änderungen beim Euro verschoben werden, desto höher werden die Kosten.

Allerdings sind die im Rahmen der Studie ermittelten Belastungen für die Niederlande selbst für den Fall, dass Holland den Euro sofort aufgeben sollte, sehr hoch. Die Rückkehr zum Gulden würde nach Berechnungen von „Lombard Street“ die niederländischen Steuerzahler zirka 51 Milliarden Euro kosten. Trotz dieser Belastung würden die Vorteile eines Euro-Austritts nach Überzeugung von Wilders die Nachteile überwiegen, da allein schon für die nächsten Jahren neue niederländische Zahlungen für Rettungspakete in Höhe von 75 Milliarden Euro sehr wahrscheinlich sind.

Deutlich wurde bei der Präsentation allerdings auch, wie realitätsfern die bisher von Brüssel vorgelegten Zahlen sind. Die EU-Berechnungen gehen alle davon aus, dass die Wirtschaft in den betroffenen Ländern nicht weiter abstürzt, sondern sich schnell wieder erholt. Rechnet man hingegen mit einem länger anhaltenden Wirtschaftsabschwung, dann kommen andere Summe für Transferzahlungen und Rettungspakete zustande. In einem solchen Fall wird der Euro für Länder wie die Niederlande, Finnland und Deutschland zum sprichwörtlichen „Fass ohne Boden“. 

In einem von „Lombard Street“ durchgerechneten Extrem-Szenario könnten auf die verbliebenen starken Euro-Länder Kosten zwischen 1,3 und 2,4 Billionen Euro innerhalb der nächsten vier Jahre zukommen, um die Euro-Zone intakt zu halten. Dass derartig unerfreuliche Zahlen nicht von der niederländischen Regierung unter Mark Rutte, sondern vom Vorsitzenden der PVV stammen, ist angesichts der Summen kaum verwunderlich.

Völlig ignorieren kann die Regierung allerdings weder die von Wilders präsentierte Euro-Studie  noch seine Forderung nach einer Volksabstimmung über den Euro. Die Minderheitsregierung von liberaler VVD und Christdemokraten hängt quasi am seidenen Faden einer Duldungsvereinbarung mit Wilders Freiheitlicher Partei. Dieser Zwangslage entsprechend zurückhaltend äußerte sich Regierungschef Rutte zu der Präsentation von Wilders: Er sei „noch nicht überzeugt“, lautete sein knapper Kommentar.      N.H.


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