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17.03.12 / Aufmarsch der Außenminister / Westen will von Öffnung Birmas profitieren – Neuer Wachstumsmarkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Aufmarsch der Außenminister
Westen will von Öffnung Birmas profitieren – Neuer Wachstumsmarkt

Noch sind chinesische Investoren in Birma (Myanmar) mit 10,5 Milliarden Euro die Nummer eins, doch schon drängen sich 30 andere Nationen um die Rohstoffschätze des sich nach Jahrzehnten der Isolation öffnenden Landes. Für den Partner und Nachbarn Nordkorea mit seinem undurchsichtigen Geschäftsgebahren könnte die Entwicklung sogar Modellcharakter annehmen. Denn der Internationale Währungsfonds bescheinigte Birma, „die nächste ökonomische Front Asiens“ zu werden.

Immerhin ist der Außenhandel im Fiskaljahr 2011/12 bereits um 30 Prozent gestiegen, das Wirtschaftswachstum wird mit jährlich sechs Prozent prognostiziert. Von 2013 an sollen zwei von Peking finanzierte Pipelines Öl und Gas nach China pumpen. Die Gelder sind gefragt, sie fließen als konditionsfreie Kredite. Und China bleibt am Ball, denn Birma galt vor der Militärdiktatur von 1962 als „Kornkammer Südostasiens“.

Das Land ist zudem als Exporteur von Kupfer und Edelsteinen begehrt, dazu kommen reichhaltige Öl- und Gasreserven auch vor den Küsten. Hier sind die großen internationalen Mineralkonzerne bereits aktiv, Thailand erhielt Lizenzen und auch Pakistan ist interessiert. Ende Januar offerierte die Regierung Investoren acht Jahre Steuerfreiheit. Der Boom treibt Blüten, denn schon explodieren in Rangun die Immobilienpreise. Kostete 2011 ein Quadratmeter Büroraum noch zehn Euro, so sind es jetzt 23, Tendenz steigend.

An den Reserven des Landes, das 2007 durch die blutige Niederschlagung des Mönchsaufstandes („Safran-Revolte“) sowie die Inhaftierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung Suu Kyi für Negativschlagzeilen sorgte, sind auch Indien, Thailand, Südkorea und Singapur sowie Japan interessiert. Noch besteht zu Lasten Birmas ein Handelsdefizit von etwa 900 Millionen Euro. Das will Regierungschef U Thein Sein ändern. Und er drängt mit weiteren Reformen wie der Freilassung politischer Gefangener und der Schlichtung des Ethnie-Streits mit dem Stamm der seit 1949 rebellierenden Karen darauf, dass die Sanktionen gegen sein Land fallen. Die rehabilitierte Oppositionsführerin Kyi tritt zudem bei der Parlamentswahl im April an.

Das atemberaubende Reformtempo führte zu einem Aufmarsch westlicher Minister, voran US-Außenministerin Hillary Clinton, die die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nach mehr als 20 Jahren zusagte. Ihre Kollegen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Kanada und Südkorea folgten. Die EU kündigte ein Hilfspaket über 150 Millionen Euro und die Errichtung eines Kontaktbüros an, ebenso will die Asian Development Bank Gelder geben.

Thailand baut an der Südküste Birmas den Tiefseehafen Dawei für moderne Großschiffe. Er wird ökonomische Sonderzone und erhält zudem Fertigungsbetriebe sowie Kraftwerke. An der Entwicklungsfirma ITD ist auch Italien beteiligt. Nach der Inbetriebnahme wird der Weg nach Südostasien erheblich verkürzt und piratenfrei erfolgen können, da viele Transporte durch die Malakka-Straße entfallen. Und auch immer mehr Airlines fliegen Birma an, denn der Tourismus ist im Aufwind.             Joachim Feyerabend


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